Ukrainische Kriegsbilder echt

Video zeigt Kurzfilm-Dreharbeiten in Lettland

06.04.2023, 18:39 (CEST)

Manchmal begegnet man Videoaufnahmen die eindeutig inszeniert sind. Doch ein in Lettland gedrehter Film über den Ukraine-Krieg ist kein Grund, die Echtheit realer Kriegsbilder in Frage zu stellen.

Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine gibt es viele Videoaufnahmen, die den Krieg abbilden. Manche Menschen ziehen deren Echtheit in Zweifel. Nun kursiert in den Sozialen Medien ein kurzes Video, das deutlich inszenierte Kampfszenen ukrainischer Soldaten in Begleitung einer Kameracrew zeigt - gepaart mit der Behauptung, dass alles, was man aus der Ukraine sieht, «einen Set und einen Ablauf» habe. Die gezeigten Aufnahmen folgen scheinbar tatsächlich Set-Anweisungen - man sieht sogar eine echte Filmklappe. Und das führt zu einem entscheidenden Detail.

Bewertung

Die - durchaus inszenierten - Videoaufnahmen stammen von den Dreharbeiten einer Kurzfilmproduktion über den Krieg, die 2023 in Lettland stattfanden. Solche Filme sind kein Beweis für eine Inszenierung des Krieges in der Ukraine.

Fakten

In dem kurzen Video sieht man, wie eine Kameracrew ukrainischen Soldaten folgt, die in ein Gebäude eindringen und sich drinnen durch eine Reihe von vorbereiteten Explosionen bewegen. Diese Bilder wurden im März 2023 während den Dreharbeiten für den Kurzfilm „Hoffnung“ (Originaltitel: «Надія/Nadiya») in der lettischen Stadt Sigulda aufgenommen. Dies gab der ukrainische Regisseur Artyom Kotscharyan im Gespräch mit lettischen öffentlich-rechtlichen Medien bekannt.

Laut Kotscharyan soll die ukrainisch-litauische Ko-Produktion voraussichtlich im Mai dieses Jahres erscheinen. Neben den lettischen Medien berichtete auch die ukrainische Presse darüber. Die weibliche Hauptrolle spielt die ukrainische Film- und Theaterschauspielerin Marina Bilous.

Eindeutige Übereinstimmungen

Gerade der lettische Videobericht zeigt eindeutig, dass es sich um die gleichen Bilder handelt: So sieht man im lettischen Beitrag (bei 00:36) und auch im Kurzvideo (bei 00:21) exakt die gleiche Szene - nur aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt.

Das erkennt man anhand der Kleidung des Kameramanns, den Bewegungsabläufen der Beteiligten und der Umgebung. Auch sieht man im lettischen Videobericht die Innen- und Aussenansichten des Gebäudes in dem die Dreharbeiten stattfinden - auch diese sind von den Kacheln an den Wänden der Korridore bis auf die Position und die Form des Baumstumpfs vor dem Eingang (ab 03:21 im lettischen Bericht, ab 00:00 im Kurzvideo) identisch.

Russland nutzt Desinformation als Waffe

Vorwürfe angeblicher Inszenierung der Realität sind ein verbreitetes Mittel der russischen Staatspropaganda, deren Falschmeldungen zum Krieg in der Ukraine in Deutschland stark verbreitet sind. Das zeigt auch die diesjährige CEMAS-Umfrage.

Russische Medien und Regierung nutzen Desinformationen seit Jahren als Waffe: So haben sie beispielsweise im Rahmen des Abschusses des Fluges MH17 in 2014 oder des Butscha-Massakers in 2022 Falschinformationen verbreitet und zugleich eine angebliche «Inszenierung» der Ereignisse angeprangert. In beiden Fällen wurden diese Versionen als haltlos widerlegt. Zugleich ist umgekehrt erst vor kurzem ein Versuch der russischen Seite aufgedeckt worden, ein gestelltes Video des Ukraine-Krieges zu inszenieren.

(Stand: 06.4.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert, archiviertes Video)

Lettischer Nachrichtenbericht über die Filmproduktion (archiviert)

Ukrainischer Nachrichtenbericht über die Filmproduktion (archiviert)

Videoreportage von LSM (auf Russisch) auf Youtube (archiviertes Video)

Schauspielerin Marina Bilous (archiviert)

Correctiv zur Desinformation im Ukraine-Krieg (archiviert)

ntv über die CEMAS-Umfrage zur Verschwörungsgläubigkeit in Deutschland (archiviert)

Russland nuztzt Desinformation als Waffe, btb (archiviert)

Tagesschau-Faktencheck zum MH17-Abschuss (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Butscha

dpa-Faktencheck zu russischer Kriegsinszenierung

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