Vögel in Mexiko kollidierten mit einer Stromleitung

15.03.2022, 14:17 (CET), letztes Update: 15.03.2022, 15:14 (CET)

Dass ein Schwarm Vögel tot zu Boden fällt, ist höchst ungewöhnlich. Doch genau dies zeichnete eine Überwachungskamera in Mexiko Anfang Februar auf. In den sozialen Medien (archiviert) kursiert die Behauptung, dass der Technologiestandard 5G für das Vogelsterben verantwortlich sei.

Bewertung

Die Gelbkopf-Schwarzstärlinge sind gemäß der mexikanischen Behörde für Umweltschutz mit einer Stromleitung kollidiert. Nach aktuellem Wissensstand haben die 5G-Mobilfunkfrequenzen keine schädlichen Auswirkungen auf Vögel.

Fakten

Am 7. Februar 2022 zeichnete eine Überwachungskamera im mexikanischen Cuauhtémoc auf, wie massenhaft Gelbkopf-Schwarzstärling verendeten. Darüber berichtete zuerst die lokale Zeitung El Heraldo de Chihuahua. Medien rund um den Globus nahmen diesen Vorfall in ihre Berichterstattung auf.

Die Vögel könnten durch Einatmen giftiger Gase von nahe gelegenen Heizungen gestorben sein, vermuteten die Experten, welche zur Untersuchung des Vorfalls einberufen wurden. Die Möglichkeit eines Stromschlages zogen die Experten ebenfalls in Erwägung. The Guardian berichtete zudem über britische Experten, denen zufolge ein Raubvogel die Gelbkopf-Schwarzstärlinge zu Boden getrieben haben könnte.

Untersuchungen der mexikanischen Behörde für Umweltschutz Procuraduría Federal de Protección al Ambiente (PROFEPA) ergaben schlussendlich, dass die Gelbkopf-Schwarzstärling mit einer Stromleitung zusammengestoßen seien. Einige Vögel starben aufgrund des Stromschlages, andere erlitten lediglich einen Schock und wurden kurz betäubt.

Dass massenhaft Vögel sterben, ist eher selten. Dabei spielt das Verhalten der Vögel eine entscheidende Rolle. Sind diese in dichten Schwärmen unterwegs, so können sie durchaus bei einer panischen Flucht miteinander oder mit einem Hindernis kollidieren. Dieses Verhalten erklärte der Mediensprecher der Vogelwarte Sempach Livio Rey für einen früheren Faktencheck gegenüber Keystone-SDA. Auch der Gelbkopf-Schwarzstärling ist häufig in Schwärmen unterwegs.

Zur Mobilfunkfrequenzen 5G: Der Vogel-Experte Rey sagte zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass es keine Hinweise gebe, dass Mobilfunkstrahlung generell sowie 5G im Besonderen ganze Vogelpopulationen oder Arten beeinflusste. Rey erklärt, dass der Wissensstand zum Einfluss Mobilfunkstrahlung auf Vögel grundsätzlich lückenhaft und widersprüchlich sei. Unumstritten sei jedoch, dass elektromagnetische Felder im Bereich von 0,5 bis 5 Megahertz die Magnetfeldorientierung von Vögeln stören können. Dies liegt jedoch weit unterhalb der Mobilfunkfrequenzen.

Auch Martin Röösli vom schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) betonte, dass Mobilfunkstrahlen inklusive des Standards 5G nach heutigem Wissensstand keine schädlichen Auswirkungen haben. Generell habe 5G ähnliche Frequenzen, wie sie jetzt schon für 4G und WLAN verwendet würden.

(Stand: 11.3.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

El Heraldo de Chihuahua: Artikel über die verunglückten Vögel, 07.02.2022 (archiviert)

Milenio: Artikel über die verunglückten Vögel, 11.02.2022 (archiviert)

Videoaufzeichnung der abstürzenden Vögel (archiviert)

Reuters: Tweet mit Video, 14.02.2022 (archiviert)

Euronews: Artikel über die verunglückte Vögel, 15.02.2022 (archiviert)

The Guardian: Artikel über die verunglückten Vögel, 14.02.2022 (archiviert)

Profepa: Tweet über Untersuchungsergebnisse, 16.02.2022 (archiviert)

Birds oft the World: Gelbkopf-Schwarzstärling (archiviert)

Tierdoku: Gelbkopf-Schwarzstärling (archiviert)

dpa-Faktenchecks:

- Vögel starben in Rom bei Sturz von einem umfallenden Baum

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