Zahl fehlinterpretiert

In der Ostukraine wurden nicht nur Russen getötet

17.4.2023, 17:09 (CEST)

Bereits Jahre bevor Russland die Ukraine im Februar 2022 angriff, gab es Spannungen zwischen den zwei Staaten. Wer war dabei Provokateur? In einem Sharepic wird behauptet, dass die Ukraine im Jahr 2014 einen Krieg gegen die eigene russischsprachige Bevölkerung begonnen hätte, in dem 14 000 Russen getötet wurden. In der Ukraine sei es dabei auch zu einem Verbot der russischen Sprache gekommen. Stimmt das?

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Im seit 2014 andauernden Konflikt in der Ostukraine starben nach ukrainischen Angaben bis Anfang 2020 insgesamt etwa 14 000 Menschen, darunter viele Ukrainerinnen und Ukrainer. Die russische Sprache ist in der Ukraine nicht verboten.

Fakten

«Offiziell gab es 2014 keinen Krieg, sondern es wurde von einem Konflikt in der Ostukraine gesprochen», schreibt Carmen Scheide von er Universität Bern auf dpa-Anfrage. Ende 2013 weigerte sich der damalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch, das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen. Daraufhin kam es zu monatelangen pro-europäischen Demonstrationen. Anfang 2014 spitzten sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu, Janukowitsch floh aus Kiew und eine Übergangsregierung übernahm die Macht.

Auch auf der ukrainischen Halbinsel Krim kam es im Februar 2014 zu Demonstrationen. Anfang März beschloss das mittlerweile von pro-russischen Kräften kontrollierte Regionalparlament den Anschluss der Krim an Russland und lancierte ein Referendum. Die EU, aber auch die UNO sowie der Bundesrat verurteilten die Annexion als völkerrechtswidrig.

In der Ostukraine initiierte Russland eine über Jahre andauernde Separationsbewegung, welche etliche Todesopfer forderte. Diese Interventionen habe Russland offiziell lange abgestritten, schreibt Scheide weiter. «Die Provokation lag eindeutig aufseiten Russlands», hält die Professorin des Historischen Institutes der Universität Bern fest.

Im Februar 2020 sagte der ukrainische Außenminister Wadim Prystaiko in der UN-Generalversammlung, dass seit der rechtswidrigen Annexion der Krim 14 000 Menschen im Konflikt gestorben seien. Davon, dass es sich dabei um Russen gehandelt haben soll, war hingegen nicht die Rede.

Ein UN-Bericht von Mitte 2016 deckt Fehlverhalten beider Konfliktparteien auf. Unter den Toten waren demnach neben Zivilisten sowohl Angehörige der ukrainischen Streitkräfte als auch der separatistischen Truppen.

Russische Sprache in der Ukraine eingeschränkt, aber nicht verboten

Die Ukraine ist ein mehrsprachiges Land und etliche Bürger sprechen Russisch. Der Konflikt im Jahr 2014 führte nicht zu einem Verbot der russischen Sprache, schreibt die Professorin der Universität Bern.

Im Jahr 2019 wurde zwar das «Gesetz zur Sicherung des Gebrauchs des Ukrainischen als Landessprache» unterzeichnet, das die Verwendung des Russischen reduzieren soll. In der privaten Kommunikation sowie für religiöse Zwecke findet das Gesetz jedoch keine Anwendung.

Auch die Muttersprache des amtierenden Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist Russisch. Kurz vor dem Angriff der russischen Truppen wendete er sich im Februar 2022 auf Russisch direkt an die Bevölkerung des Nachbarlandes.

(Stand: 17.4.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

bpb: Russlands Annexion der Krim, 18.03.2019 (archiviert)

Bundesrat: Medienmitteilung über den Ukraine-Konflikt, 26.03.2014 (archiviert)

UNO: Krim-Referendum ist ungütig, 27.03.2014 (archiviert)

UNO: Bericht über Konflikt in der Ostukraine, 20.02.2020 (archiviert)

UNO: Bericht über die Morde im Konflikt in der Ostukraine 2014-2016, 14.07.2016 (archiviert)

UNO: Bericht über die Lage in der Ukraine, 02.02.2017 (archiviert)

Munzinger: Biografie Selenskyj (archiviert)

Ukrainische Behörde: Gesetz zur Sicherung des Gebrauchs des Ukrainischen als Landessprache (archiviert)

TV-Ansprache Selenskyjs an das russisch Volk, 23.2.2022 (archiviert)

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