Keine Kriminalfälle durch Masken mit Betäubungsmittel in der Schweiz

19.02.2021, 20:49 (CET)

Rund um die Maske sind in den Sozialen Medien seit Beginn der Corona-Pandemie zahlreiche Falschmeldungen und diverse Kritik verbreitet worden. Im Februar 2021 kursierte mehrfach ein Schreiben (hier archiviert) auf Facebook, in dem behauptet wird, dass Personen anlässlich einer lokalen Behördeninitiative von Haustür zu Haustür gehen und Masken verteilen würden - mit der Bitte, diese aufzusetzen. Die Masken seien mit Betäubungsmittel versehen. Anschliessend würden die Opfer ausgeraubt. In dem Facebook-Post ist zudem die Ortschaft Dietlikon ZH vermerkt.

BEWERTUNG: Der geschilderte Vorfall hat sich weder im Kanton Zürich abgespielt noch sonst wo in der Schweiz. Es handelt sich um eine Falschinformation.

FAKTEN: Alexander Renner, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, dementierte Delikte mit Betäubungsmitteln in Masken gegenüber Keystone-SDA. Ein Vorfall, wie er im Facebook-Post geschildert wird, habe sich nirgends im Kanton Zürich ereignet.

Auch alle weiteren zuständigen kantonalen Behördenstellen dementierten auf Anfrage solche Raubüberfälle mit Betäubungsmitteln in Masken. Dazu äusserten sich in 25 Kantonen Vertreter der Kantonspolizei und in Basel-Stadt der Mediensprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Vorfall, wie im Facebook-Post behauptet, hat sich also nirgends in der Schweiz ereignet.

Auch der «Blick» berichtete am 9. Februar über das in den Sozialen Netzwerken kursierende Schreiben und dementiert derartige Vorfälle im Kanton Zürich.

In Deutschland und in Österreich verbreitete sich diese Behauptung im Februar 2021 ebenfalls. In den Niederlanden ist eine solche Meldung bereits im April 2020 von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) falsifiziert worden. Auch andere Faktenchecker wie «Correctiv» und «Mimikama» widerlegten diese Behauptung bereits im Frühling 2020. In allen Ländern sprachen die angefragten Polizeistellen von einer Falschmeldung.

Wie sich die Kriminalitätsrate in der Schweiz aufgrund der Corona-Pandemie verändert hat, ist zurzeit noch nicht bekannt. Die Polizeiliche Kriminalstatistik vom Bundesamt für Statistik (BFS) erscheint jeweils Ende März des Folgejahres. Entsprechend konnten sich die kantonalen Polizeistellen nicht konkret zur Entwicklung und Veränderungen der Kriminalitätsrate des Jahres 2020 äussern.

Vertreter diversen Kantonspolizeien liessen aber einen Trend erkennen. So meldeten sieben Kantonspolizeistellen, dass sie einen Trend zu weniger Einbruchsdiebstählen registriert hätten. Drei Kantone meldeten eine tendenzielle Zunahme der Computerkriminalität, die Tendenz sei allerdings seit einigen Jahren kontinuierlich steigend. Ferner äusserten sich drei Kantone zu Betrügereien im Zusammenhang mit Covid-19-Hilfskrediten. Hanspeter Saxer von der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden schrieb explizit, dass die Gründe für allfällige Veränderungen aus verschiedenen Gründen erfolgten und «nicht alleine auf die Pandemie zurückzuführen» seien.

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Links:

Facebook-Post 1: https://www.facebook.com/vina.wyssenbach/posts/1582434215276869 (archiviert: https://archive.vn/7MQKI)

Facebook-Post 2: https://www.facebook.com/mirco.hegner/posts/1868116073341737 (archiviert: https://archive.vn/4SDVy)

Facebook-Post 3: https://www.facebook.com/mary.arvaniti.14/posts/2836985883186736 (archiviert: https://archive.vn/bRviu)

Blick-Artikel: https://www.blick.ch/schweiz/neue-gangster-masche-whatsapp-aufruf-warnt-vor-betaeubenden-gratis-masken-id16336689.html (archiviert: https://archive.vn/V58X1)

Faktencheck dpa Österreich: https://dpa-factchecking.com/austria/210210-99-382286/

Faktencheck dpa Niederlande: https://dpa-factchecking.com/netherlands/200423-99-804109/

Faktencheck Correctiv: https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/29/raeuber-mit-chemisch-behandelten-masken-der-polizei-ist-bisher-kein-solcher-fall-bekannt/

Faktencheck Mimikama: www.mimikama.at/aktuelles/faktencheck-masken-die-mit-chemikalien-besprueht-wurden/?fbclid=IwAR3jvGMy0b_y6Bqh3YHlqerQz71W-UgLfF8ncUSO1phfYAtJ0_K3-_cSw-o

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