Satz über Flüchtlinge Göring-Eckardt in den Mund gelegt

Die wieder gestiegenen Flüchtlingszahlen stellen viele Kommunen vor Probleme und beschäftigen auch Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken. Doch in der Diskussionen um Migration und die Versorgung von Geflüchteten wird auch mit gefälschten Nachrichten gezielt Stimmung gemacht - so etwa gegen die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt. Laut einem Sharepic soll die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages gesagt haben: «Es ist beschämend anzusehen, wie immer mehr Deutsche versuchen, an den gemeinnützigen Tafeln den Flüchtlingen die Almosen streitig zu machen.» Ist das tatsächlich ein Satz von Göring Eckardt?

Bewertung

Für das angebliche Zitat gibt es keine Belege. Göring-Eckardt dementiert auf Nachfrage, dass der Satz von ihr stammt. Er geht mutmaßlich auf einen Nutzer zurück, der ihn schon vor mehreren Jahren als angebliche Satire verbreitet hat und immer wieder wieder mit gefälschten Politiker-Zitaten aufgefallen ist.

Fakten

Es gibt keinerlei Belege, dass Katrin Göring-Eckardt sich so geäußert hat. Eine Suche nach dem Wortlaut zum Beispiel mit Google und Bing führt zu keinen Quellen. Auch in dem Sharepic selbst werden keine Angaben dazu gemacht, wann und wo die Grünen-Politikerin den Satz angeblich gesagt haben soll.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilt Göring-Eckardts Büro im Deutschen Bundestag mit: «Dieses Zitat ist frei erfunden». Es sei sehr bedenklich, dass «auf Social Media gezielt mit falschen, erfundenen Zitaten von Politiker*innen Hass und Hetze geschürt» würden.

Seinen Ursprung hat das Fake-Zitat womöglich in Beiträgen, die unter dem Schlagwort «Satire» verbreitet wurden. Die Faktencheck-Redaktion von «Correctiv» recherchierte bereits im Jahr 2019 zu der angeblichen Äußerung von Göring-Eckardt und fand ältere Beiträge, in denen ein Nutzer das Sharepic als «Satire» gekennzeichnet hatte. Dieser Hinweis wurde in den nun kursierenden Versionen jedoch abgeschnitten.

Der Mann, auf den das Fake-Zitat laut «Correctiv» zurückgeht, ist in den sozialen Netzwerken immer wieder mit solchen vorgeblich satirisch gemeinten Fälschungen aufgefallen. Gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bezeichnete er sich im Jahr 2014 als «Troll», also als jemand, der Debatten im Netz gezielt anheizt - zum Teil offenbar auch mit Falschnachrichten und manipulierten Bildern, etwa von einem SPD-Wahlplakat.

Göring-Eckardt wurde in der Vergangenheit bereits ein falsches Zitat über Flüchtlinge angedichtet. In einem Fall aus dem Jahr 2017 ging sie rechtlich gegen Verbreiter eines solchen Falschzitats vor.

(Stand: 22.2.2023)