Angebot für Koffer zu Schnäppchenpreisen ist gefälscht

Im Reisestress kommt es schon einmal vor, dass Flugzeugpassagiere ein Gepäckstück am Flughafen vergessen. Was passiert mit diesen zurückgelassenen Gegenständen? In einem Facebook-Post wird behauptet, der Flughafen Zürich räume sein Lager mit verlorenem Gepäck. Ist das Angebot, bei dem angeblich jedes Gepäckstück für 1,95 Schweizer Franken verkauft wird, seriös?

Bewertung

Es handelt sich um ein gefälschtes Angebot von einem Fake-Account. Der Flughafen Zürich bietet keine zurückgelassenen oder verlorengegangenen Gepäckstücke zum Verkauf an. Ein externes Fachunternehmen kümmert sich nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist um die Gepäckstücke. Dieses Unternehmen tätigt den Verkauf oder die Auktionen der Gegenstände. Manchmal werden auch ganze Koffer versteigert.

Fakten

Die Medienstelle des Flughafens Zürich bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur (dpa), dass es sich beim vermeintlichen Angebot um eine Fälschung handelt. «Die Flughafen Zürich AG verkaufte oder versteigert nie verlorene Gepäckstücke und wird dies in Zukunft auch nie», schrieb die Medienstelle der Flughafen Zürich AG. Der Flughafen bewirtschaftet auf Facebook zwei offizielle Konten sowie einen Instagram-Kanal (hier, hier und hier). Dasjenige mit dem Post zu den angeblichen Kofferverkäufen ist keines davon.

Am Flughafen Zürich wird das Fundbüro für verlorene Gepäckstücke und Koffer von der Swissport International AG betrieben. Wegen eines Facebook-Posts mit ähnlichen Behauptungen hatte die dpa bereits Ende 2023 die Medienstelle von Swissport kontaktiert.

Swissport teilte damals mit, dass verlorene Gepäckstücke in einer Datenbank erfasst würden. «Fundgegenstände werden während drei Monaten aufbewahrt», schrieb Nathalie Berchtold von Swissport auf Anfrage der dpa damals. Der Flughafen Zürich halte sich an die Verordnung über die Personenbeförderung. Der Artikel 77, Absatz 4, verpflichtet die Transportunternehmen, die Fundgegenstände drei Monate aufzubewahren. Anschliessend können diese versteigert werden, so der Gesetzestext.

Auf erneute Anfrage bei Swissport Anfang Oktober 2024 bestätigte Mediensprecherin Nathalie Berchtold, dass die Ende 2023 getätigten Angaben weiterhin ihre Gültigkeit haben.

Bild vom Flughafen Edinburgh

Werden zurückgelassene Gegenstände innerhalb von drei Monaten nicht abgeholt, werden sie weiterhin an das Unternehmen Fundsachenverkauf weitergegeben, schrieb die Mediensprecherin von Swissport weiter. Etwa fünf Prozent der Koffer werden nach Ablauf der dreimonatigen Aufbewahrungsfrist via Fundsachenverkauf versteigert. Wie bereits in einem früheren Faktencheck dargelegt, liegt der Preis für einen Koffer bei solchen Auktionen zumeist weit über 1,95 Schweizer Franken.

Eine Bilderrückwärtssuche mit der Aufnahme, mit welcher der Facebook-Post bebildert ist, führt zu Zeitungsartikeln aus dem Jahre 2022. In diesen Artikeln geht es um Gepäckstücke, unter anderem solche mit Golf-Ausrüstungen, die sich damals am Flughafen von Edinburgh (Schottland, Vereinigtes Königreich) stapelten. Das vermeintliche Schild mit der schwarzen Aufschrift «Zurich Airport» auf gelbem Hintergrund muss nachträglich hinzugefügt worden sein.

Betrügerische Angebote in Sozialen Netzwerken

Bei der weiteren Betrachtung des Facebook-Posts fällt auf, dass die Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer mit einem Link auf eine Internetseite geführt werden, die gemäss der URL nichts mit derjenigen des Flughafen Zürichs (offizielle Internetseite: https://www.flughafen-zuerich.ch/de) zu tun hat. Die Wörter Flughafen und Zürich kommen in der URL des Facebook-Posts erst gar nicht vor.

Immer wieder werden in den Sozialen Netzwerken betrügerische Angebote gemacht. In früheren Faktenchecks zeigte die dpa mehrfach auf, was seriöse Angebote von unseriösen unterscheidet.

(Stand: 9.10.2024)