Kein aktueller Anstieg

Swissmedic registrierte 16 212 Verdachtsmeldungen seit Januar 2021

15.12.2022, 11:35 (CET)

Seit Anfang 2021 analysiert Swissmedic regelmässig Verdachtsmeldungen von unerwünschten Wirkungen, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung beobachtet wurden. Kürzlich soll das Institut angeblich «mit Meldungen überhäuft» worden sein, wie ein Facebook-User behauptet, im Foto dazu ist von 16 212 Meldungen die Rede. Gab es im November 2022 tatsächlich eine «massive Explosion von schweren Nebenwirkungen»?

Bewertung

Im November gab es nicht überdurchschnittlich viele Meldungen, die im Post genannte Zahl bezieht sich auf alle Verdachtsmeldungen vom 1. Januar 2021 bis zum 22. November 2022. Swissmedic analysiert regelmässig Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen, die nach der Impfung beobachtet wurden. Dabei handelt es sich um alle Arten von Verdachtsmeldungen, nicht nur schwere Nebenwirkungen. Ob diese durch den Impfstoff ausgelöst wurden, lässt sich nur durch weitere Untersuchungen herausfinden.

Fakten

Ende Dezember 2020 erhielten die ersten Personen in der Schweiz die eine Covid-19-Impfung. Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic, welches für die Zulassung von Arzneimittel zuständig ist, überwacht diese auch nach der Markteinführung. Gesundheitsfachpersonen sowie Patientinnen und Patienten oder deren Angehörigen können Swissmedic einen Verdacht auf unerwünschte Ereignisse melden, welche in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung beobachtet wurde.

Im Jahr 2021 wertete Swissmedic etwa alle zwei bis drei Wochen die eingehenden Verdachtsmeldungen auf mögliche Impfnebenwirkungen aus und publizierte die Ergebnisse. Anfang 2022 wurde ein solches Sicherheitsupdate etwa monatlich vorgenommen, anschliessend alle zwei bis drei Monate. Swissmedic stuft das Nutzen-Risiko Verhältnis der Covid-19-Vakzinen nach wie vor als positiv ein.

Im Bericht von November 2022 wurden 16 212 Verdachtsfälle ausgewertet, die im Zeitraum vom 1. Januar 2021 bis zum 22. November 2022 Swissmedic erreicht hatten. Aus dem vorangehenden Bericht vom August 2022 geht hervor, dass 15 781 Verdachtsfälle zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 24. August 2022 eingegangen waren.

In den drei Monaten zwischen Ende August und Ende November waren es demnach etwas mehr als 400 Verdachtsmeldungen. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 wurden fast 3000 Verdachtsmeldungen ausgewertet - also durchschnittlich mehr als dreimal so viele Fälle pro Monat. Von einer aktuellen «Explosion» der Meldungen kann also nicht die Rede sein.

Verdachtsmeldungen sind keine bestätigten Nebenwirkungen

Werden Impfstoffe in einem kurzen Zeitraum millionenfach verimpft, ist automatisch mit einem Anstieg der Meldungen von potenziellen Nebenwirkungen zu rechnen, schrieb eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) an die Deutsche Presse-Agentur (dpa) für einen früheren Faktencheck.

Swissmedic weist darauf hin, dass auch wenn «ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Verabreichung eines Arzneimittels oder einer Impfung und dem Auftreten eines Symptoms oder einer Erkrankung besteht, […] dies nicht zwingend [bedeutet], dass das Arzneimittel bzw. der Impfstoff auch tatsächlich die Ursache war.» Es handelt sich also lediglich um einen Verdacht auf mögliche Nebenwirkungen, der gemeldet wird.

Für die Arzneimittelsicherheit sind diese Meldungen dennoch bedeutend. Obwohl eine Verdachtsmeldung keine bestätigte Nebenwirkung ist, können sehr seltene Nebenwirkungen dadurch erfasst werden. Seit Ende 2020 werden Covid-19-Impfstoffe eingesetzt und seither milliardenfach verimpft. «Diese Impfstoffe und ihre Nebenwirkungen sind inzwischen gut bekannt – auch sehr selten auftretende Nebenwirkungen», schrieb das PEI auf dpa-Anfrage im Mai 2022 für einen Faktencheck.

(Stand: 15.12.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Swissmedic: Update Verdachtsmeldungen unerwünschten Covid-19-Impfstoffnebenwirkungen, 25.11.2022 (archiviert)

Swissmedic: Update Verdachtsmeldungen unerwünschten Covid-19-Impfstoffnebenwirkungen, 26.08.2022 (archiviert)

Swissmedic: Meldung von vermuteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (archiviert)

BAG: Medienmitteilung über bevorstehende Covid-19-Impfung, 22.12.2020 (archiviert)

Bundesministerium für Gesundheit: FAQs Corona-Schutzimpfung (archiviert)

dpa-Faktencheck:

- Verdachtsfälle werden gemeldet, nicht tatsächliche Nebenwirkungen

- Verdachtsmeldungen sind keine bestätigten Nebenwirkungen

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