Kein Geständnis über Graphen
Analyse und Herstellung von Impfstoff verwechselt
16.6.2023, 14:25 (CEST)
In sozialen Medien wird behauptet, der Impfstoffhersteller Pfizer habe endlich die Verwendung von Graphenoxid zugegeben. Das Graphen-Geständnis ist angeblich in einem Dokument enthalten, welches Pfizer aufgrund eines Gerichtsbeschlusses veröffentlichen musste.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch. In dem fraglichen Dokument gibt es überhaupt keinen Hinweis darauf, dass sich im Impfstoff Graphenoxid befunden hat oder befindet.
Fakten
In einem Facebook-Post aus Luxemburg heißt es Mitte Juni, die US-Gesundheitsbehörde FDA habe «bestätigt, dass Graphenoxid in den mRNA-Covid-19-Impfstoffen enthalten ist». Entsprechende Dokumente seien der Öffentlichkeit Anfang Februar zugänglich gemacht worden, «natürlich im Stillen».
Die Behauptung bezieht sich auf ein Pfizer-Dokument mit dem Titel «Structural and Biophysical Characterization of SARS-CoV-2 Spike Glycoprotein (P2 S) as a Vaccine Antigen», das die US-Gesundheitsbehörde FDA veröffentlicht hat. In diesem Dokument geht es um die Frage, inwieweit das mit dem Impfstoff injizierte sogenannte Spike-Protein zu jenem im Virus enthaltenen Protein passt.
In dem insgesamt 14 Seiten umfassenden wissenschaftlichen Papier taucht ein einziges Mal - und zwar auf Seite 7 - das Wort «Graphenoxid» auf. Allerdings nicht als Bestandteil des Impfstoffs.
Nach ersten Behauptungen über das angebliche «Graphen-Geständnis» hatte die FDA bereits in einem Tweet vom 11. April 2023 klargestellt (Versalien wie im Original): «Graphenoxid ist KEIN Bestandteil des Impfstoffs.» Im Text auf Seite 7 gehe es vielmehr darum, das Laborverfahren bei der Untersuchung der strukturellen Eigenheiten des Spike-Proteins zu schildern. Dazu werde ein spezielles Elektronenmikroskop verwendet: «Graphenoxid ist ein Material, um bei der bildlichen Darstellung des Proteins zu helfen.»
Zur Behauptung, es gehe um den Inhalt des Impfstoffs, betonte die FDA: «Kurz gesagt: das Dokument sagt nicht das aus, was Sie denken.»
Bei dem Verfahren wurde ein sogenanntes Kryo-Elektronenmikroskop eingesetzt, mit dem biologische Proben bei extrem niedrigen Temperaturen auch dank des Einsatzes von Graphenoxid untersucht werden können.
Die Behauptung, mit den COVID-Impfungen sei den Menschen heimlich Graphenoxid injiziert worden, ist vor allem in Kreisen von Verschwörungsgläubigen immer wieder verbreitet worden. Dabei wurde nicht nur eine angebliche schwere gesundheitliche Schädigung, sondern auch eine angeblich geplante technische Überwachung der Menschen behauptet. Tatsächlich sind die Inhaltsstoffe der COVID-Impfstoffe seit deren Zulassung öffentlich bekannt. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer enthält ebenso wenig wie die Impfstoffe der anderen Hersteller Graphenoxid.
(Stand: 16.06.2023)
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