Bild-Artikel fehlinterpretiert

Pickel und Affenpocken haben nichts miteinander zu tun

16.06.2022, 17:14 (CEST)

Der Affenpocken-Ausbruch beunruhigt viele Menschen weltweit. Sind Pocken den Pickeln ähnlich oder sogar dasselbe? Medizinische Beschreibungen geben eine klare Antwort: Nein.

Sind Affenpocken so harmlos wie Pickel oder erwartet uns eine weitere Pandemie? In einem Facebook-Kommentar (archiviert) wird behauptet, Pocken seien Pickel. Der User verbindet das mit einem Artikel der deutschen Zeitung «Bild», der das Aussehen von Affenpocken erläutert. Was sind die Unterschiede der beiden Hautveränderungen?

Bewertung

Pocken sind eine ansteckende Viruskrankheit, wohingegen Pickel vergleichsweise ungefährliche Hautentzündungen sind.

Fakten

Pickel sind entzündende Hautstellen. Sie entstehen, wenn Poren verstopft sind und Talg, Schweiss und weitere Substanzen nicht richtig ausgeschieden werden können. Die Verstopfung fördert das Bakterienwachstum und eine Entzündung der betroffenen Hautstelle – der Pickel. Man spricht dabei auch von unreiner Haut. Was viele als unschön und störend empfinden, ist aber nicht ansteckend.

Affenpocken hingegen werden von den Affenpockenviren ausgelöst und sind eine Infektionskrankheit. Unter diversen Tierpopulationen kann das Virus endemisch zirkulieren. Eine Übertragung auf den Menschen ist selten, ebenso Übertragungen von Mensch zu Mensch. Die Affenpockenerkrankung ist normalerweise auf West- und Zentralafrika beschränkt.

Bei einer Infektion mit Affenpocken dauert der Krankheitsverlauf meistens wenige Wochen und verläuft selten tödlich. Erste Symptome ähneln denen einer Grippen. Wenige Tage später folgt der Hautausschlag - häufig zuerst im Gesicht und später am ganzen Körper. Es bilden sich sekretgefüllte Bläschen, die verkrusten und anschliessend abfallen.

Die Hautausschläge ähneln denen der Windpocken. Laboranalysen ermöglichen aber eine klare Diagnose, so das Robert Koch-Institut (RKI). Die DNA von Affenpockenviren ist ziemlich stabil, für den Menschen gefährliche Mutationen entstehen selten. Die Ansteckung erfolgt über Schmier- und Tröpfcheninfektion.

Pickel und Affenpocken haben nichts miteinander zu tun, wie auch der «Bild»-Artikel explizit betont: «Der charakteristische Hautausschlag der Affenpocken ähnelt den sekretgefüllten Bläschen von Windpocken, weniger den eitrigen Pickeln der Akne.»

Der seit Mai 2022 anhaltende Affenpocken-Ausbruch ist unerwartet, da mehreren Regionen das Auftreten des Virus registrierten ohne direkten Zusammenhänge mit den Gebieten, wo Affenpocken schon länger vorkommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet den Ausbruch weltweit und setzt sich für eine Sensibilisierung ein, schätzt aber Stand 10. Juni 2022 das Risiko für die öffentliche Gesundheit als moderat ein.

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht nicht von einer Gefahr für die Bevölkerung aus. Doch eine Infektion mit dem Affenpockenvirus ist hierzulande meldepflichtig. Stand 15. Juni 2022 sind in der Schweiz 20 Fälle bestätigt worden.

(Stand 16.6.2022)

Links

Facebook-Post(archiviert)

Bild: Artikel über die Erkennung von Affenpocken, 5.6.2022 (archiviert)

Netdoktor: Unreine Haut (archiviert)

Netdoktor: Affenpocken (archiviert)

RKI: FAQ zu Affenpocken, Stand 14.6.2022 (archiviert)

WHO: Affenpocken-Ausbruch in nicht-endemischen Länder, 21.5.2022 (archiviert)

WHO: Situationsupdate Affenpocken-Ausbruch, 10.6.2022 (archiviert)

BAG: Affenpocken – aktuelle Lage Schweiz, 15.6.2022 (archiviert)

BAG: Meldepflichtige Infektionskrankheiten (archiviert)

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