Kein Verbot geplant

Alkohol und Wein bleiben in der EU erlaubt

10.12.2024, 14:39 (CET)

Für manche ist Wein einfach «etwas Leckeres». Andere verweisen auf gesundheitliche Gefahren alkoholhaltiger Getränke. Doch dass die EU Wein verbieten will, ist - nüchtern betrachtet - einfach Unsinn.

Alkohol erhitzt die Gemüter. In einem Facebook-Post aus Luxemburg wird behauptet, die EU wolle gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO «auch noch, dass Alkohol und der Wein verboten wird». In zweifelhafter Rechtschreibung wird dies in Zusammenhang gesetzt mit «küntlichem Fleisch, Insektenfrass, künstliches Gemüse und Rauchen im Freien» (sic!). Das könnte ein echter Aufreger sein - wenn es denn stimmte.

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Diese Behauptung ist falsch. Die Europäische Union plant kein Verbot von Alkohol und Wein.

Fakten 

In dem Post wird zu einem Tik-Tok-Video verlinkt, in dem die Abgeordnete Silvia Sardone von der rechtspopulistischen italienischen Partei Lega Nord zu sehen ist. Sie behauptet (in italienischer Sprache) jedoch nicht, dass die EU Alkohol und Wein verbieten wolle. 

In Wirklichkeit beschuldigt sie die EU einer «skandalösen Kampagne gegen den Wein». Sie verweist auf ein im Foyer des Europaparlaments aufgestelltes Plakat, auf dem erklärt wird, dass Alkohol zur Entstehung von Brustkrebs beitragen könne. «Als ob das Trinken eines Glases Wein diese Art von Krankheit verursachen würde. Weder die Menge noch die Qualität des Produkts werden in Betracht gezogen», kritisiert sie. Für Italien sei Wein «etwas Leckeres».

Dann stellt Sardone die Frage: «Was will Europa? Hat es nach synthetischem Fleisch, Heuschrecken und Käse, der nicht von Kühen und Milch stammt, auch synthetischen Wein im Sinn?» Weiterhin warnt sie vor «einer besonderen Etikettierung von Weinflachen» und spricht von «einer echten Kriminalisierung eines Produktes ohne Berücksichtigung seiner Qualität». 

Alkohol erhöht laut WHO das Krebsrisiko

In der EU wird nicht über ein Verbot von Alkohol oder Wein diskutiert. Allerdings gibt es seit Jahren eine Diskussion über die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Alkohol und die Aufklärung der Verbraucher darüber. 

Die EU-Kommission hatte am 3. Februar 2021 einen «Plan gegen den Krebs» vorgelegt. Darin kündigte sie unter anderem an, den gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum und damit die Gefahr von Krebserkrankungen zu verringern. Die Kommission stützte sich dabei auf Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach vor allem starker Alkoholkonsum das Krebsrisiko deutlich erhöht und in Europa 10 Prozent aller Krebserkrankungen auf Alkohol zurückzuführen sind.

Im «Plan gegen den Krebs» der EU-Kommission heißt es, der schädliche Alkoholkonsum solle künftig mit «einer verpflichtenden Angabe der Inhaltsstoffe, der Nährwerte und von gesundheitsbezogenen Warnhinweisen auf den Etiketten alkoholischer Getränke» verringert werden. 

Keine Schockbilder wie beim Tabak geplant

Auch aufgrund erheblicher Proteste aus Wein produzierenden Ländern und Presseberichten über geplante Schockfotos – ähnlich jenen auf Zigarettenpackungen - erklärte die EU-Kommission schon am 11. Februar 2021 jedoch: «Die Europäische Kommission plant keine Schockbilder für alkoholische Getränke und hat auch keine Pläne, Wein oder Bier auf die gleiche Weise wie Tabakprodukte zu kennzeichnen.»

Am 2. Dezember 2021 trat nach langen und schwierigen Verhandlungen zwischen Kommission, Ministerrat und Europaparlament eine Verordnung in Kraft. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass bei allen ab Dezember 2023 in den Handel gebrachten Weinen Angaben über Kalorien und Allergene auf den Weinetiketten enthalten sein müssen. Weitere Zutaten dürfen auch über einen auf dem Etikett enthaltenen QR-Code abrufbar sein. 

Im Februar 2022 befasste sich das Europaparlament mit einem Bericht eines Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung (BECA). Dabei wurde die Empfehlung, alkoholische Getränke mit Warnhinweisen zu versehen, abgelehnt. Stattdessen sprach sich das Parlament in seinem Beschluss für «Informationen über einen moderaten und verantwortungsvollen Alkoholkonsum» aus. Der Deutsche Weinbauverband begrüßte den Verzicht auf die Forderung nach Warnhinweisen.

Irland schreibt Warnhinweise ab Mai 2026 vor

Die Diskussion über den Umgang mit Wein und anderen alkoholischen Getränken in der EU intensivierte sich im Mai 2023, als Irland als erstes Land der Welt ein Gesetz beschloss, wonach ab Mai 2026 alkoholische Getränke mit Warnhinweisen insbesondere vor Krebsgefahren versehen sein müssen. Das Gesetz wurde in Dublin beschlossen, nachdem die EU-Kommission das Vorgehen Irlands im Januar 2023 trotz der Einsprüche von neun EU-Staaten als vereinbar mit den Regeln des Binnenmarkts bezeichnet hatte. 

Seither ist die Diskussion über den Nutzen von gesundheitlichen Warnhinweisen in Sachen Alkohol erneut in Gang gekommen. Auch dabei steht jedoch das in dem Facebook-Post behauptete Verbot von Alkohol und Wein nicht zur Debatte.

(Stand: 10.12.2024

Links


Facebook-Post, archiviert
Tik-Tok-Video, archiviert
EU-Plan gegen den Krebs, archiviert
WHO zu Alkohol und Krebs, archiviert
EU-Kommission zu Schockbildern, archiviert
Verordnung über Etiketten, archiviert
EU-Parlament zu BECA, archiviert
Weinbauverband, archiviert
Gesetz Irland, archiviert

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