Eine Frage der Zeit: Wenn Politiker müde werden

Gelegentlich sind auch Politiker und Politikerinnen müde. Vor allem dann, wenn sie pausenlos arbeiten sollen. Ein Facebook-Post aus Luxemburg teilt ein Foto, das laut Bildunterschrift angeblich die «Delegation der BRD» beim «Klimagipfel in Dubai 2023» zeigt. Es ist mit dem Kommentar «Adios nächste Milliarden!» versehen. Das Bild ist allerdings ein wenig aus der Zeit gefallen.

Bewertung

Das Foto mit schlafenden deutschen Klima-Politikerinnen ist - anders als behauptet - nicht 2023 bei der Klimakonferenz in Dubai entstanden.

Fakten

Das als «Foto des Tages» gekennzeichnete Bild zeigt rechts hinter dem Schild «Germany» Außenministerin Annalena Baerbock, die mit nach vorne gesenktem Kopf eingenickt zu sein scheint. Neben ihr sitzt mit nach hinten gefallenem Kopf, offenem Mund und geschlossenen Augen ihre für Klimafragen zuständige Staatssekretärin Jennifer Morgan. Daneben erkennt man eine weitere Delegierte mit auf die Hand gestütztem Kopf und geschlossenen Augen.

In dem Facebook-Post wird in luxemburgischer Sprache kommentiert: «Na super! Sie fliegen hin und zurück zu einem Treffen im Privatjet, das den Steuerzahler eine Menge Geld kostet (obwohl niemand sie vermissen würde, wenn sie sich in der Wüste verirren würden), um zu pennen???»

Tatsächlich ist das Foto nicht bei der Klimakonferenz 2023 in Dubai (COP28) entstanden, sondern bei der vorherigen Klimakonferenz 2022 im ägyptischen Scharm el Scheich (COP27). Es wurde beispielsweise am 22. November 2022 in der schweizerischen Zeitschrift «Die Weltwoche» unter anderem mit diesem Begleittext veröffentlicht: «In unvorteilhaften Posen hingen die Klimaretter die ganze Nacht in ihren Stühlen - mit offenem Mund und geschlossenen Augen. Allein unsere Annalena hielt Wacht, derweil ihre Staatssekretärin Jennifer Morgan sanft neben ihr schnarchte.»

Altes Foto aus der Nacht der letzten Sitzung

Aufgenommen wurde das Foto am 20. November 2022 kurz vor dem Ende einer Plenarsitzung, die während der gesamten Nacht andauerte. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete an diesem Morgen um 05.53 Uhr in einer Eilmeldung über das Ende der Konferenz. In einem späteren dpa-Bericht über die Ereignisse in jener Nacht heißt es: «Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind schon abgereist, als der ägyptische Konferenzpräsident Samih Schukri in der Nacht zum Sonntag mit monotoner Stimme eine Abstimmung nach der anderen abwickelt. Müde Delegierte - und keine Kraft mehr für große Kämpfe.»

Die österreichische Klimaministerin Leonore Gewessler berichtete einem Artikel der Kronen-Zeitung zufolge, das Foto sei während des Schlussplenums entstanden, das um 0400 Uhr morgens begonnen habe. Sie äußerte sich zu dem Foto, weil in österreichischen Medien behauptet worden war, auch sie sei auf dem Foto zu sehen - was sich allerdings als Verwechslung mit einem deutschen Delegationsmitglied herausstellte.

Das Foto mit Baerbock kann übrigens schon deswegen nicht die deutsche Delegation bei der Klimakonferenz in Dubai zeigen, weil Baerbock bis zum 6. Dezember 2023 überhaupt noch nicht nach Dubai gereist war. Sie wollte erst in der Schlussphase die Verhandlungsleitung übernehmen. Der Facebook-Post mit der Falschbehauptung stammt vom 4. Dezember.

Menschen haben ein Bedürfnis nach Schlaf

Die Webseite de24Live.de berichtete am 4. März 2023 unter Verweis auf das Foto aus Scharm el Scheich von der COP27 in empörtem Tonfall: «Menschen sind auf der Straße, kleben sich sogar auf die Straße, tun was nur geht und die Grünen Politiker schlafen gemütlich beim letzten Klima-Gipfel.»

Was immer man unter «gemütlichem» Schlaf verstehen mag: Dass Politiker nach längerem Schlafentzug die Augen zufallen, ist weder neu noch ungewöhnlich. Es hat mit der Biologie des Menschen zu tun. Eine Google-Bildersuche nach schlafenden Politikern bei Klimakonferenzen zeigt, dass nicht nur Politiker wie Joe Biden oder Boris Johnson, sondern auch andere Teilnehmer von Klimakonferenzen mitunter von Müdigkeit übermannt werden.

Politiker reisen nicht zu Konferenzen, um dort zu schlafen. Im fraglichen Facebook-Post ist das Foto falsch datiert und falsch verortet. Zudem fehlt jeglicher Hinweis auf den zeitlichen Zusammenhang, in dem das Bild entstanden ist. 

(Stand: 07.12.2023)