Mobilfunk

5G-Antennen kann man in normaler Arbeitskleidung montieren

26.05.2023, 14:15 (CEST)

5G-Antennen sind meist weit oben angebracht, Arbeiter müssen daher gut gesichert sein. Ansonsten tragen sie normale Arbeitskleidung - die manch einer fälschlicherweise für Strahlenschutzanzüge hält.

5G ist der jüngste Mobilfunkstandard. Im Jahr 2017 stellte der Bundesrat die Weichen für die Einführung der Technologie. Seit der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen für 5G im Jahr 2019 wird kontinuierlich die neue Mobilfunkinfrastruktur ausgebaut. Nun kursiert in den sozialen Medien ein Sharepic, welches suggeriert, dass 5G so gefährlich sei, dass für die Arbeiten an den Antennen Strahlenschutzkleidung «mit interner Kühlung» erforderlich sei. Was tragen in der Schweiz die Techniker, welche an 5G-Antennen arbeiten?

Bewertung

Techniker werden bei der Arbeit an 5G-Antennen gegen den Absturz gesichert. Ansonsten tragen sie in der Schweiz Arbeitskleidung gemäss den gängigen ISO-Normen. Eine Strahlenschutzausrüstung ist dabei nicht erforderlich, um die vorgeschriebenen Werte der maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK) einzuhalten.

Fakten

In der Schweiz sind keine Schutzausrüstungen für Arbeiten an 5G-Antennen vorgeschrieben, schreibt Roman Kappeler von der Swisscom-Tochter Cablex auf dpa-Anfrage. Technikerinnen und Techniker seien bei Arbeiten an Mobilfunkantennen gegen den Absturz gesichert und tragen Arbeitskleidung, welche die ISO-Normen erfüllen. Der Mediensprecher schreibt weiter, dass der Cablex weder Produkt noch Fabrikant des abgebildeten Schutzanzuges bekannt sei.

In der Schweiz sind die Installationsbetreiber zuständig für die Arbeitssicherheit bei Arbeiten an den Antennen, schreibt Silvia Canova vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) auf dpa-Anfrage. Dabei seien die Richtlinien der Unfallversicherung SUVA einzuhalten, führt die BAKOM-Mediensprecherin weiter aus. Bei Arbeiten an Mobilfunkantennen bestehen besondere Gefahren. Um die Gesundheit der Beschäftigten in nächster Nähe dieser Anlagen nicht zu gefährden, wurden Leitlinien für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz getroffen.

Dafür wurden unter anderem Werte der maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK) definiert, welche einzuhalten sind. Bei den MAK-Werten handelt es sich um die höchstzulässige Durchschnittskonzentration, die definieren, welcher maximalen Konzentration von nicht-sichtbaren Arbeitsstoffen Arbeiter ausgesetzt werden dürfen. Darunter fallen auch nichtionisierende Strahlen, welche von Mobilfunkantennen ausgehen. Sollte einer der MAK-Werte erreicht werden, werden Massnahmen getroffen, damit die Gesundheit der Beschäftigten nicht gefährdet wird.

Bei längerem Aufenthalt in der Nähe einer Strahlenquelle kann nichtionisierende Strahlung die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, wurde ein Sicherheitsbereich definiert, der nur für instruiertes Personal zugänglich ist. Hinter der Antenne gebe es keine Strahlung, neben der Antenne sei die Strahlenkonzentration gering, schreibt Kappeler.

Neben der Positionierung zur Antenne wird auf eine möglichst kurze Expositionszeit geachtet. Wenn nötig, können die Antennen auch abgeschaltet werden, um die Sicherheit des Personals zu gewährleisten. Den Cablex-Mitarbeitern stehen laut Mediensprecher Messgeräte zur Verfügung, welche bei einer Grenzwertüberschreitung Alarm schlagen. Weitere Schutzausrüstung sei nicht notwendig, um bei Arbeiten an 5G-Antennen die vorgeschriebenen MAK-Werte einzuhalten.

Erwärmung durch nichtionisierte Strahlung

Nichtionisierende Strahlung hat eine thermische Wirkung. Diese sei die einzige Wirkung, die gemäss der Wissenschaft als gefährlich eingestuft werde, schreibt Kappeler. Die Strahlung einer 5G-Antenne könne zwar zu einer Erwärmung des Gewebes führen, die DNA des menschlichen Körpers könne sie jedoch nicht verändern.

Zudem würde die Energie bei 5G-Mobilfunkanlagen proportional zur Entfernung der Antenne abnehmen, führt Kappeler weiter aus. Bei einem Abstand von 50 Zentimetern zur Antenne könne keine nennenswerte Temperaturerhöhung von über einem Grad Celsius mehr gemessen werden.

Foto wird schon seit Langem verbreitet

Die Behauptung kursiert schon seit einigen Jahren im Netz. Diverse Faktenchecker rund um den Globus haben die Falschbehauptung bereits im Jahr 2019 widerlegt. Trotzdem kursierte die Behauptung weiter.

Die Mobilfunktechnologie ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, entsprechend auch deren Strahlungen. «Für die meisten Personen ist das eigene Handy die grösste Quelle hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung», schreibt die SUVA.

(Stand: 26.5.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert, Sharepic archiviert)

Bundesrat: Weichen für die Einführung der 5G-Technologie, 08.11.2017 (archiviert)

Bakom: 5G-Mobilfunkfrequenzen vergeben, 08.02.2019 (archiviert)

Suva: Grenzwerte für Mobilfunk (archiviert)

Suva: Arbeitssicherheit für Mobilfunk- und Rundfunkantennen (archiviert)

Suva: Leitlinien Arbeitssicherheit Telekommunikationsstandorte für Mobil- und Rundfunk, 12.12.2022 (archiviert)

Suva: Grenzwerte am Arbeitsplatz, Februar 2021  (archiviert)

TinEye: Ergebnisse der Foto-Rückwärtssuche (archiviert)

Snope: Faktencheck (archiviert)

AAP: Faktencheck (archiviert)

Fakenews.pl: Faktencheck (archiviert)

Fullfact: Faktencheck (archiviert)

Africa Check: Faktencheck (archiviert)

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