Durch niedrigere Werte ersetzt
Wetterkarte zeigt im Original Temperaturen über 30 Grad Celsius
1.7.2024, 17:10 (CEST)
Bereits seit Mitte des Monats verbreiten Social-Media-Nutzer die Behauptung, der Juni hätte angeblich bereits alle Hitzerekorde gebrochen. Dazu teilen sie das Bild einer tiefroten Wetterkarte Deutschlands. Die Temperaturwerte machen allerdings stutzig: Die meisten Werte liegen zwischen sieben und neun, ganz im Süden sind es minus dreizehn Grad Celsius. Ist das eine echte Karte?
Bewertung
Die Wetterkarte wurde manipuliert: Die Originalkarte stammt aus einem Artikel der «Tagesschau» und weist Temperaturen von 20 bis über 30 Grad Celsius aus.
Fakten
Mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich die Originalkarte finden: Sie stammt aus einem Artikel der «Tagesschau». Auf der Originalkarte sind Werte von 20 bis 36 Grad Celsius angegeben. In der von Social-Media-Nutzern verbreiteten Version wurde diese durch niedrigere Werte ersetzt. Das Bild ist also manipuliert.
In dem «Tagesschau»-Artikel von 2019 geht es um die immer wieder geäußerte Falschbehauptung, die ARD-Nachrichtensendung würde ihre Karten zur Dramatisierung des Klimawandels manipulieren. Seit Jahren kursieren dazu irreführende Gegenüberstellungen und manipulierte Wetterkarten, die dies angeblich beweisen würden. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat sich in mehreren Faktenchecks mit solchen Fehlinformationen beschäftigt (hier und hier).
Das Design bei «Tagesschau» und «Tagesthemen» in der ARD wurde vor einer Weile vereinheitlicht. Der Grund, warum solche Karten in den vergangenen Jahren gehäuft in dunklen Rottönen eingefärbt sind, liegt am generellen Anstieg der Temperaturen sowie der Häufung von Hitzeperioden.
Ob der Juni 2024 wirklich alle bisherigen Temperaturrekorde gebrochen hat, wie mehrere User - wohl ironisch gemeint - behaupten, ist noch unklar. Realistisch ist, dass der Juni 2024 der wärmste seit Beginn der Datenerfassung ist. Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus hat dazu aber noch kein Update seiner Klimadaten herausgegeben.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt nach einer ersten Auswertung in seiner monatlichen Bilanz zum Deutschlandwetter: Das Temperaturmittel habe im Juni 2024 mit 16,8 Grad Celsius um 1,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (15,4 Grad) gelegen. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 mit 16,4 Grad Celsius betrug die Abweichung 0,4 Grad. Das Juni-Wetter habe sich vor allem durch Wechselhaftigkeit und Temperaturen «zwischen frühherbstlicher Kühle und hochsommerlicher Hitze» ausgezeichnet.
(Stand: 1.7.2024)
Links
«Tagesschau»-Artikel (archiviert / archivierte Originalkarte)
Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)
«Tagesschau» über Vereinheitlichung des Kartendesigns (archiviert)
Informationen zum Klimawandel (archiviert)
Artikel ARD Alpha zu Extremwetter (archiviert)
EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus (archiviert)
DWD-Juni-Bilanz vom 28. Juni 2024 (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.