Temperatur wurde hinter dem Zifferblatt einer Bahnhofsuhr gemessen
25.8.2021, 15:48 (CEST), letztes Update: 25.8.2021, 16:01 (CEST)
Die Sommer in Europa sind heiß. Doch wurden schon im Jahre 1957 in Deutschland 56 Grad Celsius gemessen, wie ein Foto einer Schlagzeile der deutschen «Bild»-Zeitung (archiviert) vermuten lässt? Wir hätten 64 Jahre Glück gehabt, heisst es in einem Facebook-Post dazu. Ein anderer Kommentator: «Wir haben diese Hitzetemperaturen schon seit ewigen Jahrzehnten». Stimmt das?
Bewertung
Die Aussage ist irreführend. Im Gehäuse einer Bahnhofsuhr in Deutschland wurde tatsächlich 56 Grad gemessen. Die Uhr gab deswegen den Geist auf. Genau darum geht es im «Bild»-Artikel von 1957. Aber in keinem europäischen Land wurden bisher mehr als 50 Grad Celsius Aussentemperatur gemessen.
Fakten
Die «Bild»-Schlagzeile «56 Grad! Ganz Deutschland ein Brutofen!» bezieht sich nicht auf die Aussentemperatur, sondern auf das Innere einer Bahnhofsuhr. Dies wird im Text ausgeführt: «Bei 56 Grad im Gehäuse versagte die Bahnhofsuhr von Wanne-Eickel den Dienst.»
Gemäss den archivierten Messwerte der Aussentemperaturen lagen am 6. Juli 1957 sämtliche Werte in Deutschland unter 40 Grad.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) mass am 25. Juli 2019 den Rekordwert von 41,2 Grad Celsius. Die höchste jemals gemessene Aussentemperatur wurde damals in den deutschen Städten Duisburg und Tönisvorst angezeigt.
Eine Aussentemperatur von über 50 Grad hingegen wurde bisher nirgendwo in Europa registriert. Eine Messstation in Griechenland verzeichnete 48 Grad im Jahr 1977. Medienberichten zufolge wurden vor Kurzem auf Sizilien 48,8 Grad gemessen. Wird dieser Wert bestätigt, wäre dies ein neuer europäischer Höchstwert.
(Stand: 24.8.2021)
Links
Archiv Kachelmann-Wetter: Temperaturen von 1957 (archiviert)
Deutscher Wetterdienst: Temperaturrekord in Deutschalnd im Jahre 2019 (archiviert)
World Meteorological Organization: Europäischer Temperaturrekord von 1977 (archiviert)
ORF: Möglicher neuer Hitzerekord in Europa, 11.08.2021 (archiviert)
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-schweiz@dpa.com