Anteil der Fehlgeburten liegt im Durchschnitt
26.7.2021, 10:42 (CEST)
Die Datenmenge über die Sicherheit der Covid-19-Vakzine während einer Schwangerschaft ist begrenzt. Auf Facebook (archiviert) kursieren die Ergebnisse einer Studie des «New England Journal of Medicine». Die Studie soll zu dem "erschreckenden Ergebnis" von 12,6 Prozent Fehlgeburten nach einer Covid-Impfung gekommen sein. Trotz einer Fehlgeburt auf jede achte Schwangere hätten die Studienautoren keine offensichtlichen Sicherheitssignale erkennen wollen.
Bewertung
12,6 Prozent der schwangeren Studienteilnehmerinnen erlitten tatsächlich eine Fehlgeburt. Dieser Wert liegt allerdings im Durchschnitt und stellt somit keine besorgniserregend hohe Zahl dar. Daher deuten die Ergebnisse nicht auf ein Sicherheitsproblem der Vakzine hin.
Fakten
An der Studie des «New England Journal of Medicine» (NEJM) über die Sicherheit des mRNA-Covid-19-Impfstoffs für Schwangere beteiligten sich 3'958 Teilnehmerinnen. Im Studienzeitraum vom 14. Dezember 2020 bis 28. Februar 2021 hatten 827 Frauen eine vollendete Schwangerschaft. Diese Fälle bildeten die Grundlage für die Kalkulation der Fehlgeburten.
115 dieser 827 Frauen (13,9 Prozent) hatten einen «Schwangerschaftsverlust» («pregnancy loss»). 712 Teilnehmerinnen (86,1 Prozent) hatten eine sogenannte Lebendgeburt («live birth»). 104 Frauen (12,6 Prozent) erlitten eine Fehlgeburt («spontaneous abortion»), eine Frau erlitt eine Totgeburt (0,1 Prozent) und zehn Frauen (1,2 Prozent) hatten eine Abtreibung oder eine Eileiterschwangerschaft, die nicht ausgetragen werden konnte.
Verglichen mit anderen Raten liegt der Wert der Fehlgeburten im Durchschnitt. Dem medizinischen Journal The Lancet zufolge liegt das Gesamtrisiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, unter allen Schwangerschaften bei 15,3 Prozent. Die US-Stiftung March of Dimes gibt das Risiko mit zehn bis 15 Prozent an. Die US-Organisation Planned Parenthood sowie die Mayo Clinic nennen 10 bis 20 Prozent. Dem wissenschaftlichen Informations-Portal Science Direct zufolge ist die Fehlgeburt die häufigste Komplikation in der Schwangerschaft. Berichten zufolge hätten 12 bis 24 Prozent der Frauen mit positivem Schwangerschaftstest eine Fehlgeburt.
Die Forschenden schreiben, der berechnete Anteil der unerwünschten Schwangerschaftsentwicklungen gleichen den Studienergebnissen, die vor der Covid-Pandemie durchgeführt wurden. Die Daten seien allerdings nicht direkt vergleichbar. Es fehlten aussagekräftige Daten der Frauen, die in einem frühen Stadium der Schwangerschaft geimpft wurden, sowie Nachbeobachtungen. Die vorläufigen Studienergebnisse zeigen insofern keine Sicherheitsprobleme des mRNA-Coivd-19-Imfpstoffes bei Schwangeren.
Die Daten für die Studie sind dem US-amerikanischen Überwachungssystem «v-safe» entnommen. Dieses soll zusammen mit weiteren Tools die frühzeitige Erkennung von mögliche Nebenwirkungen des Covid-19-Impfstoffes ermöglichen. Die Datenbank wird vom US-amerikanischen «Centers for Disease Control and Prevention» (CDC) verwaltet.
Die US-Gesundheitsbehörde empfiehlt die Impfung auch für Schwangere. Die Schweizer Behörde empfiehlt die Impfung nicht generell. Die mRNA-Covid-19-Imfpung wird aber schwangeren Frauen mit chronischen Krankheiten und damit besonders gefährdeten Personen oder denjenigen mit erhöhtem Expositionsrisiko für eine Infektion empfohlen. Allerdings ist jeweils eine ärztliche Nutzen-Risiko-Analyse durchzuführen.
Falschbehauptungen zu Fehlgeburten in Grossbritannien hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in einem früheren Faktencheck widerlegt.
(Stand: 26.07.2021)
Links
NEJM: Studie über mRNA-Covid-19-Impfstoff bei Schwangeren (archiviert)
The Lancet: Anteil von Fehlgeburten (archiviert)
March of Dimes: Anteil von Fehlgeburten (archiviert)
Planned Parenthood: Anteil von Fehlgeburten (archiviert)
Maco Clinic: Fehlgeburt (archiviert)
Science Direct: Fehlgeburten (archiviert)
CDC zur Imfpung in der Schwangerschaft (archiviert)
BAG zur Impfung in der Schwangerschaft (Download) (archiviert)
Gynécologie Suisse zur Impfung in der Schwangerschaft (archiviert)
Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-schweiz@dpa.com