Geschichte über angebliche Tedros-Verhaftung stammt von Satire-Seite

Durch die Corona-Pandemie sind die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und deren Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in den Fokus der Medien gerückt. Seit einigen Wochen verbreitet sich im Netz die Behauptung, dass er von Interpol verhaftet worden sei. Die vermeintliche Anklage: «Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord».

Bewertung

Der WHO-Generaldirektor ist nicht verhaftet worden. Interpol hat gar nicht die Kompetenzen, Verhaftungen durchzuführen. Die Behauptung entstammt aus einem kanadischem Satire-Portal.

Fakten

Nichts deutet auf eine Verhaftung des WHO-Generaldirektors hin. Die WHO dementierte gegenüber Keystone-SDA die Behauptung und bezeichnet sie als falsch. Anfang August war Tedros Adhanom Ghebreyesus zu Besuch in Kasachstan, wie aus seinen Tweets hervorgeht. Auch die kasachische Nachrichtenagentur Kazinform berichtete darüber.

Am 24. Juli 2022 hatte das Onlineportal Vancouver Times einen Artikel über die angebliche Verhaftung publiziert. Das Portal gibt zwar an, Satire zu publizieren. Doch inzwischen findet sich die Geschichte auch ohne Satirehinweis im Netz.

Interpol verhaftet niemanden

Die International Criminal Police Organization – kurz Interpol – ist eine zwischenstaatliche Organisation zur Kriminalitätsbekämpfung. Interpol unterstützt die Polizei der 195 Mitgliedsländer bei deren Arbeit und bietet eine Plattform für den internationalen Austausch.

Interpol nimmt jedoch keine Verhaftungen vor und erlässt auch keine internationalen Haftbefehle. Die «Notices» von Interpol sind Ersuche um Zusammenarbeit oder Warnungen. Mitgliedstaaten können Interpol um die Herausgabe einer Notice ersuchen. Diese muss aber gleichzeitig den Regeln von Interpol entsprechen. Lediglich bei den Red Notices handelt es sich um Aufforderung an die Strafverfolgungsbehörden weltweit, eine Person ausfindig zu machen und diese vorläufig zu verhaften. Eine Aufforderung ist jedoch kein Haftbefehl.

(Stand: 10.8.2022)