Bill Gates war nicht beim G20-Gipfel auf Bali - Schwab-Foto stammt aus Kambodscha

18.11.2022, 16:33 (CET)

Immer wieder entstehen rund um das Weltwirtschaftsforum (WEF) und seinen Gründer Klaus Schwab sowie um den Microsoft-Gründer und Milliardär Bill Gates Falschbehauptungen und Verschwörungserzählungen. In einem Facebook-Posting zum Beispiel wird behauptet, ein Foto zeige Schwab, wie er auf dem G20-Treffen im Herbst 2022 in Indonesien sei. Dazu die Frage: «Warum sind Bill Gates und Klaus Schwab bei den G20-Treffen in Bali?» Waren die beiden Männer dort?

Bewertung

Klaus Schwab hielt eine Rede beim sogenannten B20, einem Wirtschaftstreffen, das Teil der G20 ist. Das Foto ist jedoch nicht auf Bali entstanden. Bill Gates war gar nicht auf dem Gipfel, sondern währenddessen in Kenia.

Fakten

Bill Gates hat nicht am G20-Gipfel teilgenommen. An den Tagen des Gipfels, dem 15. und 16. November, war er in Kenia. Dieser Besuch ist von mehreren Quellen dokumentiert worden. Am 15. November besuchte Gates beispielsweise mit einem Politiker ein Krankenhaus und pflanzte einen Baum. Am 16. November traf Gates Kenias Präsidenten William Ruto. Über den Besuch von Gates haben kenianische Medien berichtet.

Schwab hingegen war auf Bali. Das Foto im Posting hat mit seinem Besuch jedoch nichts zu tun: Es stammt von einem Galadinner in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh während des Asean-Gipfels vom 10. bis 13. November - also vor dem G20-Gipfel. Asean ist ein Verband mehrerer Staaten in Südostasien. Ein Video zeigt die Empfangszeremonie der diesjährigen Gala in Phnom Penh. Dort wurde auch WEF-Chef Klaus Schwab begrüßt. Weitere Gäste waren zum Beispiel US-Präsident Joe Biden und EU-Ratspräsident Charles Michel.

G20 und B20

Etwas überschattet wurde der Asean-Gipfel vom größeren G20-Gipfel auf der indonesischen Insel Bali am 15. und 16. November. Den G20 gehören die neunzehn großen internationalen Volkswirtschaften und die Europäische Union an. Bei G20-Treffen diskutieren die Staats- und Regierungschefs dieser Länder zum Beispiel über Wirtschaftsfragen. Auch Organisationen wie die Weltbank oder der Internationale Währungsfonds sind dort präsent.

Teil der G20-Treffen ist die B20: die «Business 20». Das ist ein Forum für die internationale Geschäftswelt. Die diesjährige B20 fand am 13. und 14. November (zwei Tage vor dem G20-Treffen) auf Bali statt. Die Teilnehmer machen üblicherweise Ratschläge und Forderungen zu bestimmten Themen für den anschließenden G20-Gipfel. Es handelt sich aber nur um eine Beratung, sie ist unverbindlich.

Als Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums hielt Klaus Schwab am 14. November eine Rede beim B20-Treffen. Neben ihm sprachen auch andere Wirtschaftsvertreter wie Milliardär Elon Musk und Alan Jope, der CEO des Lebensmittelkonzerns Unilever.

Weiteres Foto von Schwab mit Politikern

Die B20 und die G20 sind eng miteinander verbunden. Neben den offiziellen Gesprächen zwischen den Staats- und Regierungschefs der Welt während des Gipfels gab es auch informelle Kontakte zwischen den Teilnehmern. Ein Foto zeigt den Präsidenten des Fußball-Weltverbands FIFA Gianni Infantino, den kanadischen Premierminister Justin Trudeau, den britischen Premierminister Rishi Sunak und Klaus Schwab während des Abendprogramms. Das bedeutet jedoch nicht, dass Schwab oder Infantino tagsüber an den offiziellen G20-Gesprächen teilgenommen haben.

Was steckt hinter den Erzählungen vom «Great Reset»?

Unter dem Schlagwort «Great Reset» verbreiten sich seit der Corona-Pandemie Verschwörungserzählungen zum Weltwirtschaftsforum WEF. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die von Schwab gegründet wurde und Politiker, Wirtschaftsvertreter und weitere gesellschaftliche Akteure vernetzen will. Bekannt ist sie vor allem durch ihre jährliche Konferenz im schweizerischen Davos.

Verschwörungsgläubige behaupten zum Beispiel ohne jeden Beleg, das WEF habe die Corona-Pandemie geplant, um eine neue Weltordnung durchsetzen zu können. Klaus Schwab hatte nach Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 die WEF-Initiative «The Great Reset» vorgestellt. Das Konzept sieht vor, die Corona-Pandemie als Chance für einen gesellschaftlichen Umbruch zu sehen und schlägt eine Neugestaltung der weltweiten Gesellschaft und Wirtschaft im Anschluss an die Corona-Pandemie vor, etwa mit Blick auf den Umweltschutz.

(Stand: 18.11.2022)

Links:

Foto vom Krankenhaus (archiviert)

Foto vom Baumpflanzen (archiviert)

Foto von Gates und Ruto (archiviert)

Bericht von «The Standard» aus Kenia (archiviert)

Foto von Schwab in Phnom Penh bei neuseeländischer Zeitung (archiviert)

Über den Asean-Gipfel (archiviert)

Video von Schwab in Phnom Penh (archiviert)

Über die G20 (archiviert)

Deutsche Bundesregierung über die G20 (archiviert)

Über die B20 (archiviert)

Tagesordnung der B20 (archiviert)

Foto von Infantino, Trudeau, Sunak und Schwab (archiviert)

dpa-Faktencheck u.a. zu Behauptungen über das WEF (18.1.2022)

Weltwirtschaftsforum über «The Great Reset» (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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