Video liefert keinen Beweis
Kenia bleibt Mitglied der Weltgesundheitsorganisation
16.4.2025, 21:19 (CEST), letztes Update: 16.4.2025, 21:24 (CEST)
Unter dem Logo eines Totenkopfs wird in einem Facebook-Post aus Luxemburg behauptet: «Kenia tritt aus der WHO aus. Der Grund ist unglaublich.» Wer der Aufforderung des Posts («Hört selbst») folgt, hört allerdings in einem Video nur von einem Redner, dass die afrikanischen Staaten angeblich der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr trauen könnten. Aber hört man auch, dass Kenia aus der WHO austreten wird oder gar schon ausgetreten ist?
Bewertung
Nein, die in dem Video gezeigte Person spricht gar nicht über einen Austritt Kenias aus der Weltgesundheitsorganisation. Kenia ist bisher nicht aus der WHO ausgetreten und hat auch keine Austrittsabsicht erkennen lassen.
Fakten
Das bei Facebook verbreitete Video ist 90 Sekunden lang. Es zeigt, wie eine einfache Internetrecherche ergibt, den kenianischen Arzt Wahome Ngare. Er ist Facharzt für Gynäkologie und arbeitet in einer privaten Praxis, die sich eigenen Angaben zufolge christlicher Ethik verpflichtet fühlt. Ngare ist in diversen katholischen Organisationen aktiv und öffentlich als Kritiker von Impfungen in Erscheinung getreten.
Der kenianische Arzt sprach Anfang Mai 2024 bei der «2. Afrikanischen interparlamentarischen Konferenz über Familienwerte und Souveränität» in Entebbe (Uganda) und wandte sich dort direkt an den ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni. Dies ist in einem anderen Videoausschnitt zu sehen.
Ngare sagte, die afrikanischen Länder könnten der Weltgesundheitsorganisation nicht mehr vertrauen. Die Covid-19-Pandemie sei künstlich geschaffen worden, um möglichst viele Menschen zu impfen. In Kenia habe die WHO eine Impfkampagne gegen Tetanus mit einem Impfstoff durchgeführt, der kenianische Frauen unfruchtbar habe machen sollen. Die WHO wolle die Bevölkerung durch die Sterilisierung der Frauen reduzieren.
Keine Aussage über einen WHO-Austritt
Eine Mitteilung über einen Austritt Kenias aus der WHO findet sich in seiner Rede nicht, auch nicht eine solche Forderung. Bei der «Konferenz über Familienwerte und Souveränität» wurden einem Bericht der Webseite «Health Policy Watch» zufolge die traditionellen Werte Afrikas bekräftigt. Dazu gehört auch die Ablehnung von Abtreibung und Homosexualität, die vor allem von Präsident Museveni immer wieder bekräftigt wird.
Nachdem US-Präsident Donald Trump am 20. Januar 2025 ein Dekret unterzeichnete, in dem er den Austritt der USA aus der WHO erklärte, begann das Rede-Video des kenianischen Arztes in sozialen Medien zu kursieren – jetzt allerdings mit der falschen Behauptung, Kenia trete ebenfalls aus der WHO aus.
Ngare reagierte darauf am 30. Januar mit einem Facebook-Post. Darin korrigierte der Arzt die ihm untergeschobene Behauptung, Kenia trete aus der WHO aus. «Es scheint eine weit verbreitete Verwirrung zu geben», schrieb er. «Manche Leute wissen nicht, dass ich zwar Kenianer bin, meine Bemerkungen aber an den Präsidenten von Uganda bezüglich des Pandemieabkommens gerichtet waren.» Die WHO will mit einem jahrelang umstrittenen Pandemieabkommen die internationale Reaktion auf Pandemien besser als bisher organisieren.
Zugleich bekräftigte Ngare seine kritische Haltung zur WHO: «Ich würde mir wirklich wünschen, dass Kenia aus der Weltgesundheitsorganisation austritt, aber ich bezweifle, dass ein afrikanischer Präsident den Mut hätte, einen so kühnen Schritt zu tun.»
Impfprogramme erhöhten Lebenserwartung
Der für den öffentlichen Dienst verantwortliche kenianische Politiker Amos Gathecha hatte am 28. Januar 2025 nach der Ankündigung Trumps erklärt, der Wegfall der US-Beiträge zur WHO könne «erhebliche Konsequenzen» für Kenias Kampf gegen HIV und Aids haben. Kenia müsse «alternative Geldquellen suchen». Einer in der Zeitschrift «Lancet» veröffentlichten Studie zufolge hat sich seit 1974 dank diverser Impfprogramme vor allem bei Kindern in Afrika die Lebenserwartung deutlich erhöht.
Die von Ngare erhobenen Vorwürfe gegen die WHO wegen angeblicher Impfstoffe zur Empfängnisverhütung, die heimlich der Tetanus-Schutzimpfung beigemischt worden seien, sind von der WHO bereits seit 2014 immer wieder energisch dementiert worden. Die Impfstoffe seien sicher, hieß es in Erklärungen.
Damit reagierte die WHO auf Vorwürfe der Gesundheitskommission der katholischen Bischöfe in Kenia. Diese hatten behauptet, der Tetanus-Impfstoffe enthalte einen Bestandteil, der die Fruchtbarkeit von Frauen mindere. Bei der Überprüfung der Behauptung stellte sich unter anderem heraus, dass lediglich drei von der Bischofskonferenz zur Verfügung gestellte Impfstoffproben den fraglichen Bestandteil enthielten, 56 andere Proben aber negativ waren.
(Stand: 16.4.2025)
Links
Wahome Ngare als Impf-Kritiker, archiviert
Konferenz über Familienwerte, archiviert
Health Policy Watch, archiviert
Klarstellung Ngare, archiviert
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