Irreführendes Video

Klimakrise schreitet ungeachtet des Aprilwetters voran

30.04.2024, 18:41 (CEST)

Kaum ist es irgendwo kälter, als man es für die Jahreszeit erwartet, finden sich irreführende Online-Posts rund um die Klimakrise. Das ist aktuell in Bezug auf das Aprilwetter in Österreich der Fall.

Noch immer gibt es im Zusammenhang mit der Erderwärmung Missverständnisse. So ereifert sich ein Facebook-User in einem Video vor verschneiter Kulisse über die «Hitzewarnungen durch den Gesundheitsminister» und «hysterische Durchsagen» der «Tastaturprostituierten». Angesichts der Schneemenge behauptet er, dass «Frau Holle, diese Verräterin, ausgerechnet Mitte April den Ökofaschisten, Klimakommunisten und Asphaltterroristen einen Strich durch die Rechnung» gemacht habe. Kommentare unter dem Beitrag zeigen, dass User das als Bestätigung für die angebliche Nichtexistenz der Klimakrise sehen. Ist es so einfach?

Bewertung

Kühlere Phasen widersprechen der Klimakrise und der Erderwärmung nicht. Die vergangenen Monate waren sowohl global als auch in Österreich so warm wie nie.

Fakten

Die erste Aprilhälfte war gekennzeichnet durch ungewöhnliche Hitze. In der zweiten Hälfte kam dann der Wettersturz mit Kaltfront, wie sich auf der Webseite der GeoSphere Austria nachlesen lässt. Einer höchsten Abweichung nach unten von minus 8,0 Grad Celsius am 23. April stehen etwa plus 11,2 Grad am 8. April gegenüber (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020). Verändert man den Vergleichszeitraum auf 1961 bis 1990, fällt die Abweichung nach oben noch deutlicher aus.

Trotz Kaltfront war der April insgesamt überdurchschnittlich warm: Die Abweichung zum Bezugszeitraum 1991 bis 2020 betrug bis 29. April plus 1,4 Grad und im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 sogar plus 2,8 Grad Celsius.

Grundsätzlich wird es durch die Klimakrise immer wärmer: Sowohl der Februar und März 2024 als auch das Gesamtjahr 2023 gingen als die wärmsten der über 250-jährigen Messgeschichte in Österreich ein. Eine Grafik der GeoSphere Austria zeigt eine markante Häufung von Rekordjahren in der jüngeren Vergangenheit - an diesem Trend ändern rund zehn kalte Tage nichts. Die Kaltfront in weiten Teilen Europas Mitte April widerspricht der Klimakrise also nicht.

So bezeichneten Meteorologen etwa den Februar 2024 als außergewöhnlich: «Noch nie in der 257-jährigen Messgeschichte lag ein Monat so weit über seinem vieljährigen Durchschnitt», hieß es dazu. Die Abweichung zur Klimaperiode 1991 bis 2020 betrug im Februar 5,5 Grad Celsius.

Zudem gab es seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767 nie zwei wärmste Monate hintereinander, betonte die GeoSphere Austria: «Jetzt kam das mit September/Oktober (Anm.: des Jahres 2023) und Februar/März gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit vor».

Es gilt also: Unabhängig von regionalen und saisonalen Schwankungen ist der globale Klimatrend alarmierend. Laut dem Climate Change Center Austria (CCCA) ist Österreich von der Erderwärmung besonders betroffen. In einem Fact Sheet aus 2021 schreibt das CCCA, dass sie in Österreich mit rund zwei Grad Celsius seit dem Zeitraum 1850-1900 etwa doppelt so hoch ausfällt wie global.

Ähnlich irreführende Online-Beiträge gab es bereits im vergangenen Jahr, als es im Frühjahr ebenfalls eine kühlere Phase gab.

(Stand: 30.4.2024)

Links

GeoSphere Austria über Wetter im April in Österreich (archiviert)

Klimamonitoring 23. April (archiviert)

Klimamonitoring 8. April (archiviert)

Monatsmittelwert der Lufttemperatur für April 2024 (1991-2020)(archiviert)

Monatsmittelwert der Lufttemperatur für April 2024 (1961-1990)(archiviert)

Monatlicher Klimabericht der GeoSphere Austria über März 2023 (archiviert)

Monatlicher Klimabericht der GeoSphere Austria über Februar 2023 (archiviert)

2023 wärmstes Jahr der Messgeschichte (archiviert)

Jüngste Häufung von Rekordjahren (archiviert)

CCCA-Factsheet (archiviert)

dpa-Faktencheck

Facebook-Posting (archiviert, Video archiviert)

Facebook-Kommentare (archiviert)

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