Falsche Todesliste

Prominente starben aus den verschiedensten Gründen

31.07.2023, 17:04 (CEST)

Drogen, Darmverschluss oder Krebs: Die Liste möglicher Todesursachen ist lang. Wer alle möglichen Sterbefälle als Folge einer Impfung darstellt, liegt jedenfalls falsch.

Genau 763 Prominente sollen nach der Impfung gestorben sein. In einem in sozialen Medien geteilten Video wird unter der Überschrift «An Impfung verstorbene Promis» behauptet, die Covid-Impfung sei die entscheidende Todesursache gewesen.

Bewertung

Diese Behauptung ist falsch. Eine stichprobenartige Prüfung der sher umfangreichen Liste ergibt, dass sie eine Reihe von Namen von Menschen enthält, die nicht an der Impfung gestorben sind.

Fakten

Ein Facebook-Post aus Luxemburg verlinkt zu einem Artikel der Webseite «kla.tv» mit der Überschrift «763 Promis nach Covid-Impfung tot! Wie viele dann erst in der Bevölkerung?!». Die Webseite bezeichnet sich als «Sender für unzensierte Berichterstattung» und verbreitet Berichte aus der Verschwörungsszene.

In dem Facebook-Post heißt es in luxemburgischer Sprache: «Ein bisschen viele Zufälle, als dass das nicht stimmen könnte. Und es sind noch lange nicht alle Geschädigten und Toten davon bekannt.»

Auf der Webseite von «kla.tv» heißt es, man habe 17 Stunden Filmmaterial zusammengefasst, um «ein weltweites Sterben nach der Corona-Impfung» zu dokumentieren.

Ein knapp 39 Minuten langes Video zeigt zunächst Menschen, die - beispielsweise bei Sportveranstaltungen oder in Fernsehsendungen - vor laufender Kamera kollabieren. Dabei wird mit Einblendungen wie «Todesfälle durch die Covid-19-Impfung» der Eindruck erweckt, es handele sich in all diesen Fällen um Folgen der Impfung. Dafür fehlen allerdings die Nachweise.

Andere Todesursachen in etlichen behaupteten Fällen

Eine stichprobenartige Untersuchung der Behauptungen zeigt, dass eine Reihe von ihnen der Überprüfung nicht standhält.

So wird auf der Webseite behauptet: «Der Jazz-Musiker Ronald McFadden stirbt unerwartet nach einem Auftritt an den Folgen der toxischen Impfungen.» Tatsächlich hat der Tod des Saxophonisten McFadden (66) mit «toxischen Impfungen» nichts zu tun. McFaddens Witwe verklagte laut Medienberichten vier Monate nach dem Tod den Konzertveranstalter und ein Hotel in Kansas City auf Schadenersatz, weil der Jazzmusiker beim Verlassen der Bühne mit seinen Steppschuhen auf glitschigem Metall ausrutschte und deshalb beim plötzlichen Aufprall auf seinem Saxophon einen Herzstillstand erlitt.

Als angebliches Impf-Opfer wird auch die US-Synchronschwimmerin Anita Alvarez im Video gezeigt, die im Juni 2022 bei der Weltmeisterschaft in Budapest im Wasser das Bewusstsein verlor und von ihrer Trainerin in letzter Sekunde gerettet wurde. Tatsächlich wies Alvarez nach dem dramatischen Zwischenfall darauf hin, dass sie schon ein Jahr zuvor - also im Juni 2021 - bei einem Wettbewerb in ähnlicher Weise das Bewusstsein verloren hatte und aus dem Wasser gezogen werden musste. Einen Zusammenhang mit der COVID-Impfung gab es nicht.

Auch die Behauptung, der Schlagzeuger der «Foo Fighters», Taylor Hawkins (50), sei an einer Covid-Impfung gestorben, hat wenig mit der Realität zu tun. Tatsächlich stellten die Behörden nach dem Tod in Bogota (Kolumbien) fest, Hawkins habe zum Todeszeitpunkt zehn verschiedene Drogen im Blut gehabt. Außerdem sei sein Herz doppelt so groß wie normalerweise gewesen.

Der Tod von Lisa Marie Presley (55), die im Januar 2023 nach einem Darmverschluss starb, hat ebenso wenig mit einer Impfung gegen Covid-19 zu tun wie jener der Schauspielerin Betty White (Golden Girls), die in der Silvesternacht 2021 kurz vor ihrem 100. Geburtstag starb. Dies gilt auch für den Schauspieler Sidney Poitier (94), der im Januar 2023 verblich: Nach Angaben der Gesundheitsbehörde von Los Angeles starb er an einer Kombination von Herz-Lungen-Versagen, Prostatakrebs und Alzheimer.

Liste ist fehlerhaft, doch Nebenwirkungen gab es

Obwohl die Promi-Todesliste von kla.tv also nachweislich fehlerhaft ist, hat es gelegentlich schwere Nebenwirkungen der Impfung gegeben.

Aus dem bis Ende März 2023 reichenden Sicherheitsbericht des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) geht hervor, dass insgesamt gut 340.000 Meldungen über den Verdacht einer Komplikation oder Nebenwirkung eingegangen sind. Davon betrafen 56 432 Fälle den Verdacht einer schweren Nebenwirkung. Dem stehen 192,2 Millionen Impfungen mit den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen gegenüber. Dabei ist zu beachten, dass ein Verdachtsfall noch nicht bedeutet, dass tatsächlich ein Impfschaden vorliegt.

In Einzelfällen hat es schwere Impfschäden gegeben. «Alle diese Schicksale sind absolut bestürzend, und jedes einzelne Schicksal ist eines zu viel, und die Menschen tun mir ehrlich gesagt auch sehr leid», sagte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach Mitte März in einem ZDF-Interview.

Nach Recherchen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sind bis Mitte März in 13 der 16 deutschen Bundesländer 6600 Anträge auf Versorgungsleistungen nach einem Corona-Impfschaden eingegangen. Davon anerkannt wurden demnach 284.

Im Kern geht es um die Verhältnismäßigkeit, wie gut eine Impfung vor möglichen schweren Schäden infolge einer Covid-Erkrankung schützt und wie oft schwere Impfschäden vorkommen. «Unter dem Strich bleibt das sehr gute Nutzen-Risiko-Verhältnis zugunsten der Impfung bestehen», erklärte etwa der Direktor der Klinik für Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, jüngst auf Twitter.

(Stand: 31.07.2023)

Links

Facebook-Post, archiviert

Video, archiviert

Bericht Tod McFadden, archiviert

Unfall Alvarez 2021, archiviert

Drogen, archiviert

Bericht Tod Presley, archiviert

Bericht Tod White, archiviert

Bericht Tod Poitier, archiviert

Sicherheitsbericht, archiviert

Interview Lauterbach, archiviert

FAZ-Artikel, archiviert

Sander auf Twitter, archiviert

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