Foto zeigt anderen Mann

NS-Offizier mit Vater von Klaus Schwab verwechselt

10.6.2022, 16:02 (CEST)

WEF-Gründer Klaus Schwab stammt von einem Schweizer Industriellen ab. Einem Gerücht zufolge soll dieser ein Vertrauter Adolf Hitlers gewesen sein. Doch dafür gibt es keinerlei stichhaltige Beweise.

Klaus Schwab ist ein beliebtes Ziel von Verschwörungstheorien. Immer wieder werden Unwahrheiten über den Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF) verbreitet, so auch zu seiner Herkunft. Diese könnten nicht weiter auseinander liegen: Einerseits wird behauptet, er stamme von der Familie Rothschild ab, andererseits soll sein Vater Eugen fanatischer Nazi und Hitler-Vertrauter gewesen sein. Ein Sharepic (archiviert) mit den Fotos von Schwab und seinem vermeintlichen Vater behauptet sogar, dass der Vater ein Konzentrationslager betrieb.

Bewertung

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Eugen Schwab ein enger Vertrauter Adolf Hitlers gewesen sein könnte. Zudem zeigt das Foto nicht Eugen Schwab, sondern einen anderen Mann, der im Zweiten Weltkrieg deutscher Offizier war.

Fakten

Bei dem Mann auf dem Foto dürfte es sich um Walter Dybilasz handeln. Der 1892 geborene Hamburger starb 1950 in russischer Kriegsgefangenschaft. Zu Kriegszeiten war er Eisenbahnpionier bei der deutschen Wehrmacht, ab 1942 im Rang eines Generalmajors. Zwar sind all diese Angaben unbestätigt, sie finden sich aber in zahlreichen Online-Foren zum Zweiten Weltkrieg.

Eines davon verweist auf eine Buchreihe über deutsche Generäle, in deren drittem Band auch Dybilasz stehen soll. Das zugehörige Foto findet sich auch auf einer chinesischen Website zum Zweiten Weltkrieg. Der darauf Abgebildete weist große Ähnlichkeit mit dem fälschlich als Eugen Schwab bezeichneten Mann auf. Andernorts wird exakt dasselbe Foto für Dybilasz verwendet wie im Posting über die Familie Schwab.

Es gibt bereits einen Faktencheck, der Behauptungen über eine angebliche Abstammung Klaus Schwabs von der Familie Rothschild widerlegt. Darin wird auch sein tatsächlicher Vater erwähnt. Ein brasilianisches Einwanderungsdokument zeigt Eugen Wilhelm Schwab. Dass es sich dabei wirklich um den Vater des WEF-Gründers handelte, bestätigte dessen Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Dass ein Naheverhältnis von Schwabs Vater zu Hitler weit hergeholt sein dürfte, bekräftigt ein Artikel in der «Aargauer Zeitung» aus dem Jahr 2019. Darin heißt es: «Die Familie wurde von der Gestapo, dem Spitzeldienst der Nazis, überwacht, seine Mutter gar einmal vorgeladen, wegen folgenden "Vergehens": Sie sprach mit ihren Kindern Schweizerdeutsch. Vielleicht auch darum, sagt Klaus Schwab, habe er sich schon als Kind als Schweizer gefühlt.»

Zwar lässt sich Eugen Schwabs Einstellung zum Hitler-Regime nicht restlos klären, wie ein weiterer dpa-Faktencheck zeigt. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass er ein hochrangiger Nationalsozialist oder gar Vertrauter Hitlers gewesen sein könnte. Auch dass er eine NS-Uniform besaß, ist demnach unwahrscheinlich.

Ebenso wenig lassen sich Hinweise auf das ihm auf Facebook zugeschriebene Konzentrationslager finden. Im schwäbischen Ravensburg stand lediglich das sogenannte Zigeunerzwangslager Ummenwinkel, ein unter Polizeikontrolle stehendes städtisches Lager für Sinti.

(Stand: 9.6.2022)

Links

Informationen zu Walter Dybilasz (archiviert)

«German Officer Biography» zu Dybilasz (archiviert)

Foreneintrag zu Kriegs- und Waffenschulen der Wehrmacht (archiviert)

Übersicht der Generale des deutschen Heeres (archiviert)

Buch «Die Generale des Heeres 1921 - 1945 - Band 3» (archiviert)

Eintrag bei juntuanwang.com (archiviert)

Fotos von Generälen in Wehrmachts-Forum (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Klaus Schwabs Abstammung

Brasilianisches Einreisedokument Eugen Schwabs (archiviert)

Weiterer dpa-Faktencheck zum Thema (niederländisch)

Artikel in der «Aargauer Zeitung» (archiviert)

Weiterer dpa-Faktencheck zu Eugen Schwab (niederländisch)

Informationen zum Lager bei «Stadtplan Ravensburg» (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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