Pilotenverband: Zahl der Todesfälle in 2021 nicht gestiegen

16.12.2021, 16:53 (CET)

Beiträge in sozialen Medien verbreiten derzeit Behauptungen über die Flugbranche: «Rekord-Todesfälle im Jahr 2021 unter Piloten», heißt es in der Überschrift eines Blogbeitrags (archiviert). Angeblich sollen Todesanzeigen im Magazin der Pilotenvereinigung Air Line Pilots Association (Alpa) zeigen, dass immer mehr Piloten sterben: «Waren es 2019 nur eine Todesanzeige und im Jahr 2020 sechs, sind es alleine in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 ganze 111 (!) Todesanzeigen.» An anderer Stelle wird behauptet, «dass in Zusammenhang mit Corona-Impfungen sehr häufig Thrombosen auftreten». Stimmt das?

Bewertung

Es gibt keine «Rekord-Todesfälle» unter Piloten, bestätigt der Verband Alpa. Die Nebenwirkung einer speziellen Form der Thrombose nach einer Corona-Impfung ist sehr selten, betrifft also weniger als eine von 10 000 behandelten Personen.

Fakten

Die im Blogbeitrag abgebildete Seite stammt tatsächlich aus dem Magazin der Pilotenvereinigung Alpa, die Piloten von US-amerikanische und kanadische Fluggesellschaften vertritt. Doch auf Basis der einzelnen Seite ist es irreführend, allgemeine Aussagen über vermeintlich «immer mehr» Todesfälle zu treffen oder gar von einem «Rekord» zu sprechen.

Insgesamt beobachtet die Alpa keine höheren Todeszahlen in 2021 als in den Vorjahren. «Auf Basis der verifizierten Angaben ihrer Familien haben wir jeweils mehr Todesfälle von Piloten in den Jahren 2019 und 2020 als im Jahr 2021 vermeldet», schreibt Alpa auf Twitter.

Nach Angaben der Alpa werden in jeder Ausgabe verstorbene Pilotinnen und Piloten geehrt, sowohl aktive als auch längst verrentete. «Die Informationen in einer Magazin-Ausgabe liefern keinen kompletten Überblick über alle Todesfälle des aufgelisteten Jahres», schreibt die Pilotenvereinigung auf Twitter als Reaktion auf die kursierenden Behauptungen. Die Ehrungen seien davon abhängig, ob Angehörige der Pilotenvereinigung überhaupt die Todesfälle melden.

Thrombosen treten nicht «sehr häufig» in Zusammenhang mit Corona-Impfungen auf. «Sehr häufig» bedeutet nach Definition der EU-Arzneimittelbehörde EMA und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in mindestens einem von zehn Fällen.

Vorfälle einer speziellen Form der Thrombose treten nach der Corona-Impfung jedoch nur sehr selten auf - also seltener als in einem von 10 000 Fällen: Bei den Vektor-Impfstoffen (Spikevax von Astrazeneca sowie Janssen von Johnson & Johnson) ist eine Blutgerinnungsstörung als Nebenwirkung seit längerem bekannt. Sowohl laut Paul-Ehrlich-Institut als auch laut EU-Arzneimittelbehörde (EMA) kommt diese Nebenwirkung aber «sehr selten» vor. Das Risiko, infolge einer Corona-Infektion an einer Thrombose zu erkranken, sei «stets höher» als das Risiko, infolge der Impfung eine Thrombose zu bekommen.

In den USA hat die Gesundheitsbehörde CDC nach 16,4 Millionen Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson 54 bestätigte Fälle von TTS, der Thrombosen mit Thrombozytopenie, festgestellt (Stand 24. November 2021). Astrazeneca ist in den USA bislang nicht zugelassen. Viel häufiger werden dort mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna verimpft, Ende November waren es etwa 437 Millionen Dosen. «Auf Grundlage der bekannten Daten gibt es kein erhöhtes Risiko für TTS nach mRNA-Covid-19-Impfungen», schreibt die CDC.

Falschinformationen, in denen es um Corona-Impfungen und Flugreisen ging, traten bereits in der Vergangenheit auf und wurden von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) geprüft. Geimpfte dürfen fliegen, Diskussionen über vermeintliche Beschränkungen bezeichnete ein Verband europäischer Fluggesellschaften als «Fake News».

(Stand: 15.12.2021)

Links

Tweet mit Stellungnahme der Alpa-Pilotenvereingung (archiviert)

EMA zu Nebenwirkungen (archiviert)

Bundesinstitut für Arzneimittel zu Nebenwirkungen (archiviert)

FAQ zu den Vektor-Impfstoffen (archiviert)

Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (Stand 30.9.2021) (archiviert)

CDC über seltene, schwere Nebenwirkungen (archiviert)

dpa-Faktencheck «Geimpfte dürfen fliegen»

Blogbeitrag mit der Behauptung (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com