Keine Belege für zahlreiche Todesfälle aufgrund einer Covid-Impfung in der Schweiz
26.11.2021, 12:49 (CET)
Der Abstimmungskampf zum Covid-19-Gesetz, über das am 28. November 2021 entschieden wird, läuft auf Hochtouren. In einem Facebook-Post wird behauptet (archiviert): «11 000 Coronatote aber 17 000 Impftote». Stimmt das?
Bewertung
Falsch. Die Schweiz verzeichnete Mitte November zwar knapp 11 000 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion. Jedoch ist kein Todesfall im kausalen Zusammenhang mit einer Covid-Impfung registriert.
Fakten
Die Covid-Statistik des Bundes weist Mitte November 2021 knapp 11 000 laborbestätigte Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit Sars-CoV-2 auf.
Todesfälle, die in einen kausalen Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung stehen, gebe es in der Schweiz keine, heisst es vom Heilmittelinstitut Swissmedic. Dies verzeichnete bis Anfang November 155 Fälle, in denen Personen in unterschiedlichen Zeitabständen zur Impfung gestorben sind. Einen Kausalzusammenhang mit der Impfung gebe es hierbei jedoch nicht. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfung stuft Swissmedic unverändert als positiv ein.
Die behaupteten 17 000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19-Vakzinen sind wahrscheinlich dem beigefügten Video entnommen worden. Kati Schepis von der Organisation Aletheia ist darin zu sehen, die diese Zahl nennt. Sie behauptet, dass der EU diese Zahl bis Ende Oktober 2021 gemeldet worden sei.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) überwacht die Sicherheit der Arzneimittel, die in der EU zugelassen sind. In der von der EMA geführten Datenbank EudraVigilance werden unter anderem mögliche Nebenwirkungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung stehen, erfasst. Die Daten aus der Schweiz fliessen ebenfalls ins Meldesystem.
Bei den Meldungen handelt es sich jedoch lediglich um Verdachtsfälle. Sie beweisen keinen Kausalzusammenhang einer Nebenwirkung mit einem bestimmen Arzneimittel. Die Meldungen der Verdachtsfälle geben weder Auskunft über die Ursache der Symptome noch über die Sicherheit des Arzneimittels. Dazu sind weitere wissenschaftliche Studien notwendig.
In der EMA-Datenbank werden einzelne Fälle teils mehrfach aufgeführt, wenn bei Betroffenen nach der Impfung mehrere Nebenwirkungen auftraten oder sie verstarben. Denn ein Einzelfall könne mehr als eine vermutete Nebenwirkung enthalten, erklärte eine EMA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage im Rahmen der Recherche für einen ähnlichen Faktencheck. Deshalb sei die Summe der gemeldeten Nebenwirkungen «immer höher als die Gesamtzahl der tödlichen Fälle». Die tatsächliche Zahl der Todesopfer im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung ist also geringer.
Bei Fällen mit tödlichem Ausgang sei die effektive Todesursache schwer festzustellen, schreibt die EMA auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dazu würden weitere Dokumente wie Autopsieberichte hinzugezogen.
Die EMA stufte die Covid-19-Impfstoffe Ende Oktober 2021 als sicher und wirksam ein. Falschinterpretationen über Daten aus dem Meldesystem EudraVigilance hat die dpa bereits mehrfach widerlegt.
Im vorliegenden Facebook-Post werden Daten aus der Schweiz jenen aus der EU gegenübergestellt. Einerseits sind die effektiven Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 aus der Schweiz aufgeführt. Auf der anderen Seite sind die Verdachtsmeldungen von Todesfällen zu sehen, die europaweit registriert wurden. Diese sind zwar in einer zeitlichen Nähe zu einer Covid-Impfung aufgetreten, jedoch ist nicht bewiesen, dass die Impfung den Tod verursacht hat.
(Stand: 25.11.2021)
Links
BAG: Covid-Statistik (archiviert)
Swissmedic: Sicherheitsupdate Covid-19-Impfungen (archiviert)
Swissmedic: Informationsaustausch mit der EMA (archiviert)
Aletheia: Video der Rede von Kati Schepis (archiviert)
Aletheia: Skript der Rede von Kati Schepis (archiviert)
EMA: EudraVigilance (archiviert)
EMA: Zusammenarbeit mit der Schweiz (archiviert)
EMA: Anleitung Dateninterpretation (archiviert)
EMA: Schlüsselinformation zu den gemeldeten Fällen (archiviert)
EMA: Sicherheitsupdate Covid-19-Vakzine (archiviert)
Erster dpa-Faktencheck zu Verdachtsmeldungen in EMA-Datenbank
Zweiter dpa-Faktencheck zu Verdachtsmeldungen in EMA-Datenbank
Dritter dpa-Faktencheck zu Verdachtsmeldungen in EMA-Datenbank
Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-schweiz@dpa.com