Berset-Verhaftung erfunden

Manipuliertes Foto zeigt im Original deutschen «Reichsbürger»

09.02.2023, 16:48 (CET), letztes Update: 10.02.2023, 15:36 (CET)

Etliche Medien finanzieren sich unter anderem durch Werbeanzeigen. Dabei ist Vorsicht geboten - einige Anzeigen sind irreführend oder verbreiten Falschinformation. Ein in den sozialen Medien kursierendes Werbeanzeigebild zeigt angeblich Alain Berset, wie er mit gefesselten Händen von Polizisten abgeführt wird. «Tausende strömen nach Bersets Verhaftung zu den Geldautomaten», steht unter dem Bild geschrieben. Woher stammt das Foto wirklich?

Bewertung

Die Werbeanzeige, welche auf mehreren Medienportalen erschien, ist eine Bildmontage. Bersets Gesicht wurde nachträglich ins Bild eingebaut. Das Originalbild zeigt die Verhaftung des deutschen «Reichsbürgers» Heinrich XIII. Prinz Reuss. Alain Berset befindet sich seit dem 7. Februar auf Besuch in Afrika.

Fakten

Das Bild mit der angeblichen Verhaftung Bersets wurde als Werbeanzeige geschaltet. Beim einigen Facebook-Posts ist oben das Wort «Werbung» zu erkennen, bei anderen ist dieser Begriff unkenntlich gemacht worden. Das Inserat wurde auf mehreren Medienportalen am 8. Februar 2023 geschaltet, wie diverse Schweizer Medien berichteten.

Mit einer Foto-Rückwärtssuche lässt sich mehr über den Bildursprung ermitteln. Das Originalbild stammt von Anfang Dezember 2022 und ist in der Fotodatenbank Alamy erhältlich. Wie die Bildbeschriftung ausweist, wird Heinrich XIII. Prinz Reuss bei seiner Verhaftung gezeigt. Der deutsche «Reichsbürger» wurde am 7. Dezember 2022 verhaftet wegen Verdacht auf Putschversuchs, nach dessen Erfolg er hätte Staatsoberhaupt werden sollen.

Der Kopf von Alain Berset wurde später ins Bild montiert. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI), dem Berset vorsteht, teilte am 8. Februar 2022 mit, dass sich der Bundesrat in Afrika, in Botswana aufhält und am selben Tag nach Mosambik weiterreiste. Auch in seinem Twitter-Account sowie bei Facebook lässt sich seine Afrikareise nachverfolgen.

Wäre eine derart bekannte Persönlichkeit wie der amtierende Bundespräsident tatsächlich verhaftet worden, hätte dies medial für enormes Aufsehen gesorgt. Eine derartige Neuigkeit würde wohl kaum als Werbung verbreitet werden.

Wie die Medien berichteten, wurde die Fake-Werbeanzeige über Google-Ads geschaltet.

(Stand: 9.2.2023)

Links

Facebook-Post mit Werbehinweis (archiviert)

Facebook-Post ohne Werbehinweis (archiviert)

Facebook-Timeline mit der Falschbehauptung (archiviert)

Facebook-Timeline von Alain Berset (archiviert)

Twitter-Account von Alain Berset (archiviert)

EDI: Präsidialbesuch aus der Schweiz in Botsuana, 08.02.2023 (archiviert)

Alamy: Originalfoto (archiviert)

TinEye: Ergebnis der Fotorückwärtssuche (archiviert)

Blick: Bericht über die Fake-Werbeanzeige, 08.02.2023

20 Minuten: Bericht über die Fake-Werbeanzeige, 08.02.2023

Nau: Bericht über die Fake-Werbeanzeige, 08.02.2023

Klein Reporter: Bericht über die Fake-Werbeanzeige, 08.02.2023

Persönlich: Bericht über die Fake-Werbeanzeige, 08.02.2023

NZZ: Verhaftung Heinrich XIII. Prinz Reuss., 07.12.2022

Stern: Verhaftung Heinrich XIII. Prinz Reuss., 07.12.2022

Spiegel: Verhaftung Heinrich XIII. Prinz Reuss., 06.01.2023

Google: Google-Ads

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