Unbelegte Behauptungen
US-Militär beobachtet das Wetter - kein Beleg für Beeinflussung
30.9.2024, 12:27 (CEST)
Verschwörungstheorien halten sich teilweise über Jahrzehnte im Netz. So wird in einem in den sozialen Medien kursierendem Video behauptet, die US-Luftwaffe wolle das Wetter kontrollieren und würde im US-Luftraum Chemikalien versprühen. Die Navy sage, dass «sie das Wetter bis 2025 vollständig kontrollieren werden», wird das Video kommentiert. Kontrolliert demnächst tatsächlich das US-Militär das Wetter? Was steckt dahinter?
Bewertung
Es gibt keine Belege, wonach die US-Navy oder die US-Luftwaffe bei Wettermodifikationsprogrammen mitwirken. Die US-Air-Force dementiert derartige Aktivitäten. Möglicherweise geht die Behauptung auf eine Studie aus dem Jahr 1996 zurück.
Fakten
Das Video ist eine bearbeitete Version von der inzwischen nicht mehr öffentlich einsehbar aufgezeichneten Rede der Autorin Ilya Sandra Perlingieri bei einem Event an der Massachusetts School of Law im Jahr 2010. Damals sagte sie, dass die US-Air-Force - nicht wie im Kommentar behauptet, die Navy - plane, bis 2025 das Wetter zu kontrollieren.
Weder bei der US-Luftwaffe, noch bei der US-Navy noch generell bei US-Behörden-Seiten gibt es nicht finden sich Hinweise auf die Durchführung von Wetterbeeinflussungsaktivitäten. Die Air Force dementiert, an Programmen zu Wetterveränderungen teilzunehmen. Dies würde der militärischen Politik widersprechen. Wetterbeobachtung und Wettervorhersagen hingegen dienen der US-Luftwaffe zur Unterstützung von militärischen Operationen.
Auch versprühe die US-Luftwaffe keine Chemikalien in der Luft. Diese These - auch als Chemtrail-These (Download) bekannt - hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits mehrfach widerlegt.
Auch das von der US-Armee gegründete und seit 2015 von der University of Alaska Fairbanks weitergeführte US-Forschungsprogramm HAARP (High-frequency Active Auroral Research Program) zur Erforschung der Ionosphäre dient nicht zur Manipulation von Wolken.
Militärische Nutzung von Wetter verändernden Techniken verboten
Die USA haben im Jahr 1980 die UN-Konvention über das Verbot der militärischen oder sonstigen feindlichen Nutzung umweltverändernder Techniken (ENMOD) ratifiziert. Dabei verpflichten sich die Vertragsstaaten, keine umweltverändernden Techniken mit weitreichenden, langanhaltenden oder schwerwiegenden Auswirkungen für militärische Zwecke einzusetzen. Auch die Schweiz ratifizierte die ENMOD-Konvention.
Der militärische Nutzen der Wetter- beziehungsweise Klimabeeinflussung thematisierten das US-Militär und die US-Regierung, insbesondere Ende des 20. Jahrhunderts. In einem Dokument der Air University aus dem Jahr 1996 mit dem Titel «Weather as a Force Multiplier: Owning the Weather in 2025» - wahrscheinlich der Ursprung der Falschbehauptung - wird der hypothetische der Nutzen des Wetters für militärische Zwecke diskutiert. Dem Disclaimer ist allerdings zu entnehmen, dass in der Studie die Ansichten der Autoren wiedergegeben werden und diese nicht die Politik der Air Force, des Verteidigungsministeriums oder der US-Behörde widerspiegeln.
(Stand: 30.9.2024)
Links
Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)
Massachusetts School of Law: Youtube-Video privat (archiviert)
Massachusetts School of Law: Youtube-Video (archiviert)
Google-Suche: US-Air Force im Zusammenhang mit Wettermodifikation
Google-Suche: US-Navy im Zusammenhang mit Wettermodifikation
Google-Suche: US-Verteidigungsdepartement im Zusammenhang mit Wettermodifikation
EPA: Faktenblatt über Conrails (archiviert)
BAZL: Kondensstreifen, 27.10.2022 (archiviert)
dpa-Faktencheck: Chancen und Risiken von Geoengineering, 29.8.2023
dpa-Faktencheck: Niederschläge in den Emiraten, 21.5.2024
dpa-Faktencheck: Diverse Wolkenarten, 10.11.2023
UNO: ENMOD-Konvention, 10.12.1976 (archiviert)
UNO: ENMOD-Vertragsstaaten (archiviert)
US-Behörde: ENMOD-Konvention (archiviert)
Fedlex: Übersetzung des Übereinkommens (archiviert)
Air University: Studie über hypothetisches Szenario im Jahr 2025, 1996 (archiviert)
Air University: Studie über Wettermodifikation, 1997 (archiviert)
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