PCR-Tests zum Corona-Nachweis sind laut WHO hochverlässlich

08.06.2021, 17:22 (CEST)

Der PCR-Test wird seit Beginn der Pandemie weltweit zum Nachweis des Coronavirus eingesetzt. Hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedoch genau diesen Test im Januar als untauglich deklariert? Dies wird in einem in den sozialen Medien kursierenden Sharepic (hier archiviert) behauptet. Konkret wird die Frage gestellt: «Warum basiert alles auf dem PCR-Test, obwohl die WHO am 21. Januar 2021 öffentlich bekannt gab, dass dieser nicht taugt?»

Bewertung

Diese Interpretation eines Dokuments der WHO vom Januar 2021 ist falsch. An der Verlässlichkeit der PCR-Tests zum Nachweis einer Covid-19-Infektion zweifelt die WHO nicht. Das Dokument enthält Hinweise für Laborpersonal zum Umgang mit PCR-Tests.

Fakten

Am 20. Januar 2021 - nicht wie behauptet am 21. - veröffentlichte die WHO einen Beitrag, der sich ans Personal von Laboratorien richtete, die PCR-Tests analysieren. Das Schreiben mahnt, die Gebrauchsanweisungen für diese Tests genau zu beachten und zu befolgen.

Die WHO erinnert daran, dass der sogenannte Ct-Wert bei Tests umgekehrt proportional zur Viruslast sei. Der Wert gibt die Testzyklen an, die nötig sind, um Virus-RNA - Träger der Erbinformation - zu reproduzieren und damit zu erkennen. Zudem rät die WHO, bei schwachen Ergebnissen den Test zu wiederholen - etwa falls das erste Ergebnis nicht zu den Symptomen des Patienten passt.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte die WHO Anfang Februar 2021 mit, dass der Beitrag keinerlei Auswirkungen auf die erklärte internationale Notlage habe. «Wir möchten bekräftigen, dass wir ordnungsgemäss verwendete PCR-Tests für ein hochverlässliches Instrument zur Diagnose von Covid-19 halten», schreibt eine Sprecherin.

Aufgrund von zehn Berichten über Probleme mit PCR-Tests seit Anfang 2020 hat die WHO im Januar 2021 den Bericht publiziert. Dabei sei es sowohl um falsch-positive als auch falsch-negative Ergebnisse gegangen. Untersuchungen haben ergeben, dass die Tests dabei nicht immer ordnungsgemäss und den Herstellervorgaben entsprechend genutzt worden seien. Die Information, die in einer ersten Version bereits am 14. Dezember veröffentlicht wurde, empfehle die genaue Beachtung der Gebrauchsanweisungen, bekräftigt die WHO.

Die WHO hat am 30. Januar 2020 den Ausbruch des Coronavirus zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» erklärt. Diesen Aufruf hat die WHO bislang nicht zurückgenommen (Stand: 1.6.2021).

Wenn die WHO eine solche Notlage ausruft und die öffentliche Gesundheit in der Schweiz gefährdet ist, kann die Schweizer Politik Massnahmen zu deren Bekämpfung ergreifen. Dabei stützt sie sich auf das Epidemiengesetz.

Beim Erlassen von Verordnungen müssen Politikerinnen und Politiker die Kriterien einhalten, welche in den Gesetzen und der Verfassung vorgeschrieben sind. Dies erklärte Rechtsanwältin Claudia Schoch, Expertin in Saats- und Verwaltungsrecht, in einem früheren Faktencheck. Die Zuverlässigkeit von PCR-Tests in der Schweiz wurde ebenfalls bereits thematisiert.

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

WHO: WHO information notice for IVD user 2020/05, 20.01.2021 (archiviert)

WHO: WHO information notice for IVD user (Version vom 14.12.2020, archiviert)

WHO ruft Gesundheitliche Notlage aus (archiviert)

Epidemiengesetz (archiviert)

BAG Information zum neuen Epidemiegesetz von 2013 (Download)  (archiviert)

Webseite von Claudia Schoch (archiviert)

dpa-Faktenchecks:

WHO hält PCR-Tests für verlässlich - keine Rücknahme der internationalen Notlage

Ausruf der ausserordentliche Lage im März 2020 erfolgte im Rahmen des Epidemiengesetzes

Keine verlässliche Datenbasis für Corona-Überlebenschance - PCR-Tests sind in der Schweiz validiert

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-schweiz@dpa.com