Corona-Impfung ist wirksam und wurde im Vorfeld umfassend überprüft
16.9.2021, 14:15 (CEST)
Falschbehauptungen rund um die Corona-Impfung haben nach wie vor Hochkonjunktur. Erneut wird in oft geteilten Facebook-Postings (hier archiviert) behauptet, dass «das Produkt» nicht «wie versprochen» funktioniere, keine Qualitätsprüfung habe und nicht zum Verkauf zugelassen sei. Genau das passiere gerade in Österreich mit dem dritten Stich, heißt es weiter.
Bewertung
Die Corona-Impfung ist wirksam. Sie wurde im Vorfeld umfassend auf Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit getestet und wird auch weiterhin überwacht. Alle in der EU zugelassenen Covid-Impfstoffe erhielten eine bedingte Marktzulassung. Die dritte Impfung wird aktuell als «off label»-Anwendung vom Nationalen Impfgremium in Österreich empfohlen.
Fakten
Im aktuellen Bericht der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) heißt es, dass mittlerweile nicht nur in klinischen Studien, sondern auch in epidemiologischen Studien in vielen Teilen der Welt eindeutig gezeigt werden konnte, dass die Corona-Impfung eine hohe Schutzwirkung habe.
Das lässt sich auch durch Zahlen belegen. Von 175 815 symptomatischen Corona-Fällen in Österreich seit Anfang Februar bei Personen über 12 Jahren seien 8 845 vollständig geimpft gewesen. Das entspricht knapp fünf Prozent. Nur 0,12 Prozent oder 215 Geimpfte mussten wegen Corona ins Krankenhaus.
In dem Bericht wird zudem betont, dass es mit dem steigenden Anteil an Geimpften in der Bevölkerung auch zu mehr Impfdurchbrüchen käme. Dies sei aber kein Hinweis auf eine geringe Wirksamkeit der Impfstoffe.
Die Impfeffektivität liegt demnach bei den über 18-Jährigen bei rund 89 Prozent. Das bedeutet, dass das Risiko für eine symptomatische Corona-Infektion bei den vollständig Geimpften im Vergleich zu den nicht vollständig Geimpften bzw. Ungeimpften um 89 Prozent reduziert war.
Den Zulassungsstudien zufolge erreichte der Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent, jener von Moderna eine von etwa 94 Prozent, der von Astrazeneca eine von rund 60 Prozent und der von Johnson & Johnson eine von rund 70 Prozent. Die Angaben variieren von Quelle zu Quelle leicht.
Die Corona-Impfstoffe wurden in der EU mittels bedingter Marktzulassung zugelassen. In Anbetracht der Dringlichkeit sollten die Zulassungen so schnell wie möglich erfolgen. Trotzdem wurden alle vom Impfstoffentwickler vorgelegten Nachweise einer «unabhängigen, gründlichen und soliden Prüfung» durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) unterzogen, wie es auf der Webseite der EU-Kommission heißt. Diese genehmigt die Zulassung der Impfstoffe nach einer positiven Empfehlung der EMA.
«Das Verfahren umfasst verschiedene Kontrollen und Gegenkontrollen und beruht auf einem Peer-Review-System, an dem viele Experten beteiligt sind. (...) Der Ausschuss für Humanarzneimittel (Anm. der EMA) wird nur dann eine positive Empfehlung abgeben, wenn die Nachweise überzeugend belegen, dass der Nutzen der Impfung größer ist als die Risiken, die von dem Impfstoff ausgehen», so die EU-Behörde.
Entscheidend für eine Beschleunigung des Verfahrens sind laut EU-Kommission die fortlaufenden Überprüfungen. Es werden also Daten bewertet, sobald sie verfügbar sind («Rolling Review») - und nicht erst, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Impfstoffentwickler können zusätzliche Daten auch noch nach der Zulassung vorlegen. «Dadurch werden die normalen Beurteilungszeiten erheblich verkürzt, wobei die Grundsätze von Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit gewahrt bleiben», so die EU-Kommission.
Das zeigt auch eine Grafik (Figure 2) der EMA gut: Der Ablauf der Zulassung der Covid-19-Impfstoffe war derselbe wie bei anderen Impfstoffen. Die verschiedenen Phasen wie Testungen im Labor, klinische Studien und Evaluationen erfolgten lediglich in schnellerer Abfolge, was durch zahlreiche logistische Anpassungen möglich wurde.
Zur Zulassung, Wirksamkeit und Sicherheit von Corona-Impfstoffen gibt es schon zahlreiche dpa-Faktenchecks (hier, hier, hier, hier, hier).
Gemäß der aktuellen Anwendungsempfehlung des Nationalen Impfgremiums auf der Webseite des Gesundheitsministeriums sollen zunächst Risikogruppen wie beispielsweise Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen oder über 65-Jährige in einem Zeitraum von sechs bis neun Monaten nach Abschluss der vollständigen Immunisierung die dritte bzw. im Fall des Einmal-Impfstoffs Johnsson & Johnsson die zweite Impfung erhalten. Danach sollen alle Erwachsenen, deren Vollimmunisierung neun bis 12 Monate zurück liegt, drankommen.
Derzeit ist noch keiner der verwendeten Impfstoffe für eine dritte Impfung zugelassen, weswegen die Auffrischungsimpfung formal als «off label»-Anwedung gilt. Die Datenlage sei noch begrenzt und es sei noch nichts über Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen bekannt, heißt es in der Anwendungsempfehlung.
Links
Aktueller AGES-Bericht zu Impfdurchbrüchen in Österreich (archiviert)
Wirksamkeit von Biontech/Pfizer-Impfung (archiviert)
Wirksamkeit von Moderna-Impfung (archiviert)
Wirksamkeit von Astrezeneca-Impfung (archiviert)
Wirksamkeit von Janssen-Impfung (archiviert)
EU-Kommission über bedingte Marktzulassung und Zulassungsprozess der Covid-19-Impfstoffe in EU (archiviert)
Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) über Zulassungsverfahren und Studien der Covid-19-Impfstoffe in EU (archiviert)
dpa-Faktenchecks zu Zulassung, Wirksamkeit und Sicherheit der Corona-Impfstoffe:
https://dpa-factchecking.com/austria/210601-99-824536/
https://dpa-factchecking.com/austria/210526-99-751812/
https://dpa-factchecking.com/austria/210609-99-928421/
https://dpa-factchecking.com/austria/210305-99-703501/
https://dpa-factchecking.com/austria/210908-99-136295/
Anwendungsempfehlung des Nationalen Impfgremiums (archiviert) (Download)
Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com