Fälschung: KI-Bild soll Habeck-Blockade zeigen

Nach der Blockadeaktion gegen Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) in Schlüttsiel machen in sozialen Medien zahlreiche Videos die Runde. In diesem Zusammenhang kursiert auch ein dramatisches Bild. Es soll den Bundeswirtschaftsminister vor einem Schiff zeigen, im Hintergrund sind Flammen zu sehen. Was hat es mit dem Bild auf sich, ist es wirklich in Schlüttsiel entstanden?

Bewertung

Das Bild ist nicht echt, es wurde nicht in Schlüttsiel aufgenommen. Mehrere Hinweise sprechen dafür, dass es mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt wurde.

Fakten

Auf dem Bild lassen sich mehrere Ungereimtheiten feststellen: Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei am Anleger in Schlüttsiel, einem Ort in Schleswig-Holstein. Der Ort auf dem kursierenden Bild passt nicht zu diesem Anleger, wie ein Abgleich mit Aufnahmen bei Google Street View zeigt.

In einem viralen Video ist die versuchte Erstürmung des Schiffes durch Demonstranten dokumentiert. Darin ist auch die blockierte Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei mit dem Namen «Hilligenlei» zu sehen. Sie unterscheidet sich deutlich von dem Schiff auf dem kursierenden Bild.

Foto der «Bild»-Zeitung: Habeck hat aktuell kurze Haare

Wie die Flensburger Polizei am Freitag mitteilte, versammelten sich vor Ort mehr als hundert Demonstranten. 25 bis 30 Personen versuchten demnach auf die Fähre zu gelangen. Das ist auch in dem Video zu sehen. «Die Lage vor Ort war angespannt, sodass ein Dialog zwischen Herrn Habeck und den Versammlungsleitern nicht ermöglicht werden konnte, weshalb die Fähre wieder ablegte», erklärte die Polizei.

Auf dem gefälschten Bild sind nur wenige Personen im Hintergrund zu sehen. Sie stehen sowohl mehrere Meter entfernt von Habeck als auch von der Fähre. Das alles passt nicht zusammen, schließlich haben die Demonstranten aktiv versucht, den Vizekanzler für ein Gespräch zu erreichen, und das Anlegen der Fähre blockiert.

Erst später in der Nacht erreichte der Wirtschaftsminister das Festland mit einer weiteren Fähre. Die «Bild»-Zeitung hat in einem Artikel ein Foto veröffentlicht, das diesen Moment zeigen soll. Auffällig: Habeck hat auf dem Foto in dem Artikel deutlich kürzere Haare als auf dem im Netz kursierenden Bild.

Ein Feuer wird derweil im Polizeibericht nicht erwähnt. Auf dpa-Nachfrage bestätigte ein Polizeisprecher im Telefonat, dass es vor Ort kein Feuer oder angezündete Barrikaden gab. Das zeigt, dass dieses Bild nicht echt und nicht am 4. Januar in Schlüttsiel entstanden sein kann.

Es gibt Möglichkeiten, um KI-Bilder zu erkennen

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich heutzutage authentisch wirkende Bilder erzeugen, die auf den ersten Blick wie Fotos aussehen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, KI-generierte Bilder zu erkennen. So tut sich die KI derzeit noch schwer, bestimmte Details, etwa menschliche Körperteile, originalgetreu abzubilden. Die Deutsche Presse-Agentur hat zu solchen Bildern bereits mehrereFaktenchecks veröffentlicht.

Die zuvor erwähnten Ungereimtheiten sprechen dafür, dass das verbreitete Bild von einer KI erzeugt wurde. Zu derselben Einschätzung kommen auch entsprechende KI-Bildanalyse-Tools. Demnach könnte das Bild mithilfe von «Midjourney» erstellt worden sein. Allerdings ist hier die Technik ebenfalls noch nicht verlässlich ausgereift, sodass Ergebnisse dieser Tools immer mit Vorsicht betrachtet werden müssen und lediglich nur einen weiteren Hinweis auf eine potenzielle KI-Erzeugung liefern können.

(Stand: 5.1.2024)