Erfundene Schmuggelgeschichte
Hilfsgüter erreichen die Ukraine, werden aber vorher sortiert
20.6.2022, 15:35 (CEST)
Mitte Mai 2022 teilte der Schweizer Bund mit, dass schon mehr als 500 Tonnen Hilfsgüter an die Ukraine geliefert worden seien, auch andere Länder wie Deutschland schicken Spenden. In den sozialen Medien wird ohne Quelle behauptet, dass Transporte in Wahrheit getarnte Waffenlieferungen seien (archiviert). Ein Foto eines mit Kartons und Taschen überfüllten Platzes soll dies beweisen.
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Auf dem Foto sind Kleiderspenden zu sehen, die von Bayern aus die polnisch-ukrainische Grenze erreichten. Zuvor hatten die Organisatoren darum gebeten, keine weiteren Kleidungsstücke zu schicken. Daher wurden die Textilien entsorgt. Das Gerücht über angebliche Waffenlieferungen stammt wahrscheinlich aus der Reichsbürgerecke.
Fakten
In Oberpfalz in Bayern hat eine solche Spendenaktion stattgefunden, wie aus mehreren Medienartikel hervorgeht. In einem Liveblog wurde der Transport der Hilfsgüter in die Ukraine dokumentiert.
Organisiert wurde die Aktion vom Verein RKT Rettungsdienst, die mehrere Abgabeorte für die Spenden zur Verfügung stellten. Eine davon befand sich in Industriegebiete Leonie im bayerischem Auerbach in der Oberpfalz. Werden die Bilder des Platzes aus der Medienberichterstattung und den Bildern vom RKT Rettungsdienst mit dem Facebook-Post abgeglichen, ist überall eine ähnliche Umgebung zu erkennen.
Die Aktion wurde kurz nach Kriegsausbruch Ende Februar 2022 lanciert. Dabei wurde auch mehrfach kommuniziert, was sich als Spende eigne. Dazu zählen unter anderem Hygienematerialien, Verbandsmaterial und unverderbliche Lebensmittel. Mehrfach wurden die benötigten Materialien kommuniziert und betont, dass Kleidung nicht benötigt werde.
Trotzdem trafen Kleiderspenden ein, welche von den Organisatoren aussortiert wurden. RKT Rettungsdienst nahm zum Vorwurf der entsorgten Spenden Stellung: «Hierbei handelt es sich um nicht geeignete Spenden und übrig gebliebenen Verpackungsmüll». Diese seien vorschriftsgemäss entsorgt worden.
Das Gerücht über die angeblich getarnten Waffenlieferungen soll nach Recherchen der Mittelbayerischen Zeitung von einem sogenannten Reichsbürger gestreut worden sein. Sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter zweifeln die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland an und weigern sich beispielsweise, Steuern zu zahlen.
(Stand: 17.6.2022)
Links
UVEK: Medienmitteilung über das Transportforum Leipzig, 19.05.2022 (archiviert)
EDA: Medienmitteilung zum Ausbau der humanitären Hilfe für die Ukraine, 07.03.2022 (archiviert)
Mittelbayerische Zeitung: Überblick über diverse regionale Spendenaktionen, 01.03.2022 (archiviert)
Mittelbayerische Zeitung: Liveblog über den Hilfskonvoi vom Verein RKT, 04.03.2022 (archiviert)
Merkur: Spendenaktion vom Verein RKT Rettungsdienst, 06.03.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Abgabeorte für Spenden (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Bildern aus Auerbach, 03.03.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Liste der geeigneten Spenden, 28.02.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Liste der geeigneten Spenden, 28.02.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Liste der geeigneten Spenden, 01.03.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Liste der geeigneten Spenden, 02.03.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Stellungnahme zu den entsorgten Spenden, 14.03.2022 (archiviert)
RKT Rettungsdienst: Facebook-Post mit Link zur Mitteldeutschen Zeitung, 15.03.2022 (archiviert)
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