Unternehmen will mit Fake-Gewinnspielen Daten abgreifen
15.2.2023, 15:51 (CET)
Gewinnspiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Nicht immer sind deren Betreiber indes seriös oder schütten wirklich Preise aus. Aktuell kursiert ein angebliches Gewinnspiel des Lebensmittelhändlers Spar bei Facebook. 500 Teilnehmer sollen angeblich je 250 Euro gewinnen können.
Bewertung
Das Gewinnspiel ist nicht echt. Darauf deuten viele Faktoren hin: Die augenscheinlichsten davon sind mehrere Accounts, die sich als derselbe ausgeben, der Verweis auf eine externe Seite ohne Bezug zum echten Unternehmen sowie die Ähnlichkeit zu angeblichen Gewinnspielen anderer Firmen.
Fakten
Die Supermarktkette Spar ist immer wieder Vehikel für vermeintliche Gewinnspiele dieser Art. Alleine in den vergangenen Monaten wurden diese in mehreren Faktenchecks überprüft. Sie alle funktionieren nach einer ähnlichen Methode: Teilnehmer müssen dafür Facebook verlassen und sich auf einer externen Seite registrieren.
Im aktuellen Fall gibt es drei Varianten der Seite «Spar Fans». Eine wurde am 6. Februar erstellt, eine am 7. Februar und eine am 8. Februar. Sie alle dienen dem gleichen Zweck: Egal, ob man am angeblichen Gewinnspiel teilnimmt und dort einen Link erhält, den jüngeren Eintrag mit dem Newsletter klickt oder den «Registrieren»-Button in der Kopfzeile der Seite – immer landet man auf einer externen Seite ohne Impressumsangaben.
Diese leitet durch einen Klick wiederum auf eine andere Seite weiter. Deren Impressum weist als Betreiber eine britische Firma namens Bluereen aus. Diese Firma ist Verbraucherschützern als aggressives Direktmarketingunternehmen bestens bekannt. Hat man seine Daten bereits angegeben, kann man versuchen zu widerrufen – Kundenerfahrungen zufolge nicht immer mit Erfolg.
Generell ist bei Angeboten wie diesen Vorsicht geboten. Nicht nur eine kürzlich erstellte Seite sollte Argwohn hervorrufen, sondern auch das Fehlen von Kontaktangaben. Name und Adresse sowie Firmenbuchnummer und Rechtsform sind auf Webseiten von Unternehmen und auch deren Social-Media-Auftritten verpflichtend anzugeben. Nichts davon ist den drei Seiten zu entnehmen.
Die inhaltliche Masche mit der Zahlensuche ist nicht neu. Auch andere etablierte Unternehmen wie Action, Burger King, Ikea, Kaufland und Edeka wurden in jüngster Zeit als Schablone dafür herangezogen. Sie alle führen letztlich zu Links, hinter denen Bluereen steckt. Direktorin dieses Unternehmens ist laut britischem Handelsregister eine kambodschanische Staatsbürgerin. Der laut Bluereens DSGVO-Hinweis in der EU niedergelassene Vertreter der Firma ist ein Berliner Anwalt.
(Stand: 15.2.2023)
Links
dpa-Faktencheck vom Oktober 2022
Am 6. Februar erstellte Seite (archiviert)
Am 7. Februar erstellte Seite (archiviert)
Am 8. Februar erstellte Seite (archiviert)
Impressumspflicht laut Mediengesetz (archiviert)
verbraucherschutz.com zu Bluereen (archiviert)
E-Commerce-Gesetz (archiviert)
Unternehmensgesetzbuch (archiviert)
Nötige Impressumangaben laut WKO (archiviert)
Fake-Gewinnspiel Action (archiviert)
Fake-Gewinnspiel Burger King (archiviert)
Fakte-Gewinnspiel Ikea (archiviert)
Fake-Gewinnspiel Kaufland (archiviert)
Fake-Gewinnspiel Edeka (archiviert)
Britischer Handelsregistereintrag (archiviert)
Webseite der Anwaltskanzlei (archiviert)
Facebook-Posting 1 (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
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