Omikron-Infektion ist gefährlicher als eine Grippe

07.02.2022, 14:23 (CET)

Obwohl die hochansteckende Sars-CoV-2-Variante Omikron aktuell das Pandemiegeschehen in der Schweiz dominiert, entspannt sich die Situation auf den Intensivstationen. In einem auf Facebook kursierendem Sharepic wird Bundesrat Alain Berset nun mit der Aussage zitiert, Omikron sei für Geimpfte wie eine Grippe (archiviert). Dies gelte auch für Ungeimpfte, wird ergänzt. Wie gefährlich ist Omikron wirklich im Vergleich zur Grippe?

Bewertung

Eine Sars-CoV-2-Infektion ist wesentlich gefährlicher als eine Influenza. Daten weisen auf eine höhere Sterblichkeit hin. Auch bei der Omikron-Variante besteht das Risiko, schwer zu erkranken oder Langzeitfolgen zu entwickeln - besonders für Ungeimpfte.

Fakten

Alain Berset sagte Mitte Januar 2022 gegenüber der Sendung Forum von RTS, eine Omikron-Infektion sei für Geimpfte wie eine Erkältung (ab Minute 11:00). Dem widersprechen diverse Experten.

Der deutsche Immunologie Carsten Watzl sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, eine Sars-CoV-2-Infektion sei wesentlich gefährlicher als eine Grippe. Französische Forschende, welche die ersten Monate der Pandemie begutachteten, ermittelten, dass Sars-CoV-2-Viren fast dreimal tödlicher als Influenza-Viren seien.

Die Financial Times veranschaulichte Ende Januar 2022 anhand der Daten der britischen Behörden, dass Sars-CoV-2 im Laufe der Pandemie zwar immer weniger tödlich wurde, jedoch im Durchschnitt immer noch gefährlicher als eine Grippe ist. Der Schweregrad von kommenden Covid-Wellen verglichen mit einer typischen Grippewelle sei aktuell nicht abschätzbar, meint Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel.

Eine Ansteckung mit Omikron sei nicht zur verharmlosen, warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte Januar 2022. Die geringeren Hospitalisationen während der Omikron-Welle seien vor allem auf eine Immunisierung durch eine frühere Infektion oder durch die Impfung zurückzuführen. Zu beachte ist, dass diese Angaben mehrheitlich aus europäischen Länder stammen. Was Omikron insbesondere bei den vulnerablen Bevölkerungsgruppen in Länder mit einer niedrigeren Grundimmunisierungsrate anzurichten vermag, ist gemäss WHO noch unklar.

Bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 sind auch die möglichen Langzeitfolgen nach wie vor ungewiss, warnte die WHO. Eine Impfung minimiere das Risiko von schweren Krankheitsverläufen und der Entwicklung von Long Covid. Ausserdem seien international deutlich höhere Impfraten notwendig, um die Pandemie zu beenden.

Das Risiko einer Hospitalisation oder eines tödlichen Verlaufes bei einer Omikron-Infektion soll für Ungeimpfte um 25 Prozent geringer sein als bei einer Delta-Infektion. Dies ergaben Datenauswertungen aus Südafrika. Einen höheren Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf biete vor allem eine bereits durchgestandene Infektionen oder eine Impfung, so die Forschenden.

Gegen Omikron sei insbesondere die Booster-Impfung relevant, wiesen Forschende nach. Drei Impfdosen wirkten effektiver gegen Omikron als eine natürlich erlittene Infektion oder eine Grundimmunisierung mittels zwei Impfdosen. Eine vollständige Immunität kann aber nicht garantiert werden.

Das deutsche Robert Koch-Institut schätzt die Infektionsgefahr mit der Omikron-Variante für Ungeimpfte sehr hoch ein, für die zweifach Geimpften als hoch und für die dreifach Geimpften als moderat. Auch Berset betonte gegenüber RTS die Relevanz der Covid-Impfung. Dadurch sei die Erkrankung handhabbarer geworden.

Die Deutsche Presse-Agentur führte bereits mehrfach aus, das Sars-CoV-2-Viren gefährlicher als Influenzaviren sind.

(Stand: 4.2.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Covid-Statistik Schweiz: Virusvarianten (archiviert)

Covid-Statistik Schweiz: Hospitalisationen (archiviert)

Covid-Statistik Schweiz: Hospitalisation nach Impfstatus (archiviert)

RTS: Forum, 12.1.2022

Studie zur Mortalität von Covid-19 und Influenza, 17.12.2020 (DOI) (archiviert)

Studie über Infektionen mit früheren Sars-CoV-2-Varainten im Vergleich zu Omikron, 12.1.2022 (archiviert) DOI

Studie über Impfschutzentweichung von Omikron, 3.1.2022 (archiviert) DOI

Financial Times: Vergleich Schweregrad Grippe versus Covid, 28.1.2022 (archiviert)

Universität Basel: Interview mit Richard Neher, 26.1.2022 (archiviert)

WHO: Fakten zu Omikron, 19.1.2022 (archiviert)

RKI: Risikobewertung Sars-CoV-2, 14.1.2022 (archiviert)

dpa-Faktencheck:

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