Keine ORF-Produktion
Senderlogo wurde nachträglich in Parlamentsvideo eingefügt
13.6.2022, 15:07 (CEST)
Eine billige Fälschung ist schnell gemacht - und kann trotzdem Wirkung entfalten. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs (ORF) wird unterstellt, eine Rede eines deutschen Politikers publiziert zu haben, der die Covid-Impfung kritisiert und dabei auf bereits widerlegte Behauptungen zurückgreift. «Die Massenmedien bringen langsam die Wahrheit», lobt ein Facebook-User das manipulierte Video (archiviert). Hat der ORF eine derartige Rede jemals ausgestrahlt?
Bewertung
Das ORF-Logo ist eingefügt worden, der ORF hat den Ausschnitt nie gesendet - das Video ist also gefälscht. Die Rede hielt der deutsche Politiker Jens Ahrends vor dem Niedersächsischen Landtag.
Fakten
Die angebliche Übertragung finde sich nicht im Archiv des ORF, distanziert sich ein ORF-Mediensprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das Logo oben rechts sei gefälscht worden.
Ein Vergleich mit anderen Videobeiträgen des ORF bestätigt das. In dem von ORF verbreiteten Video erscheint das Logo verhältnismässig kleiner und näher an der rechten oberen Ecke.
Im manipulierten Video selbst spricht der deutsche fraktionslose Politiker Jens Ahrends, der früher der AfD angehörte. Die Rede hielt er am 23. Februar 2022 in der 130. Plenarsitzung des Niedersächsischen Landtages. Eine Übertragung dieser Veranstaltung durch ORF war gemäss damaliger TV-Programmzeitschriften nicht geplant. Ahrends greift in der Rede Falschbehauptungen über die Covid-Impfung auf, welche die dpa bereits widerlegt hatte.
So können zwar Geimpfte Coronaviren übertragen, doch dank der Impfung werden die infektiösen Virenpartikel bei geimpften Personen schneller eliminiert als bei Ungeimpften. Geimpfte infizieren sich deutlich seltener mit Sars-CoV-2 als Ungeimpfte. Zudem schützen die Covid-Impfungen vor schweren oder gar tödlichen Krankheitsverläufen, doch ein 100-prozentiger Schutz kann nicht garantiert werden. Die Impfung wirkt auch gegen die Omikron-Variante.
Biontech hat erst im Jahr 2020 begonnen, an einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 zu forschen. Im Geschäftsbericht von 2019 sind die Tätigkeiten von Anfang 2020 bereits aufgeführt, dabei handelt es sich lediglich um die präklinische Testphase der Covid-Impfstoffe und nicht um ausgereifte Impfstoffkandidaten gegen Covid-19.
In der Schweiz sowie in Deutschland wurde sehr wohl eine Übersterblichkeit aufgrund von Sars-CoV-2 registriert, diese ist nicht auf die Impfung zurückzuführen. Als in Israel im Spätsommer und Herbst 2021 die Covid-Fälle stiegen, waren insbesondere die Nicht-Geimpfte Bevölkerungsgruppe betroffen oder jene, deren Impfschutz ausgelaufen war. Auch aktuelle Daten weisen darauf hin, dass weiterhin Ungeimpfte und Personen ohne aufrechten Impfschutz am meisten von schweren oder gar tödlichen Verläufen betroffen sind.
Das Immunsystem bleibt auch nach der Impfung funktionstüchtig, von einer Zerstörung kann nicht gesprochen werden. Auch die gemeldeten Verdachtsfälle auf potentielle Impfnebenwirkungen in den Datenbanken der Gesundheitsbehörden geben keine Auskunft über die tatsächliche Sicherheit von Impfungen und können nicht ohne Einschränkung interpretiert werden. In der Schweiz konnte kein Todesfall explizit der Covid-Impfung als Ursache zugeordnet werden.
(Stand: 13.6.2022)
Links
Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)
ORF: Video auf Facebook (archiviert)
Niedersächsischen Landtage: Aufzeichnung 130. Plenarsitzung (archiviert)
Israelische Behörde: Covid-Dashboard von Israel (archiviert)
dpa-Faktenchecks:
Studie fehlinterpretiert: Covid19 ist kein Schnupfen - Impfung wirkt auch bei Omikron
Daten von 2020 deuten auf Übersterblichkeit in Deutschland hin auch sind Masken wirksam
Der BiontechGeschäftsbericht 2019 berichtet auch über Tätigkeiten von Anfang 2020
Zahlen falsch interpretiert: Grafik zeigt nur CoronaTote
Keine Belege für zahlreiche Todesfälle aufgrund einer CovidImpfung in der Schweiz
Daten falsch interpretiert: Keine Pandemie durch CovidImpfstoffe
Grafik falsch beschriftet: Verdachtsmeldungen sind keine bestätigten Nebenwirkungen
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