Video zeigt offizielle Dreharbeiten für einen Film

Eine oft verwendete Behauptung prorussischer Desinformationen ist es, Gräueltaten der russischen Seite seien gar nicht echt, sondern inszeniert. Im April wurde zum Beispiel die Falschbehauptung verbreitet, Beweis-Videos für die schweren Verbrechen in der Stadt Butscha seien inszeniert worden.

Seit Mitte August 2022 verbreitet sich ein Video von Dreharbeiten im Kiewer Vorort Hostomel. Dazu wird kommentiert: «Wenn es die Gräueltaten des russischen Militärs nicht gibt, müssen sie erfunden werden.» Die Aufnahmen seien demnächst «bestimmt bei uns als russische Gräueltaten zu sehen». Allerdings zeigt das Video Dreharbeiten für einen offiziellen Film.

Bewertung

Diese Bilder zeigten oder beweisen nicht, dass ein russischer Angriff von einem ukrainischen Filmteam gefälscht oder erfunden wird, um ihn als Live-Aufnahme einer wahren Begebenheit darzustellen - oder dass die ukrainische Seite generell so handelt. Die Bilder zeigen die Dreharbeiten zum Film «Region of Heroes». Für diesen werden allerdings in der Tat Szenen aus dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine inszeniert.

Fakten

Das Originalvideo ist auf dem TikTok-Kanal «yarikfors» zu finden und ist seit 8. August 2022 online. Das Profil gehört Yaroslav Forsik, der laut der Nachrichtenagentur AP als Casting-Assistent für den ukrainischen Spielfilm «Region of Heroes» arbeitet. Forsik bestätigte den AP-Faktenprüfern, dass er das Video am Filmset gedreht hat.

Die Dreharbeiten für den Spielfilm haben laut Facebookseite zum Projekt am 27. Juli 2022 begonnen. Als Drehort ist die Region Kiews angegeben - das deckt sich mit der Ortsangabe Hostomel (Гостомель) in der dritten Zeile des Textes im originalen Tiktokvideo.

Die Faktenchecker von AP haben das zusätzlich verifiziert: Im Fotoarchiv der Nachrichtenagentur findet sich ein Foto von Hostomel, auf dem das zerstörte Gebäude deutlich zu erkennen ist, das im Hintergrund des TikTok-Videos zu sehen ist. Hostomel ist eine Vorstadt nordwestlich von Kiew, in der es Gefechte gab.

Zum Spielfilm

«Region of Heroes» soll Geschichten von fünf Menschen und ihrem Widerstand während der russischen Besetzung der Region erzählen. Es soll der erste große Kinofilm über «Engel, die durch die Hölle gingen» werden, und es handele sich um eine «Rekonstruktion», heißt es bei Elle Ukraine. Auch die Produktionsfirma Ideafilms hat Fotos vom Drehtag in Hostomel veröffentlicht (siehe fünftes Foto).

Das Video zeigt also Aufnahmen für eine Filmproduktion, dies wird auch klar nach außen kommuniziert - es sollen keine vermeintlich echten Aufnahmen gefälscht werden. Die zerstörten Straßen und Häuser, die zurückgelassen wurden, dienen heute als Filmkulissen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der Film Szenen enthält, die sich so nicht abgespielt haben.

(Stand: 19.8.2022)