Aussage zu Flüchtlingen

Keine Belege, dass Göring-Eckardt sich so geäußert hat

01.03.2023, 18:06 (CET), letztes Update: 01.03.2023, 18:16 (CET)

Hat die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt Flüchtlinge über bedürftige Deutsche gestellt? Das wird fälschlicherweise in sozialen Netzwerken behauptet.

Grünen-Politikerinnen und -Politiker stehen immer wieder im Visier von Falschbehauptungen - insbesondere wenn es um Migrationspolitik geht. Ein Sharepic unterstellt etwa Katrin Göring-Eckardt, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, das Folgende gesagt zu haben: «Es ist beschämend anzusehen, wie immer mehr Deutsche versuchen, an den gemeinnützigen Tafeln den Flüchtlingen die Almosen streitig zu machen.»

Bewertung

Es gibt keine Belege, dass Katrin Göring-Eckardt sich so geäußert hat. Auch die Bundestagsvizepräsidentin dementiert auf Nachfrage, diesen Satz geäußert zu haben. Vermutlich stammt das Zitat von einem Internetnutzer, der es als angebliche Satire verbreitet hat.

Fakten

Ein derart kontroverses Zitat würde sich höchstwahrscheinlich in der Berichterstattung oder in Audio- und Videomitschnitten online auffinden lassen, wäre es tatsächlich von einer Grünen-Politikerin geäußert worden. Doch diverse Suchen nach dem Wortlaut mit Google und Bing liefern keinerlei Nachweise. Das Sharepic selbst offenbart auch keine Informationen, wo oder wann der Satz gefallen sein soll.

Das Büro von Göring-Eckardt im Deutschen Bundestag bezeichnet das Zitat auf dpa-Anfrage als «frei erfunden». Es sei sehr bedenklich, dass «auf Social Media gezielt mit falschen, erfundenen Zitaten von Politiker*innen Hass und Hetze geschürt» würden.

Bereits im Jahr 2019 recherchierten die Faktenchecker von «Correctiv» zu dem angeblichen Zitat. Demnach wurde das Sharepic bereits in älteren Beiträgen geteilt, die ein Nutzer als Satire gekennzeichnet hatte. Bei den neueren Versionen ist dieser Hinweis allerdings weggeschnitten.

Der Mann, der vermutlich hinter den ersten Versionen steckt, ist laut «Correctiv»-Recherchen kein Unbekannter. Demnach wurde er im Jahr 2017 unter anderem wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung zu 22 Monaten Haft verurteilt.

Gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bezeichnete er sich im Jahr 2014 als «Troll» - jemand, der Debatten im Netz gezielt anheizt. Dies erfolgte offenbar zum Teil über Falschnachrichten und manipulierte Bilder, etwa von einem Wahlplakat der deutschen SPD.

Bereits in der Vergangenheit wurde Göring-Eckardt ein falsches Zitat über Flüchtlinge angedichtet. In einem Fall aus dem Jahr 2017 ging sie rechtlich gegen Verbreiter eines solchen Falschzitats vor.

(Stand: 1.3.2023)

Links

Suche nach dem Wortlaut bei Google (archiviert)

Suche bei Bing (archiviert)

«Correctiv»-Faktencheck (9.4.2019) (archiviert)

«Correctiv» über gefälschte Wahlplakate (13.9.2017) (archiviert)

«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» über selbsternannten «Troll» (8.9.2014; Bezahlschranke) (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Göring-Eckardt (7.1.2021)

Sharepic auf Facebook (archiviert)

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