Covid-Impfstoffe enthalten den Bauplan für Spike-Proteine - nicht das Protein selber

26.07.2021, 12:18 (CEST)

Seit Beginn der Corona-Pandemie forschen WissenschaftlerInnen im Zusammenhang mit dem Virus. Eine Studie von März 2021, in der es um die Funktion eines bestimmten Proteins geht, wird nun vermehrt in den Fokus gestellt. Wie in einem Post bei Facebook behauptet wird, soll das Ergebnis der Untersuchung angeblich sein, dass Corona-Impfstoffe nicht vor SARS-CoV-2 schützen, sondern die Krankheit selbst auslösen (hier archiviert). Der Auslöser dazu soll das Spike-Protein sein, das in der Impfung enthalten sein soll. Aber stimmt das so?

Bewertung

Das ist falsch. In den Corona-Vakzinen sind keine Spike-Proteine des Virus enthalten.

Fakten

Sowohl bei mRNA-Impfstoffen, wie von Biontech und Moderna, als auch bei Vektorimpfstoffen, wie von Astrazeneca und Johnson & Johnson, wird das Spike-Protein (Stachel-Protein) von den menschlichen Zellen selbst hergestellt. In den Impfungen sind lediglich die Informationen für diesen Herstellungsprozess enthalten. Die zwei wesentlichen Unterschiede sind die Art der Information und der Transport.

Bei den mRNA-Impfungen wird mit Hilfe von Nano-Lipidtröpfchen ein mRNA-Bauplan injiziert, auf dessen Grundlage das Spike-Protein hergestellt wird. Bei den Vektorimpfstoffen transportiert ein «Vektorvirus die genetische Information für ein einzelnes Eiweiß des Corona-Virus», zum Ablesen in die Zellen, wie das Robert Koch-Institut schreibt. Hierbei wird als Datengrundlage ein DNA-Schnipsel genutzt.

Das betreffende Protein ist, anders als behauptet, nicht bereits in den Impfstoffen enthalten. Alle vier Impfstoffe lösen die Entstehung von Spike-Proteinen aus, die im Köper dann eine Immunantwort bewirken. Danach verschwinden die Spuren des Spike-Proteins im Körper. Ursprünglich sitzt das Protein auf der Oberfläche des Coronavirus und hilft ihm, an die Zellen anzudocken und das Virus hinein zu vermitteln.

Der Bauplan für das Spike-Protein, das nach einer Impfung vom Körper gebildet wird, ist außerdem im Labor verändert. Das sagte der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bereits für einen früheren Faktencheck. Es ist nicht mit dem natürlichen Protein des Coronavirus vergleichbar. «Es ist nicht mehr so sehr in der Lage an den Rezeptor der menschlichen Zellen zu binden, seine Form zu verändern und mögliche toxische Effekte auszulösen», sagte Watzl.

Die Behauptungen in den Sozialen Medien bezogen sich auf einen Artikel der Frankfurter Rundschau (FR) der sich mit der erwähnten Studie befasst. Darin wurde ein «Pseudovirus» erzeugt, das von den klassischen Stacheln des Coronavirus-Spike-Proteins umgeben war. Wie bereits erwähnt, enthalten die Impfstoffe keine Spike-Proteine. Zudem wird mit ihrer Hilfe in den Körperzellen auch kein Spike-Protein hergestellt, das baugleich mit dem Virus ist.

Nachträglich wurde folgendes Update zum FR-Artikel hinzugefügt: «Die unten erwähnte Studie wird in einigen «Querdenker»-Kreisen im Netz als Beleg dafür benutzt, dass Corona-Impfstoffe nicht vor Covid-19 schützen, sondern die Krankheit auslösen würden. Allerdings handelt es sich dabei um eine Fehlinterpretation. Die Forschenden geben an, dass dies nicht der Fall ist.»

(Stand: 20.07.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Artikel des ZDF zur Unterscheidung der Impfstoffe

Erklärung Paul-Ehrlich-Institut zu mRNA-Impfstoffen

RKI zu Vektorimpfstoffen

Helmholtz zu Spike-Proteinen

dpa-Faktencheck "Kein Beleg für vermeintlich «toxisches» Protein"

Artikel der Frankfurter Rundschau

Studie über Spike-Protein

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