Geplante Entführung

Ältere Frau, die wegen Terrorverdacht verhaftet wurde, war Lehrerin

20.10.2022, 14:40 (CEST)

Hat die Bundesanwaltschaft jemanden festnehmen lassen, der gar nicht mehr am Leben ist? Nein, denn eine derartige Behauptung basiert auf einer Verwechslung.

Mitte Oktober hat die Bundesanwaltschaft eine ältere Frau festnehmen lassen: Sie war mutmaßlich federführend am Plan einer staatsfeindlichen Gruppe beteiligt, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu entführen. Im Internet wird nun behauptet, das Ganze sei ein «Riesenfake», denn die Frau sei angeblich bereits 2010 verstorben. Dazu wird ein Screenshot von der Seite der Universität Bamberg geteilt.

Bewertung

Es handelt sich um zwei verschiedene Frauen mit demselben Vornamen.

Fakten

Der Bundesanwaltschaft zufolge gehört die festgenommene Frau zur sogenannten «Reichsbürger»-Szene und soll Sprengstoff und Waffen angeschafft haben. Die «Reichsbürger» sprechen der Bundesrepublik Deutschland die Legitimität ab und behaupten, dass das Deutsche Reich (1871-1945) weiterexistiere. Falschbehauptungen zu diesem Thema hat die Deutsche Presse-Agentur bereits mehrfach falsifiziert, etwa hier, hier und hier.

Grundlage der aktuellen Falschbehauptung ist wohl die Tatsache, dass die festgenommene Elisabeth R. den gleichen Vornamen wie die verstorbene Professorin hat und beide Nachnamen mit demselben Buchstaben beginnen.

Die Verdächtige war jedoch keine Professorin für Heimat- und Volkskunde, sondern arbeitete bis 2006 als Lehrerin. Ihr wurde aufgrund ihres «Reichsbürger»-Gedankenguts das Ruhegehalt aberkannt, wogegen sie sich juristisch wehrte. Im März 2022 scheiterte ihre Klage vor dem Oberverwaltungsgericht von Rheinland-Pfalz.

Die festgenommene Frau ist aktuell 75 Jahre alt. Die 2010 verstorbene Elisabeth Roth hingegen wurde 1920 geboren, wäre in diesem Jahr also 102 Jahre alt geworden.

(Stand: 19.10.2022)

Links

Post (archiviert)

Elisabeth Roth, verstorben (archiviert)

«Stern»-Artikel über Festnahme (archiviert)

Mitteilung der Bundesanwaltschaft (archiviert)

Bericht zur Festnahme (archiviert)

dpa-Faktencheck (1)

dpa-Faktencheck (2)

dpa-Faktencheck (3)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.