Masken hemmen die Verbreitung von Coronaviren deutlich - Gasmoleküle sind viel kleiner

22.02.2022, 12:20 (CET)

Seit der Einführung der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr im Juli 2020 im Zuge der Corona-Pandemie gehört der Infektionsschutz zum Schweizer Alltag. In den sozialen Netzwerken wird der Nutzen der Maske aber in Frage gestellt und das Tragen der Maske mit dem Tragen von Unterwäsche verglichen (archiviert). «Viren lassen sich von einem Mundschutz so wenig aufhalten wie eine Unterhose einen Furz am verduften aufhält», heisst es in einem Sharepic (Fehler im Original). Ist das korrekt?

Bewertung

Masken verringern nachweislich die Übertragungsrate des Coronavirus. Der Vergleich mit der Filterwirkung von Unterhosen ist irreführend, denn Gasmoleküle sind viel kleiner als Viren.

Fakten

Viren und Bakterien sind grösser als Gasmoleküle

Darmwinde bestehen hauptsächlich aus Gasen, vor allem aus Kohlendioxid, Methan, Wasserstoff und schwefelhaltigen Gasen. Im Vergleich zu den Molekülen dieser Gase sind Viren und Bakterien um ein vielfaches grösser, schrieb René Rossi auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Während ein Coronavirus etwa 60 bis 140 Nanometer gross ist (Sars-CoV-2), misst ein Gasmolekül nur etwa 0,1 bis 1 Nanometer, führt der Laborleiter für biomimetische Membranen und Textilien von der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) aus.

Aufgrund der Grössenunterschiede könnten Textilfilter durchaus Viren und Bakterien aufhalten, jedoch keine Moleküle, erklärt Rossi. Zudem seien die Membranen der meisten Masken positiv geladen. Dies sei ein zusätzlicher elektrostatischer Filter, um die meist negativ geladenen Viren und Bakterien aufzuhalten, schrieb der Experte der EMPA.

Herkömmliche poröse Textilien liessen Moleküle in der Grössenordnung eines Darmwindes ungehindert passieren, so Rossi. Es gäbe aber durchaus beschichtete Textilien, welche Darmwinde aufhalten könnten. Dabei kämen Beschichtungen aus Elastomeren, Gummi oder Neopren zum Einsatz, führt der EMPA-Experte aus.

Es gibt auch spezielle Unterwäsche, welche Gerüche durch Aktivkohle absorbieren und entfernen soll. Diese wird aus Holz, Torf oder Braunkohle gewonnen und ebenfalls bei Schuheinlagen verwendet, um Schweissgerüche zu binden.

Masken sind wirksam

Das Coronavirus Sars-Cov-2 wird hauptsächlich durch Tröpfchen und Aerosole übertragen, die beim Atmen, Husten oder Sprechen entstehen und dann eingeatmet werden. Verschiedene Analysen aus dem Jahr 2020 zeigen, dass auch Stoffmasken die Übertragungsrate von Corona verringern können. Masken können die Geschwindigkeit des Atemstroms sowie den Tröpfchen-Auswurf verringern und infektiöse Tröpfchen abfange. Das Infektionsrisiko sinkt damit und schütz vor allem andere.

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin wies im Mai 2020 darauf hin, dass eine Maske die Ausatmungsluft filtere und infektiöse Tröpfchen abfange. Somit schützt die Maske vor allem andere vor einer Ansteckung. Ebenso kamen kanadische Forscher zum Ergebnis, dass Masken das Infektionsrisiko senken. Forschende des Universitätsspitals Leipzig betonten ebenfalls, dass Masken die Verbreitung von Sars-CoV-2 reduziere.

Über die Wirksamkeit einer Maske publizierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits mehrere Faktenchecks.

Keine Belege für die Übertragung von Viren via Darmwind

Ob Darmwinde bei der Übertragung von Viren und somit Krankheiten wie Covid-19 eine Rolle spielen, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Forschende stellten fest, dass Krankheiten sich auch über Darmausscheidungen und das anschliessende Spülen der Toilette aufgrund der freigesetzten Aerosolen übertragen können. Jedoch wurde die Übertragung von Krankheiten durch die Toilettenspülung noch nicht nachgewiesen.

Durchfall kann ein Symptom für eine Covid-19-Erkrankung sein. Eine Übertragung von Sars-CoV-2 über die Toilettenspülung ist zwar möglich, wie bei einer Untersuchung festgestellt wurde. Diese ist jedoch kaum aussagekräftig, da lediglich ein einziges Haus und neun Infizierte untersucht wurden.

Ein Experiment mit nur einer Person zeigt, dass Darmwinde nur bei heruntergelassener Hose Bakterien in einer Petrischale wachsen lassen. Laut den Autoren sei dies ein Hinweis, dass Kleidung vor der Übertragung von Krankheiten durch Darmwinde schützen kann.

Der australische Arzt Norman Swan antwortete im Podcast «Coronacast» im April 2020 auf die Frage, ob sich Corona über Darmwinde übertragen könne, scherzhaft: «Glücklicherweise tragen wir eine Maske, die unsere Winde die ganze Zeit bedeckt.» Er empfahl weiter, nicht in der Nähe anderer Menschen zu pupsen.

(Stand: 22.2.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Shreddies: Anbieter von gasdichter Unterwäsche (archiviert)

Chemie-Lexikon: Aktivkohle (archiviert)

Medienmitteilung Bundesrat: Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, 1.7.2020 (archiviert)

RKI zu Corona-Übertragungswegen (archiviert)

Zusammensetzung von Darmwinde (archiviert)

Forschungsbrief zu Covid-19 und Flatulenzen (archiviert)

Studie zur Krankheitsübertragung über Toilettenspülungen (archiviert)

Corona-Symptom Durchfall (archiviert)

Untersuchung Covid-19 und Toilettenspülungen (archiviert)

Studie zu Darmwinde und Corona (archiviert)

«Coronacast» vom 17.4.2020 (archiviert)

Studie zur Wirksamkeit von Masken 1 (archiviert)

Studie zur Wirksamkeit von Masken 2 (archiviert)

Studie zur Wirksamkeit von Masken 3 (archiviert)

Studie zur Wirksamkeit von Masken 4 (archiviert)

BfArM zu verschiedenen Maskenarten (archiviert)

dpa-Faktencheck:

- Maskenpflicht für Anstieg der Fallzahlen im Herbst 2020 nicht verantwortlich

- Sars-CoV-2-Ausbruch erfüllt Kriterien einer Pandemie

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-schweiz@dpa.com