Kurzfilm «Hoffnung»
Dreharbeiten in Lettland
21.4.2023, 17:14 (CEST)
«Nichts ist echt!!» versucht ein User auf Facebook zu warnen und verweist auf ein Video, das offensichtlich inszenierte Filmaufnahmen mit Schauspielern in Uniformen zeigt. Das soll angebliche Inszenierungen im Ukraine-Krieg beweisen: «Alles was du aus der Ukraine siehst, hat ein Set und einen geplanten Ablauf!». Doch handelt es sich hier tatsächlich um eine Inszenierung von Kriegsszenen in der Ukraine, mit der Menschen getäuscht werden sollen?
Bewertung
Es handelt sich nicht um eine Propaganda-Inszenierung des Kriegs in der Ukraine, sondern um Dreharbeiten für einen Kurzfilm. Sie fanden im Jahr 2023 in Lettland statt.
Fakten
Tatsächlich sind in dem Video wie Soldaten ausgerüstete und gekleidete Menschen zu sehen, die in ein Gebäude gehen und sich dort mit Explosionen konfrontiert sehen. Damit sollte aber kein fingiertes Kriegsmaterial hergestellt werden, die Aktivitäten fanden als Dreharbeiten für den Kurzfilm «Hoffnung» (Originaltitel: «Надія/Nadiya») in der lettischen Stadt Sigulda statt. Darüber informierte etwa der ukrainische Regisseur Artyom Kotscharyan im Gespräch mit lettischen öffentlich-rechtlichen Medien. Der Film soll demnach im Mai dieses Jahres erscheinen.
Auch die ukrainische Presse berichtete über den Film, in dem die ukrainische Film- und Theaterschauspielerin Marina Bilous die Hauptrolle spielt. Betrachtet man die Szenen im lettischen Videobericht, sind eindeutig Gemeinsamkeiten mit dem auf Facebook geteilten Video zu erkennen.
Im Bericht (bei 00:36) und auch im Kurzvideo (bei 00:21) ist exakt die gleiche Szene aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen, wie etwa die Bewegungsabläufe und die Kleidung belegen. Der Drehort gleicht sich in beiden Videos sowohl innen im Gebäude als auch außen.
Der Vorwurf angeblicher Inszenierungen wird oft in der russischen Staatspropaganda genutzt. Generell setzt Russland Desinformations-Strategien ein, wie zahlreiche Berichte belegen. So wurden etwa versucht, den Abschuss des Fluges MH17 2014 oder das Butscha-Massakers 2022 als angebliche «Inszenierung» zu diskreditieren. Umgekehrt wurde tatsächlich erst vor kurzem ein Versuch der russischen Seite aufgedeckt, ein gestelltes Video des Ukraine-Krieges zu inszenieren.
(Stand: 21.4.2023)
Links
Facebook-Post (archiviert, archiviertes Video)
Lettischer Nachrichtenbericht über die Filmproduktion (archiviert)
Ukrainischer Nachrichtenbericht über die Filmproduktion (archiviert)
Videoreportage von LSM (auf Russisch) auf Youtube (archiviertes Video)
Schauspielerin Marina Bilous (archiviert)
Correctiv zur Desinformation im Ukraine-Krieg (archiviert)
Russland nuztzt Desinformation als Waffe, btb (archiviert)
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