Vögel starben bei Sturz von umfallendem Baum

25.05.2021, 12:40 (CEST)

Über den Mobilfunkstandard 5G wird zum Teil heftig debattiert – regelmäßig mit aus der Luft gegriffenen Behauptungen. Ein Facebook-Post zeigt ein Foto mit etlichen toten Vögeln (hier archiviert). Dazu der Kommentar: «Vogelsterben in Kroatien nach Inbetriebnahme eines 5G-Sendeturms vor 2 Tagen.»

Bewertung

Das Foto stammt aus Italien und zeigt Vögel, die an den Folgen eines Sturzes von einem Baum gestorben sind. Die 5G-Technologie löst kein Vogelsterben aus.

Fakten

Das Foto im Facebook-Post ist nicht in Kroatien, sondern in Italien aufgenommen worden. Sturmböen erfassten am 4. Februar 2020 in Rom vor der Poliklinik «Umberto I» einen Baum. Als dieser zu Boden krachte, befanden sich etliche Vögel darin, die dabei starben. Darüber berichteten verschiedene italienische Medien, unter anderem die Tageszeitung «Il Messaggero» sowie «Roma Today».

Gegenüber der Gratiszeitung «Leggo» berichtet der Vizepräsident der Italienischen Liga für Vogelschutz im April 2020, dass es sich bei den Vögeln um Stare handelte, die nach dem Sturm im Februar 2020 massenweise auf den Straßen lagen. Bei Untersuchungen hätten die toten Vögel allesamt Aufprallverletzungen aufgewiesen.

Der Mediensprecher der Vogelwarte Sempach, Livio Rey, erklärte auf Anfrage, dass es sich vorwiegend um Stare handle, wenn massenhaft tote Vögel in Europa gefunden werden. Diese sind oft in dichten Schwärmen und in der Nähe von Menschen unterwegs. Bei panischer Flucht könne es durchaus vorkommen, dass sie miteinander oder mit einem Hindernis wie einem Gebäude kollidierten. Die dann nahe beieinanderliegenden toten Vögel bringen offenbar manche Menschen dazu, über angeblich mysteriöse Vogeltode zu spekulieren.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass Mobilfunkstrahlung generell sowie 5G im Besonderen ganze Vogelpopulationen oder Arten beeinflussten, so der Vogel-Experte Rey. Dies trifft auch auf den Star zu, dessen Brutstandsindex seit Beginn der systematischen Datenerhebung im Jahre 1990 stabil ist. Auch andere Arten, die oft in Siedlungen vorkommen und daher stark von Mobilfunk betroffen sein sollten, weisen keine Bestandsrückgänge auf.

Rey erklärt, dass der Wissensstand zum Einfluss Mobilfunkstrahlung auf Vögel grundsätzlich lückenhaft und widersprüchlich sei. Unumstritten sei jedoch, dass elektromagnetische Felder im Bereich von 0.5 bis 5 Megahertz die Magnetfeldorientierung von Vögeln stören können. Dies liegt jedoch weit unterhalb der Mobilfunkfrequenzen.

Matin Röösli vom schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) betont, dass Mobilfunkstrahlen inklusive des Standards 5G nach heutigem Wissenstand keine schädlichen Auswirkungen haben. Generell habe 5G ähnliche Frequenzen, wie sie jetzt schon für 4G und WLAN verwendet würden. Die eigentliche Hauptstrahlungsquelle sei grundsätzlich das eigene Smartphone und nicht die Antenne, so Röösli.

Die Behauptung, Vögel würden wegen 5G-Strahlungen sterben, ist nicht neu. Sie kursierte bereits vor einem Jahr, etwa in Deutschland.

Links:

Bilder bei «Il Messaggero» (archiviert: http://archive.vn/kkMLe)

Bilder bei «Roma Today» (archiviert: http://archive.vn/sxA29)

Bericht bei «Leggo» (archiviert: http://archive.vn/ssiDR)

Brutbestandsindex Star (archiviert: https://web.archive.org/web/20210512151201/https://www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/star)

Grenzwerte Mobilfunk (archiviert: https://archive.ph/MImgO)

Faktencheck dpa (Mai 2020)

Facebook-Post (archiviert: https://archive.vn/3fjO8)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com