Stromexporte gegen Gasmangel
Schweiz profitiert im Winter von Energiereserven in Nachbarländern
11.10.2022, 14:24 (CEST)
Der Bund appelliert mehr und mehr zum Energiesparen. Ein Facebook-User echauffiert sich darüber: «Die Bevölkerung muss Strom sparen, damit die Regierung mehr Strom teuer ins Ausland verkaufen kann». Strom könne angeblich nicht gespeichert werden.
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Mit dem Verkauf der Stromüberschüsse ins Ausland lassen sich dort Erdgasreserven einsparen. Die Schweiz wirkt somit einer möglichen Gasmangellage in Europa entgegen.
Fakten
Der Strommarkt ist eng mit dem Gasmarkt verbunden. Aufgrund von Wartungsarbeiten in französischen Kernkraftwerken bestehen Unsicherheit in der Stromversorgung für den kommenden Winter 2022/2023. Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit wird daher Erdgas zur Stromerzeugung bedeutsamer. Doch Russland hat Anfang September 2022 die Gaslieferungen nach Europa gestoppt.
Die Schweiz fördert kein Erdgas, ist also zu 100 Prozent auf Erdgasimporte angewiesen. Dabei wurde Stand 2021 am meisten Gas aus Russland bezogen. Zudem verfügt die Schweiz über keine Erdgasspeicher. Deutschland, worüber die Schweiz drei Viertel der Gaslieferungen bezieht, speichert weiter Gas ein. Der deutsche Gesamtspeicherstand liegt aktuell bei über 90 Prozent.
Die Versorgungssicherheit ist in der Schweiz zwar aktuell gegeben, wie der Bund auf seiner Seite informiert. Trotzdem bleibt die Lage im Energiesektor aufgrund des Krieges in der Ukraine angespannt. Um die Versorgungssicherheit zu stärken, wurden diverse Massnahmen getroffen. Im Ende August 2022 lancierten Appell zum Energiesparen wird unter anderem auch zum Stromsparen aufgefordert.
In den Sommermonaten exportiert die Schweiz überschüssigen Strom. Damit kann auch die Nutzung von Gaswerken im Ausland reduziert werden, was wiederum den Gasverbrauch in Europa mindert. Somit kann mehr Erdgas gespeichert werden. Dieses Gas kommt dann im Winter für die Stromproduktion oder fürs Heizen zur Anwendung. Insbesondere im Winter ist die Schweiz auf Strom- und Gasimporte angewiesen. Mit den Verkauf der Stromüberschüsse ins Ausland wirkt die Schweiz also einer möglichen Energiemangellage entgegen.
Auch Thomas Hegglin vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie plädiert für die Einsparung von Strom und Gas. Denn wie der Gasmarkt ist auch der Schweizer Strommarkt eng mit Europa verbunden. Wenn Deutschland nicht genügend Strom hat, ergibt sich auch in der Schweiz schnell einen Versorgungsengpass, so Hegglin.
Schliesslich wird durch eine geringere Stromnachfrage auch weniger Wasser aus den Schweizer Stauseen turbiniert, welches im Winter dann für die Stromproduktion verwendet werden kann.
Fazit: Mit der Reduktion des Stromverbrauchs und mit dem Verkauf vom Stromüberschüssen ins Ausland wirkt die Schweiz einer möglichen Gasmangellage entgegen.
(Stand: 11.10.2022)
Links
Bundesrat: Medienmitteilung zur Energiesparkampagne, 31.08.2022 (archiviert)
Energiesparkampagne des Bundes (archiviert)
Swissgrid: Stromexport und –import (archiviert)
BFE: Stromproduktion, -import und –export, 2022 (archiviert)
BKW: Mit Stromsparend die Gaskrise meistern, 19.08.2022 (archiviert)
UVEK: Übersicht über die Massnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit, 30.9.2022 (archiviert)
UVEK: Übersicht über die Massnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit, 24.8.2022 (archiviert)
UVEK: Stärkung der Versorgungssicherheit, 30.09.2022 (archiviert)
BWL: Energie – aktuelle Lage, 03.10.2022 (archiviert)
Bundesrat: Medienmitteilung über Gasbeschaffung und mögliche Mangellagen, 29.06.2022 (archiviert)
Bundesnetzagentur Deutschland: Russische Gasflüsse, Stand Ende September 2022 (archiviert)
Bundesnetzagentur Deutschland: Aktuelle Lage der Gasversorgung, 10.10.2022 (archiviert)
Verband der Schweizerischen Gasindustrie: Herkunft Erdgas (archiviert)
Verband der Schweizerischen Gasindustrie: Erschliessung der Schweiz mit dem europäischen Gasnetz (archiviert)
Verband der Schweizerischen Gasindustrie: Erdgasspeicher (archiviert)
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