Video zeigt demolierten Agrarbetrieb in Brasilien - HAARP-Anlagen können Wetter nicht beeinflussen

21.10.2021, 14:39 (CEST)

Bild- und Videomaterial verbreitet sich in Sozialen Medien oft rasant. In einem auf Facebook (hier archiviert) sehr oft geteilten Video etwa ist angeblich zu sehen, wie Anwohner in Brasilien HAARP-Anlagen zerstören. «Die Bauern haben die Wetterspiele der Globalisten satt» steht im Posting. Damit wird auf eine alte Verschwörungstheorie angespielt, wonach HAARP-Anlagen das Wetter beeinflussen könnten.

Bewertung

Das Posting enthält mehrere Falschbehauptungen. Im Video ist keine HAARP-Anlage zu sehen, sondern Strommasten eines brasilianischen Agrarbetriebs. Anwohner zerstörten die Anlage aus Unmut über angebliche Auswirkungen auf die Natur. Die in Alaska ansässige wissenschaftliche HAARP-Anlage kann das Wetter nicht beeinflussen.

Fakten

In dem 26 Sekunden langen Video beobachten mehrere Menschen grölend und jubelnd wie demolierte Strommasten in sich zusammenfallen. Mehreren Medienberichten (hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier) zufolge zeigt das Video eine Anlage der Rio Claro Farm in der Nähe der brasilianischen Stadt Correntina. Demnach wurde ein Großteil der Farm am 2. November 2017 zerstört.

In einigen der Berichte ist dasselbe Video eingebettet, das auch im Facebook-Posting verwendet wird. Das Video findet sich auch mehrmals auf YouTube (hier, hier) und wird dort ebenfalls dem Vorfall auf der Farm zugeordnet.

Es gibt auch mehrere Fotos von der Tat, die belegen, dass es sich um dieselbe Aktion wie im Video gehandelt hat. Auf einem Foto des Online-Portals Revista Globo Rural sind etwa die umgestürzten Masten zu sehen sowie der übereinstimmende Hintergrund und Boden. Als Quelle des Fotos wird das Unternehmen Igarashi genannt, dem die Farm gehörte. Auch Google Maps-Aufnahmen zeigen die Strommasten. In einem anderen Foto auf der Webseite des brasilianischen Online-Portals Aratu On ist zudem derselbe Mann zu sehen, der im Video aufgrund seines grün-gelben Gewands hervorsticht.

Hinter dem Vandalismus-Akt steckten den übereinstimmenden Berichten zufolge Landwirte, die entlang des Flusses Rio Arrojado gewohnt hätten und über den durch das Bewässerungssystem der Farm angeblich sinkenden Wasserspiegel des Flusses frustriert gewesen seien. Das Thema wurde auch von der lokalen Politik aufgegriffen, etwa von dem brasilianischen Abgeordneten Sandro Régis, wie ein Facebook-Video zeigt.

HAARP steht für High-frequency Active Auroral Research Program. Es handelt sich dabei um ein wissenschaftliches Projekt, das die Ionosphäre untersucht. Von 1990 bis 2014 wurde die Anlage von der United States Air Force (USAF) und der United States Navy geführt, bevor es die University of Alaska Fairbanks (UAF) im Jahr 2015 übernahm. HAARP hat seinen Standort unter anderem aufgrund der klimatischen und geographischen Gegebenheiten in Gakona in Alaska.

Das HAARP wurde bereits in der Vergangenheit häufig Gegenstand von falschen Informationen und Verschwörungstheorien. Das zeigen unter anderem dpa-Faktenchecks (hier, hier, hier) sowie ein Interview mit Robert McCoy, dem Direktor des Geophysikalischen Institut der Universität.

Wie unter anderem in den Faktenchecks mehrfach dargelegt, kann HAARP das Wetter nicht beeinflussen. Abgesehen davon unterscheidet sich das Ionosphären-Forschungsinstrument der HAARP-Anlage optisch von den Strommasten der Rio Claro Farm in Brasilien.

(Stand: 21.10.2021)

Links

YouTube-Video 1 (archiviert)

YouTube-Video 2 (archiviert)

Artikel von Revista Globo Rural (archiviert)

Google Maps-Aufnahme von Strommasten (archiviert)

Artikel von Aratu On (archiviert)

Facebook-Video von Politiker Sandro Régis über Tat (archiviert)
Über Sandro Régis
(archiviert)

Artikel von globo.com (archiviert)

Artikel 1 von Correio 24 horas (archiviert)

Artikel 2 von Correio 24 horas (archiviert)

Artikel 3 von Correio 24 horas (archiviert)

Artikel 4 von Correio 24 horas (archiviert)

Artikel 5 von Correio 24 horas (archiviert)

Blog-Artikel von Mongabay (archiviert)

Informationen zu HAARP (archiviert)

FAQ zu HAARP (archiviert)

dpa-Faktencheck 1

dpa-Faktencheck 2

dpa-Faktencheck 3

Interview mit Robert McCoy (archiviert)

Google Maps-Aufnahme von HAARP-Anlage (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert) (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com