Keine Schuld am Klimawandel

Vulkane stoßen vergleichweise wenig Treibhausgase aus

12.8.2024, 17:55 (CEST)

Wer nicht akzeptieren möchte, dass vor allem Menschen die Klimakrise verschärfen, muss andere Gründe für die Veränderungen finden. Manche machen Vulkane verantwortlich.

Nicht der Mensch sei für den Klimawandel verantwortlich – angeblich ist es die Natur selbst. Einige Menschen behaupten, die Aufheizung der Atmosphäre sei eine ganz natürliche Angelegenheit. Das sehe man schon daran, dass ausbrechende Vulkane sehr viel mehr Kohlendioxid ausstießen als der Mensch jemals produzieren könne. In einem Facebook-Post aus Luxemburg heißt es, eine einziger Vulkan stoße «in 2 Sekunden so viel CO2 aus, wie die gesamte Menschheit in einem Jahr». Wissenschaftler sehen das anders.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Vulkane stoßen weniger als zwei Prozent jener CO2-Menge aus, die von Menschen verursacht wird.

Fakten

In dem Facebook-Post heißt es, derzeit (am 6.7.2024) seien weltweit mehr als 29 Vulkane aktiv. Das entsprechende Sharepic beruht auf einer Webseite der Organisation Volcanodiscovery.com, die täglich die Vulkanausbrüche rund um den Globus registriert. Diese Zahl ist nicht ungewöhnlich, am 11. August beispielsweise wurden 34 Ausbrüche registriert. All diese vulkanischen Aktivitäten sind von sehr unterschiedlicher Größe und Dauer – und auch höchst unterschiedlich hinsichtlich des Ausstoßes von CO2.

«Schätzungen der weltweiten CO2-Emissionen aus Vulkanen auf Basis punktueller Messungen ergeben, dass diese viel niedriger sind als die menschengemachten Emissionen», stellt dazu die Klimainitiative des renommierten Helmholtz-Instituts fest. Zudem gebe es «keinerlei Hinweise darauf, dass sich die vulkanische Aktivität in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert hätte». Dies hätte aber der Fall sein müssen, wenn man den Anstieg der CO2 Konzentration in der Atmosphäre mit den Emissionen von Vulkanen erklären wollte.

Nach Angaben der Smithsonian Institution (Washington DC) zeigt ein Blick auf die Zahl der größeren Vulkanausbrüche, dass diese sich in den vergangenen 200 Jahren nicht wesentlich verändert hat. Verändert hat sich lediglich die Zahl der gemeldeten kleineren Vulkanausbrüche – dies wird von den Wissenschaftlern vor allem darauf zurückgeführt, dass früher viele kleinere Vulkanausbrüche weder bemerkt noch gemeldet wurden. Auch während der Zeit der vergangenen beiden Weltkriege habe man beispielsweise deutlich weniger vulkanische Aktivität gemeldet als zuvor und danach - einfach deswegen, weil man mit anderen Dingen beschäftigt war.

CO2-Werte stiegen nach Vulkanausbrüchen kaum

Die Menge der Emissionen wird vom Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC) auf 637 Megatonnen Kohlendioxid geschätzt. Dies seien etwa 1,6 % der von Menschen gemachten CO2-Emissionen. Für Vulkanfelder im Yellowstone-Nationalpark (USA) habe man eine Emission von 3,7 Megatonnen pro Jahr gemessen.

Die Helmholtz Klimainitiative argumentiert, falls vulkanisches Kohlendioxid einen nennenswerten Anteil an den gesamten CO2-Emissionen hätte, müsste man nach größeren Vulkanausbrüchen einen deutlichen Anstieg in den laufenden Messungen bemerkt haben. Dies sei aber nirgendwo der Fall gewesen.

Vulkanausbrüche tragen zwar zu einer Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre bei, laut der US-Raumfahrtbehörde NASA übersteigt aber der Einfluss menschlicher Aktivitäten auf den Kohlenstoffkreislauf jenen aller Vulkane weltweit zusammengenommen um mehr als das Hundertfache. Zur Veranschaulichung: Ein Vulkan in der Größe des US-Vulkans Mount St. Helens müsste laut NASA-Berechnungen alle 2,5 Stunden ausbrechen und ein Vulkan in der Größe des philippinischen Mount Pinatubo zwei Mal täglich, um die gleiche Menge an CO2 zu erreichen, die von menschlichen Aktivitäten freigesetzt wird.

Manchmal verursachen Vulkane sogar Kühl-Effekt

Trotzdem können Vulkan-Ausbrüche einen Einfluss auf das Klima haben. Allerdings hat dieser nichts mit Kohlendioxid zu tun. Denn klimawirksam sind nach Angaben des Umweltbundesamtes vor allem Vulkanausbrüche, deren «Auswurfmasse» eine Höhe von 10 bis 50 Kilometern oder sogar noch mehr erreiche. Dies sei beispielsweise beim stärksten explosiven Vulkanausbruch der letzten Jahrhunderte, dem Tambora (Indonesien) im Jahr 1815, der Fall gewesen.

Dabei habe sich gezeigt, dass sich aus den schwefelhaltigen Vulkan-Gasen innerhalb einiger Monate Sulfatpartikel bilden. Diese hielten einen Teil der Sonnenstrahlung zurück. Dadurch entstehe auf der Erde ein «abkühlender Effekt». Etwas ähnliches habe man auch beispielsweise nach dem Ausbruch des Pinatubo (Philippinen) im Jahr 1991 beobachten und messen können.

Auch aus der Tatsache, dass in den vergangenen rund 10.000 Jahren die CO2-Konzentration lange Zeit in etwa konstant geblieben sei, könne geschlossen werden, dass der vulkanische CO2 Ausstoß gegenüber dem des Menschen unbedeutend sein müsse.

Globale Abkühlungen nach «vulkanischen Supereruptionen» könnten bei mehreren Grad liegen und weit reichende klimatologische Konsequenzen haben, heißt es in einer Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Die dabei aus den Schwefelgasen sowie aus Asche entstehenden Teilchen würden dann jedoch relativ schnell in ein bis zwei Jahren wieder aus der Atmosphäre ausfallen.

(Stand: 12.08.2024)

Links

Facebook-Post, archiviert

Zählung Volcanodiscovery.com, archiviert

Zahl Vulkanausbrüche, archiviert

Helmholtz-Initiative, archiviert

IPCC-Angaben, archiviert

Umweltbundesamt, archiviert

Studie Max-Planck-Institut, archiviert

US-Raumfahrtbehörde NASA, archiviert

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