Pflanzenwachstum

Maiserträge gehen in heissen Regionen durch Klimawandel zurück

14.10.2024, 15:43 (CEST)

Der Klimawandel beeinflusst den Ertrag unserer Nutzpflanzen. Doch die Formal «Mehr CO2 = Mehr Mais» ist zu einfach.

Mais ist das Grundnahrungsmittel mit der weltweit grössten Produktionsmenge. Doch die Folgen des Klimawandels machen auch vor den Maispflanzen nicht halt. Wächst mit mehr atmosphärischem Kohlenstoffdioxid (CO2) gar mehr Mais, wie ein User auf Facebook behauptet? Die Behauptung basiert auf einem Artikel von Report24.

Bewertung

Diverse Faktoren beeinflussen das Pflanzenwachstum. So kann sich eine erhöhte atmosphärische CO2-Konzentration zwar positiv auf den Maisertrag auswirken. Doch die damit einhergehende Klimaveränderung kann steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster nach sich ziehen, wodurch die Erträge sinken können. So hat der Klimawandel bereits zu einer Verschiebung der geeigneten Anbauregionen geführt.

Fakten

Der Report24-Artikel bezieht sich auf zwei Studien, die angeblich «die vorherrschende Klimapolitik grundlegend in Frage» stellen. Doch keine der Studien generalisiert, dass mit einer erhöhten CO2-Konzentration mehr Mais wächst.

Die erste Studie untersuchte die Wechselwirkung von Wasser und CO2 auf das Wachstum von Maispflanzen. Dabei wurde in einer kontrollierten Umgebung den Pflanzen unterschiedlich viel Wasser gegeben, unter verschiedener atmosphärischer CO2-Konzentration.

Die andere Studie untersucht die Bedeutung Nordostchinas für den künftigen Maisanbau. In Anbetracht des steigenden CO2-Wertes in der Atmosphäre und der veränderten Niederschlagsmuster ändert sich auch die für die Maisproduktion geeigneten Anbauregionen.

Die Studie ergab, dass aufgrund des Klimawandels weltweit mit einer steigenden atmosphärischen CO2-Konzentration zu rechnen ist und daher im Nordosten Chinas die Niederschläge zunehmen werden. Die Bedingungen für die Maisproduktion verbessern sich folglich im Nordosten Chinas mit fortschreitendem Klimawandel.

Mais ist für die chinesische Lebensmittelsicherheit relevant, folglich ist es für den Staat durchaus von Bedeutung, günstige Anbaugebiete frühzeitig zu erforschen. Zurzeit findet der Maisanbau vorwiegend im Osten und Südosten Chinas statt.

Maisertrag hängt von diversen anderen Faktoren ab

Wie den Studien zu entnehmen ist, sind sich die Forschenden der fortschreitenden Klimaveränderung bewusst. Pflanzen reagieren unterschiedlich auf den erhöhten atmosphärischen CO2-Gehalt. Dabei unterscheidet sich das Ausmass der Auswirkungen je nach Region und Pflanzensorte.

Höhere CO2-Werte in der Luft können tatsächlich zu mehr Ernteertrag führen. Doch dies meist auf Kosten der Nährstoffe. Studien belegen, dass ein erhöhter CO2-Gehalt den Nährwert und somit die Qualität von Pflanzen beeinträchtigt. Grundsätzlich hängt der CO2-Düngeeffekt mit der in der Umgebung vorhandenen Nährstoffdynamik zusammen.

Auch Umweltfaktoren wie Wasser und Temperatur beeinflussen den Ernteertrag. Mit den steigenden CO2-Werten in der Atmosphäre verändert sich das Klima grundlegend. So erwärmen die durch menschliche Aktivitäten verursachten CO2-Emissionen sowie die anderen menschengemachten Treibhausgasemissionen die Erde.

Anbauregionen verschieben sich

Steigende Temperaturen, Veränderungen der Niederschlagsmuster sowie die zunehmenden extremen Klimaereignisse beeinflussen ebenfalls die Pflanzenwelt und somit auch die diversen Maissorten. Es findet eine Verschiebung der geeigneten Anbauregionen statt.

Eine Simulation der NASA weist auf einen Ertragsrückgang bei der Maisproduktion hin in den zurzeit üblichen Anbaugebieten, insbesondere in Äquatornähe. Dabei setzten steigende Temperaturen sowie veränderte Niederschlagsmuster die Pflanzen vermehrt Stresssituation aus, was sich auf deren Qualität und Menge auswirkt.

Die Züchtung resistenterer Maispflanzen ist daher wichtig für die globale Nahrungsmittelsicherheit. Auch eine den Umweltfaktoren angepasste Bewässerung kann den Ertrag verbessern.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) thematisierte bereits in früheren Faktenchecks die Auswirkungen des erhöhten atmosphärischen CO2-Gehaltes. Das österreichische Medium Report24 ist bereits mehrfach wegen der Verbreitung von Falschbehauptungen aufgefallen.

(Stand: 11.10.2024)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Artikel mit Falschbehauptung (archiviert)

Statista: Statistik über Erntemenge der relevantesten Getreidearte 2008-2024 (archiviert)

Springer: Globale Maisproduktion, 17.4.2022 (archiviert)

dpa-Faktencheck: Studie fehlinterpretiert, 10.2.2022

dpa-Faktencheck: CDC erfasst Verdachtsmeldungen, 21.12.2021

Agricultural and Forest Meteorology: Auswirkungen von erhöhten CO2 und Wasserstress auf Mais, 15.3.2011 (archiviert)

Plos One: Bedeutung von Nordostchinas für die Maisproduktion, 21.5.2014 (archiviert)

The Lancet: Auswirkungen erhöhtem atmosphärischem CO2 auf die globale Ernährung, Juli 2019 (archiviert)

NASA: Auswirkungen des Klimawandels auf die Nutzpflanzen, 2.11.2021 (archiviert)

NASA: Kohlendioxid (archiviert)

NASA: Ursachen des Klimawandels (archiviert)

The Lancet: Auswirkungen der erhöhten CO2-Kozentration auf die Nahrungsmittelqualität, Juli 2019 (archiviert)

Plant Biology: Auswirkungen der erhöhten CO2-Kozentration auf Weizen, 23.9.2009 (archiviert)

Frontiers: Auswirkungen von erhöhtem CO2 auf die Nährstoffqualität von Gemüse, 15.08.2018 (archiviert)

University of Birmingham: Bedeutung alter Wälder gegen den Klimawandel, 09.04.2024 (archiviert)

NOAA: Jährlicher Treibhausgasindex, 17.6.2022 (archiviert)

NIH: Auswirkungen des Klimawandels auf Mais, 12.10.2023 (archiviert)

Nature: Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Maisproduktion, 14.10.2022 (archiviert)

Nature: Erhöhter CO2-Gehalt linder die Auswirkungen von Hitzestress auf Mais, 5.2.2024 (archiviert)

Britannica: Mais (archiviert)

dpa-Faktencheck: Schäden durch Erderwärmung überwiegen Düngeeffekte bei CO2-Zunahme, 12.4.2022

dpa-Faktencheck: Bereits eine geringe Menge CO2 hat enorme Auswirkungen auf das Klima, 19.6.2023

dpa-Faktencheck: Bild mit verwüsteter Landschaft stammt aus einem Videospiel, 3.7.2023

dpa-Faktencheck: Biodiversität war nicht Forschungsgegenstand, 4.10.2024

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