Video aus dem Kontext gerissen
Pilot stellt klar: Aussage zu Impfungen hat nichts mit dem WEF zu tun
17.1.2023, 15:39 (CET)
Vom 16. bis 23. Januar 2023 findet das World Economic Forum (WEF) statt. Der Veranstaltungsort Davos rechnet mit rund 2 500 internationalen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, welche in die Schweizer Berge gebracht werden müssen. In den sozialen Medien kursiert die Behauptung, dass die Gäste von «ungeimpften Piloten» geflogen werden wollen. Dazu wird ein Artikel über ein Interview mit einem australischen Piloten geteilt, ein Video des Interviews ist eingebettet.
Bewertung
In dem Video ist nicht davon die Rede, dass WEF-Gäste von ungeimpften Piloten nach Davos geflogen werden wollen. Der darin zitierte US-Pilot sowie die genannte Organisation US Freedom Flyers distanzieren sich von der Behauptung, mit dem WEF in Verbindung zu stehen.
Fakten
In dem verbreiteten Artikel heißt es, reiche Personen könnten aussuchen, von wem sie geflogen werden wollen. Bürgerinnen und Bürger, welche nicht mit Privatjets unterwegs sind, würden hingegen automatisch von gegen Sars-CoV-2 geimpften Piloten und Crews betreut.
Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss kündige tatsächlich im August 2021 ein Impfobligatorium für ihre Besatzungsmitglieder ab Mitte November an. Auch amerikanische Fluggesellschaften veranlassten, dass ihre Flugbesatzungen vollständig gegen Sars-CoV-2 geimpft wird. Damit folgten sie der behördlichen Anordnung, welche für Bundesbedienstete sowie staatliche Auftragnehmern eine Covid-19-Impfobligatorium vorsieht. Diesem Impfmandat unterliegen auch die amerikanischen Airlines. Mehrere Medien berichteten.
Dagegen formierte sich Widerstand. In den USA machten sich die US Freedom Flyers für das Flugpersonal stark, das sich nicht gegen Sars-CoV-2 impfen lassen möchte. Auch in Australien versuchten Piloten, sich gegen die Regeln zur Wehr zu setzen.
In dem Interview ist ein Vertreter einer australischen Organisation zu sehen, die gegen das Impfmandat für Flugbesatzungspersonal kämpft. Er stützt sich in dem Interview auf eine Aussage von Josh Yoder, eines Vertreters einer US-Partnerorganisation. Yoder habe von wohlhabenden Geschäftspersonen berichtet, die Wert auf ungeimpftes Flugpersonal legen würden.
In dieser Interview-Sequenz, welche ebenfalls in den sozialen Medien kursiert, fällt jedoch mit keinem Wort das WEF oder Davos. Die Organisation US Freedom Flyers dementierte via Twitter, in Kontakt mit dem WEF zu stehen. Auch Josh Yoder selbst distanzierte sich via Twitter von derartigen Behauptungen und bezeichnet dies als «Click bait journalism».
Yoder schreibt, wohlhabende Geschäftsleute seien auf ihn zugekommen. Doch weder das WEF noch der Veranstaltungsort Davos hätten nach ungeimpften Piloten gesucht. Aus dem Interview-Video lässt sich also nicht ableiten, ob es WEF-Gäste gibt, die auf einer ungeimpften Flugbesatzung bestanden haben.
(Stand: 17.1.2023)
Links
Facebook-Post mit Artikel (archiviert)
Facebook-Post mit Video (archiviert, Video archiviert)
Uncutnews-Artikel (archiviert)
Youtube-Video (archiviert, Video archiviert)
Davos: Event WEF 2023 (archiviert)
Swiss: Covid-19-Impfobligatorium für Belegschaft, 24.08.2021 (archiviert)
The White House: Covid-19-Impfobliogatorium für US-Bundesangestellte, 09.09.2021 (archiviert)
The White House: Bemerkung von Biden, 09.09.2021 (archiviert)
US-Behörde: Bericht American Airlines Group (archiviert)
Insider: Medienbericht über US-behördliches Covid-Impfobligatorium, 24.09.2021 (archiviert)
Insider: US-Airlines informieren ihre Mitarbeiter über Covid-Impfobligatorium, 04.10.2021 (archiviert)
Reuters: Medienbericht über US-behördliches Covid-Impfobligatorium, 04.10.2021 (archiviert)
US-Freedom Flyers: Ungeimpfte Piloten für medizinische Freiheit (archiviert)
Brownstone: Artikel über US-Freedom Flyers, 05.01.2022 (archiviert)
Aussie Freedom Flyers (archiviert)
Tweets: US Freedom Flyers distanziert sich mehrfach (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-schweiz@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.