Wetterkarten der ARD waren schon 2017 rot eingefärbt

25.04.2023, 11:56 (CEST)

Menschen, die die Existenz der Klimakrise bezweifeln, werfen den Medien regelmäßig Panikmache vor. So taucht immer wieder die Behauptung auf, dass Wetterkarten angeblich zunehmend alarmistisch eingefärbt würden. Derzeit macht eine Gegenüberstellung von TV-Wetterkarten aus den Jahren 2017 und 2022 aus Deutschland die Runde.

Bewertung

Die Karten stammen aus den angegebenen Jahren. Ihre Gegenüberstellung belegt jedoch nicht, dass Wetterkarten immer stärker rot eingefärbt werden. Rot eingefärbte Temperaturkarten gab es bereits 2017. Seit 2020 werden Temperaturen in den ARD-«Tagesthemen» nur noch auf Temperaturkarten dargestellt - und nicht mehr auf topographisch anmutenden Karten.

Fakten

Die beiden Screenshots zeigen jeweils einen Ausschnitt aus dem Wetter-Block der ARD-Sendung «Tagesthemen». In beiden Fällen führt die langjährige Moderatorin Claudia Kleinert durch die Wetterprognose. Das Bild aus 2017 stammt tatsächlich aus der Sendung vom 21. Juni, jenes aus 2022 aus der Sendung vom 20. Juni - und nicht wie im Sharepic behauptet auch vom 21. Juni.

Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Darstellungen stark voneinander. Während in der Ausgabe von 2017 die Temperaturen über eine an topographische Darstellungen angelehnte Karte eingeblendet werden, ist in der Sendung aus 2022 eine reine Temperaturkarte zu sehen. Daraus ergibt sich der augenscheinliche Unterschied in der Darstellung.

Die ARD verwendete allerdings bereits 2017 Temperaturkarten, die an warmen Tagen entsprechend rot eingefärbt wurden. Damals kamen diese etwa in der «Tagesschau» zum Einsatz. Im Jahr 2020 vereinheitlichte die ARD ihre Wetterprognosen. Seither verwenden «Tagesschau» und «Tagesthemen» dasselbe Kartendesign.

In einem Faktencheck der «Tagesschau»-Faktenfinder bezog die Leiterin der zuständigen Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks, Silke Hansen, im Juli 2022 dazu Stellung. Seit der Umstellung werden demnach auch in den «Tagesthemen» die Temperaturprognosen auf einer Temperaturkarte dargestellt - und eben nicht mehr auf einer topographisch anmutenden Karte.

Zum Zeitpunkt des ARD-Faktenchecks geisterte der Vergleich der beiden Karten durch das Internet. Der AfD-Politiker Georg Pazderski etwa teilte die Gegenüberstellung damals auf Twitter. Nicht nur dieser Kartenvergleich ist ein Dauerbrenner in sozialen Medien. In einem dpa-Faktencheck vom Juni 2022 wurden schwedische Wetterkarten unter die Lupe genommen. Auch sie tauchten damals nicht zum ersten Mal in einer unangemessenen Gegenüberstellung online auf.

(Stand: 25.4.2023)

Links

Porträt Claudia Kleinert (archiviert)

«Tagesthemen» vom 21.6.2017 (archiviert)

«Tagesthemen» vom 20.6.2022 (archiviert)

Topographische Karten (archiviert)

«Tagesschau» vom 21.6.2017 (archiviert)

ARD-Bericht zur Umstellung (archiviert)

Faktenfinder-Faktencheck aus 2022 (archiviert)

Tweet von AfD-Politiker Pazderski (archiviert)

dpa-Faktencheck zu schwedischen Wetterkarten

Facebook-Posting (archiviert)

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