Angebliches Baerbock-Zitat ist erfunden

Kurz vor der Bundestagswahl hat der Radiosender 1Live die Kanzlerkandidaten der drei stärksten Parteien interviewt. Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock soll in dem Interview mit dem WDR gesagt haben: «Wir müssen den Glasfaserausbau vorantreiben, damit die E-Autos auch auf dem Land geladen werden können.» Das zumindest legt ein vielgeteiltes Sharepic auf Facebook nahe (archiviert). Aber stammt das Zitat von Baerbock?

Bewertung

Das Zitat ist frei erfunden.

Fakten

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock wurde am 3. September 2021 vom Radiosender 1Live interviewt. Dabei wird ihr ab Minute 13 vom Interviewer im WDR folgende Frage gestellt: «Ich frag mich - bei mir auf dem Land liegt noch nicht einmal das Glasfaserkabel. Wo kommt die Zapfsäule für mein E-Auto her und wo kommt überhaupt der ganze Ökostrom her?»

Baerbock geht zunächst auf die Glasfaserkabel ein: «Das ist das, was mich tierisch selber frustet. Wir haben ein Jahr, 2021, wo Nachbarländer im Baltikum zu 90 Prozent Abdeckung haben. Und bei uns ist es so, dass unter zehn Prozent der Menschen überhaupt mit schnellem Internet angeschlossen sind. Das ist ein totales politisches Versagen. Das kann man nicht anders ausdrücken. Das heißt, wir brauchen einen massiven Glasfaserausbau.»

Erst danach geht Baerbock auf die Ladesäulen ein: «Was bringt mir ein E-Auto auf dem Land, wenn ich's nicht laden kann. Zum einen, zuhause gibt es die Förderung, dass man sich das selber im Haus mit Wallboxen einbauen kann.» Dafür brauche es ein klares Konzept - Parteikollege Winfried Kretschmann habe das in Baden-Württemberg schon gemacht.

Baerbock stellt also keinen Zusammenhang zwischen E-Autos und dem Glasfaserausbau her. Das Sharepic geht vermutlich auf einen Twitteruser zurück, der diese falsche Behauptung aufstellte. Er löschte den Tweet allerdings wieder und stellte noch am selben Tag klar, dass sich Baerbock zu den Themen Glasfaser und E-Autos getrennt äußerte.

Über Baerbock tauchen vor der Bundestagswahl immer wieder Falschbehauptungen in den sozialen Netzwerken auf. Die Deutsche Presse-Agentur hat bereits einige von ihnen widerlegt.

(Stand: 9.9.2021)