WHO-Datenbank lässt keinen Vergleich der Corona-Impfung mit anderen Impfstoffen zu

28.12.2021, 17:09 (CET)

Impfgegner lassen sich in Sozialen Medien nach wie vor über Gefahren der Corona-Impfung aus. Zuletzt kursierte etwa auf Facebook (hier archiviert) ein Online-Artikel (hier archiviert), demzufolge die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell bestätigt habe, dass die Corona-Impfung so gefährlich sei wie «keine andere». Als Beleg dafür wird die Anzahl der gemeldeten Impf-Nebenwirkungen in der Datenbank VigiBase genannt.

Bewertung

Die gemeldeten vermuteten Impf-Nebenwirkungen in der WHO-Datenbank VigiBase belegen keineswegs, dass die Corona-Impfung gefährlicher wäre als alle anderen Impfungen. Die Datenbank führt nämlich keine bestätigten Fälle von Nebenwirkungen an. Es sind nur Vermutungen, dass eine Arznei oder eine Impfung eine Nebenwirkung gehabt haben könnte. Kausale Zusammenhänge können daraus genauso wenig abgeleitet werden wie ein Sicherheitsprofil. Auch Vergleiche zwischen verschiedenen Medizinprodukten können nicht gezogen werden.

Fakten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt über VigiAccess der Öffentlichkeit Daten der VigiBase-Datenbank zur Verfügung. Die Datenbank sammelt gemeldete vermutete Nebenwirkungen von medizinischen Produkten. Diese werden von Arzneimittelkontrolleuren oder nationalen Behörden gemeldet.

Die Datenbank lässt keine Rückschlüsse darauf zu, inwieweit ein Arzneimittel oder eine zuvor erfolgte Impfung ein Symptom verursacht oder ausgelöst hat. Das solle auch nicht angenommen werden, wird auf der Unternehmens-Webseite betont.

«Das Bestätigen eines kausalen Zusammenhangs ist ein komplexer Prozess, der eine gründliche wissenschaftliche Bewertung und eine detaillierte Evaluierung aller verfügbaren Daten erfordert. Die Informationen auf dieser Website sagen daher nichts über einen bestätigten Zusammenhang zwischen einem Arzneimittel und einer Nebenwirkung aus», heißt es.

Die Datenbank trifft auch keine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, dass eine gewisse Nebenwirkung eintritt. Dafür fehlen entscheidende Fakten, zum Beispiel die Gesamtzahl der Menschen, die ein Arzneimittel genommen haben oder die Dauer der Einnahme. Sie ist genauso wenig dazu geeignet, Sicherheitsprofile verschiedener Medizinprodukte miteinander zu vergleichen.

Die Zahl der gemeldeten vermuteten Nebenwirkungen einzelner Impfungen stimmt mit der Größenordnung der angeführten Zahlen in dem Artikel überein. Das lässt sich der Datenbank entnehmen. Daraus aber abzuleiten, dass dies bestätigte Nebenwirkungen seien und die WHO die Corona-Impfung offiziell als gefährlich ansehe, ist falsch.

Die Sicherheit der Corona-Impfungen wird unter anderem von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) kontinuierlich überwacht. Zu allen Impfstoffen veröffentlicht sie regelmäßig Sicherheitsberichte. In den aktuellen Berichten (hierhierhierhier) bestätigt die EMA – anders als im Text suggeriert wird - dass die Vorteile der Impfungen die Risiken überwiegen. Zum erst kürzlich zugelassenen Covid-19-Impfstoff von Novavax gibt es noch kein Sicherheitsupdate.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt auf ihrer Webseite, dass die Corona-Impfstoffe im Vorfeld umfangreich auf ihre Sicherheit getestet worden sind und weiterhin überwacht werden. Zahlreiche Expertinnen und Experten hätten die Ergebnisse der klinischen Studien mit zehntausenden Menschen bewertet und daraufhin ihre Empfehlungen ausgesprochen.

Zur Zulassung, Wirksamkeit und Sicherheit der Corona-Impfungen gibt es bereits einige Faktenchecks. Ein dpa-Faktencheck zu Impf-Berichten des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) etwa erklärt, wieso man die Zahl gemeldeter Todesfälle nach schon länger eingesetzten Impfungen mit den gemeldeten Todesfällen nach Corona-Impfungen nicht aussagekräftig vergleichen kann.

Hierbei gilt nämlich miteinzubeziehen, dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten im Schnitt viel weniger Impfdosen verabreicht worden sind als jetzt in der Corona-Pandemie, wo in einem sehr kurzen Zeitraum sehr viel verimpft wird. Alleine deswegen ist eine höhere Anzahl an Meldungen vermuteter Nebenwirkungen zu erwarten.

Es haben zudem mehrere Faktoren Einfluss auf das Meldeverhalten nach der Corona-Impfung, wie das pandemiebedingte gesteigerte öffentliche Interesse oder auch, dass öffentliche Institutionen zu Meldungen aufgerufen haben, um möglichst viele Daten zu erhalten.

(Stand: 28.12.2021)

Links

Über die VigiBase-Datenbank (archiviert)

WHO zu Sicherheit von Corona-Impfstoffen (archiviert)

Aktuelles EMA-Sicherheitsupdate zu Impfstoff von Biontech/Pfizer (archiviert)

Aktuelles EMA-Sicherheitsupdate zu Impfstoff von Moderna (archiviert)

Aktuelles EMA-Sicherheitsupdate zu Impfstoff von Astrazeneca (archiviert)

Aktuelles EMA-Sicherheitsupdate zu Impfstoff von Janssen (archiviert)

dpa-Faktencheck über Zulassung, Wirksamkeit und Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe

dpa-Faktencheck zu Impf-Berichten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)

Facebook-Posting (archiviert)

Report24-Artikel (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com