Maskenpflicht für Anstieg der Fallzahlen im Herbst 2020 nicht verantwortlich

Seit Pandemiebeginn wird über den Nutzen von Hygienemasken zur Eindämmung von Sars-CoV-2-Infektionen diskutiert. Sind diese sinnvoll? In einem Facebook-Post (archiviert) wird der Nutzen der Maskenpflicht angezweifelt, die am  18. Oktober 2020 eingeführt wurde. Die Grafik suggeriert, Masken taugten nichts, die Fallzahlen seien insbesondere seit Einführung der Maskenpflicht gestiegen. Ist das tatsächlich so?

BEWERTUNG

Einzelne Kantone haben bereits vor dem 18. Oktober 2020 die Maskenpflicht eingeführt, an dem Tag wurde lediglich die national gültige Regelung angekündigt. Diese trat dann am 19. Oktober in Kraft. Die Pflicht steht nicht im kausalen Zusammenhang mit dem Anstieg der Covid-Fälle. Studien belegen die Wirksamkeit von Masken: Sie schützen insbesondere andere vor einer Ansteckung. Mehrere kombinierte Massnahmen sind aber effektiver.

FAKTEN

Das Studienfazit eines internationalen Forschungsteams lautet: «Gesichtsmasken schützen effektiv vor Covid-19». Die Wirksamkeit der Maske hängt stark von der Viruskonzentration in der Luft ab. Daher ist es sinnvoll, mehrere Massnahmen zu kombinieren, um das Infektionsrisiko zu minimieren. «Gesichtsmasken gehören zu den einfachsten, am leichtesten einsetzbaren und effektivsten Massnahmen gegen die Übertragung infektiöser Atemwegserkrankungen durch die Luft.»

Sind die Tage kälter, halten sich immer mehr Menschen in Innenräumen auf, wo die Viruskonzentration höher ist. Entsprechend steigt auch das Infektionsrisiko. Insbesondere in virusreichen Innenräumen sind weitere Massnahmen wie Abstand und Lüften relevant für die Reduktion der Viruskonzentration. Das konsequente Tragen der Maske und deren korrekte Anwendung erhöhen die Wirksamkeit.

Mehrere Studien betonen die Wirksamkeit der Maske. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin wies im Mai 2020 darauf hin, dass eine Maske die Ausatmungsluft filtere und infektiöse Tröpfchen abfange. Somit schützt die Maske vor allem andere vor einer Ansteckung. Ebenso kamen kanadische Forscher zum Ergebnis, dass Masken das Infektionsrisiko senken. Forschende des Universitätsspitals Leipzig betonten ebenfalls, dass Masken die Verbreitung von Sars-CoV-2 reduziere. Sie schränkten aber die körperliche Belastbarkeit ein.

Die Maskenpflicht kann also nicht mit dem Anstieg der Covid-Infektionen in Verbindung gebracht werden. Zudem weist die Statistik lediglich die Anzahl der positiv Getesteten aus. Da sich Menschen ohne Symptome aber kaum testen lassen, ist zudem mit einer Dunkelziffer zu rechnen. Manche kritisierten, die Schweizer Covid-Politik habe zu spät auf die zweite Welle reagiert. Der Bund hatte sogar ab dem 1. Oktober 2020 Grossveranstaltungen wieder erlaubt, noch im gleichen Monat aber wieder stark eingeschränkt. Generell waren die Massnahmen in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern lockerer.

Chronologie der Maskenpflicht in der Schweiz:

Im April 2020 betonte der Bundesrat, er wolle im öffentlichen Raum keine Maskenpflicht einführen. Er setzte weiterhin auf die Massnahmen wie Abstand halten und Hände waschen, beziehungsweise -desinfizieren. Angesichts der steigenden Neuinfektionen und der zunehmenden Mobilität führte die Regierung ab dem 6. Juli 2020 eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr ein.

Die Kantone verschärften diese angesichts der steigenden Fallzahlen nach und nach. Insbesondere Einkaufsläden und Innenräume waren vom Obligatorium betroffen. Westschweizer Kantone verschärften die Massnahmen bereits im Juli 2020, Deutschschweizer Kantone führten insbesondere die Maskenpflicht im Spätsommer, beziehungsweise im Herbst ein. Mit dem Ende der ausserordentlichen Lage per 19. Juni 2020 verschob sich die Kompetenz zur Eindämmung von Sars-CoV-2 vom Bund zu den Kantonen.

Den unterschiedlichen kantonalen Massnahmen setzte der Bundesrat am 18. Oktober 2020 ein Ende: Er kündigte die Maskenpflicht national an. Neu galt ab dem 19. Oktober schweizweit eine Pflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen. Noch im gleichen Monat wurde diese verschärft und auf Schulen, Arbeitsplatz sowie auf belebte öffentliche Aussenbereiche ausgedehnt, wo der Abstand nicht gewahrt werden konnte. Das konstante Tragen der Maske am Arbeitsplatz wurde am 13. Januar 2021 mit der Einführung der Home-Office-Pflicht eingeführt. Erste Lockerungen kamen Ende Juni 2021: Die Maskenpflicht im Freien fiel, ebenso am Arbeitsplatz und in Schulen.

Mit den neuesten Öffnungsschritten hat der Bundesrat Ende Juni 2021 auch die Maskenpflicht gelockert. So ist das Tragen einer Maske in Aussenbereichen von öffentlich zugänglichen Einrichtungen, bei der Arbeit und in Schulen nicht mehr obligatorisch. In Innenbereichen gilt grundsätzlich weiterhin eine generelle Maskenpflicht.