Unternehmer Dietmar Hopp
Werbeanzeige verbreitet manipuliertes Video von Pressekonferenz
28.6.2024, 10:35 (CEST)
Bei Facebook kursieren derzeit mehrere Anzeigen, die mit dem Gesicht von Dietmar Hopp werben. Dem dazu geteilten Video zufolge habe der SAP-Mitbegründer und Mäzen des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim angeblich eine neue «automatisierte Finanzplattform» erfunden. Darüber könne jeder Nutzer das eigene Vermögen im ersten Monat von 250 Euro auf 4000 Euro steigern. In der oberen rechten Bildecke ist das Logo des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» zu sehen. In einer Sequenz spricht Hopp dann sogar selbst über die angebliche Plattform. Doch Vorsicht, das Video ist ein Fake.
Bewertung
Es handelt sich um eine Fälschung. Für das Fake-«Spiegel»-Video wurde echtes Bildmaterial manipuliert. Der Clip weist typische Merkmale von mit sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI) generierten Videos auf.
Fakten
In dem Video ist das Logo des «Spiegel» zu sehen. Doch auf der Webseite des Mediums existiert kein Bericht über die angebliche Plattform von Hopp. Das ist ein erster Hinweis für eine Fälschung.
Gleich zu Beginn des Clips ist Jessy Wellmer, eine Moderatorin der ARD-Nachrichtensendung «Tagesthemen», zu sehen. Dazu hört man eine Stimme, die sagt: «Von nun an müssen die einfachen Deutschen nicht mehr arbeiten.»
Bereits diese erste Sequenz macht einen merkwürdigen Eindruck. Die Lippenbewegungen von Wellmer passen nicht zum gesprochenen Wort und die Stimme klingt vollkommen anders als Wellmers.
Eine Bilderrückwärtssuche liefert die Erklärung: Das Video wurden manipuliert. Sie stammen aus der «Tagesthemen»-Sendung vom 3. Mai 2024. Die Kleidung und die Handhaltung der Moderatorin stimmen überein.
In der Sendung wurde im Hintergrund dasselbe Foto einer «Enter»-Taste eingeblendet, das auch in dem Werbeclip (bei Minute 00:12) zu sehen ist. In dem «Tagesthemen»-Beitrag geht es jedoch um Cyberangriffe - nicht um eine Finanzplattform von Dietmar Hopp.
Bilder von Pressekonferenz für Fake manipuliert
Ebenfalls merkwürdig sind die Ausschnitte, in denen Hopp angeblich über seine Plattform namens «Immediate Code» spricht. Auch hier passen die Lippenbewegungen nicht zum gesprochenen Wort. Der Grund ist derselbe wie bei Wellmer: Die Sequenzen wurden manipuliert.
Dafür wurde Bildmaterial aus einer alten Pressekonferenz verwendet, die unter anderem bei Youtube abrufbar ist. Hopp, Mäzen des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, spricht darin über die Regeln des Financial Fairplay der Europäischen Fußball-Union UEFA. Er trägt dieselbe Kleidung.
Bei einem Vergleich fällt auf: In dem gefälschten Clip hört sich Hopps Stimme stark verändert an. Einzelne Worte klingen besonders seltsam, zum Beispiel «arbeiteten» (2:00), «automatisch» (2:04) oder «Euro» (2:31).
Diese Unstimmigkeiten bei den Lippenbewegungen und den Stimmen sprechen für eine Fälschung durch den Einsatz von KI: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz lassen sich mittlerweile Stimmen von Personen authentisch imitieren. Im Netz sind Programme frei verfügbar, mit denen man anderen Menschen Worte in den Mund legen kann, die sie nie gesagt haben. Dabei werden etwa Lippenbewegungen künstlich angepasst.
Vorsicht bei Aufforderungen zur Eingabe persönlicher Daten
Das Video ist also ein Fake. Es passt in die Serie gefälschter Videos, die Betrüger mithilfe von KI generiert haben, um für Produkte zu werben. Prominente eignen sich offenbar besonders gut als Grundlage solcher Videos. Ein ähnliches KI-Fake-Werbevideo kursierte zuletzt über Uschi Glas, wie ein dpa-Faktencheck zeigt.
Oftmals verlinken die Anzeigen, die diese Videos verbreiten, zu einer Webseite mit demselben oder einem ähnlichen Namen des beworbenen Produkts. Dort werden Nutzer dann aufgefordert, sich zu registrieren und private Daten einzugeben.
Bei der Eingabe von persönlichen Daten im Netz sollten Internet-Nutzer jedoch immer wachsam und vorsichtig sein: Verbraucherschützer und die Polizei warnen dringend davor, bei unseriösen Internetseiten und Angeboten oder Gewinnspielen die eigene E-Mail-Adresse oder sonstige persönliche Daten weiterzugeben, auch weil diese Daten verkauft werden könnten.
Eine Suche nach dem im Video genannten Namen der angeblichen Investmentplattform führt derweil zu einer Warnung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) über eine Webseite mit demselben Namen. Es bestehe der Verdacht, «dass die unbekannten Betreiber der Website immediate-code.com ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbieten.»
(Stand: 27.6.2024)
Links
Suche auf «Spiegel»-Webseite (archiviert)
«Tagesthemen»-Sendung vom 3. Mai 2024 (archiviert / archiviertes Video)
Youtube-Video von «Sport1» von Pressekonferenz (archiviertes Video)
«Der Standard»-Bericht über KI und Stimmen (archiviert)
Warnung der Polizei (archiviert)
Warnung der Verbraucherzentrale (archiviert)
BaFin-Warnung vom 30. April 2024 (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Werbung mit manipuliertem Uschi-Glas-Video
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