«QAnon»-Mythos

Frei erfundene Gerüchte aus der Verschwörungsszene über Tom Hanks

12.04.2023, 15:47 (CEST)

Immer wieder werden Prominente Opfer von völlig aus der Luft gegriffenen Verleumdungen - zum Beispiel durch Anhänger des «QAnon»-Verschwörungsmythos. Eines der Opfer: Schauspieler Tom Hanks.

US-Schauspieler Tom Hanks ist angeblich wegen Kindesmissbrauchs von einem geheimen US-Militärgericht verurteilt und anschließend hingerichtet worden. Dies jedenfalls wird wieder einmal im Internet behauptet, so etwa in einem Facebook-Beitrag aus Luxemburg. Hanks sei ein «satanisch geprägter Pädophiler», der im Juni 2021 nach seiner Ausreise aus Griechenland in Italien verhaftet und später vor ein amerikanisches «Kriegsgericht» gestellt worden sei.

Bewertung

Tom Hanks lebt. Seine Hinrichtung ist ebenso erfunden wie die Behauptungen über seine angeblichen Verbrechen.

Fakten

Keine der Behauptungen hat irgendetwas mit Tatsachen und Fakten zu tun. Dass Hanks (66) lebt, ist aufgrund diverser öffentlicher Auftritte nicht zu leugnen. So war er am 29. März 2023 gemeinsam mit seiner Frau Rita Wilson Gast von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus anlässlich einer Feier zum griechischen Unabhängigkeitstag. Hanks und Wilson, die seit langem ein Haus in Griechenland besitzen, sind seit Juli 2020 auch griechische Staatsbürger. Wilsons Mutter war Griechin.

Die in dem Facebook-Post enthaltenen Verleumdungen hinsichtlich der angeblichen Pädophilie beruhen im Wesentlichen auf einem Artikel der Website «Real Raw News» vom 27. Juli 2021. In einem Artikel mit der Überschrift «Militär exekutiert Tom Hanks» werden die angeblichen Vergehen und die Gerichtsverhandlung einschließlich angeblicher Äußerungen Hanks' ausführlich geschildert.

Diese geschmacklose Masche ist nicht neu: «Real Raw News» hat in der Vergangenheit schon oft prominente Politiker für exekutiert oder zumindest verhaftet erklärt. Der Website zufolge wurden sowohl die ehemalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton als auch Ex-Präsident George W. Bush getötet - was frei erfunden ist.

Hintergrund ist ein viraler Verschwörungsmythos

Dass solche Berichte mit Wahrheit oder Tatsachen nichts zu tun haben, stört die Seite nicht. Sie schließt mit einem sogenannten Disclaimer jede Haftung aus: «Die Informationen auf dieser Website dienen zu Informations-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken. Diese Website enthält Humor, Parodie und Satire. Wir haben diesen Haftungsausschluss zu unserem Schutz und auf Anraten eines Rechtsbeistandes aufgenommen.»

Mit einem Hinweis auf «Adrenochrom-Parties» nimmt der frei erfundene Bericht von «Real Raw News» Bezug auf eine Verschwörungsfantasie, die vor allem während der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump von «QAnon»-Anhängern weit verbreitet wurde. Ihnen zufolge wird der Stoff Adrenochrom aus dem Blut von entführten und gefolterten Kindern gewonnen, deren Körper aus Angst angeblich größere Mengen dieses Stoffes erzeugen würden. Das Adrenochrom werde von Mitgliedern der globalen «Eliten» teuer bezahlt, um es zur Verjüngung oder Jungerhaltung zu nutzen. Belege dafür gibt es keine.

Tatsächlich kann Adrenochrom problemlos künstlich hergestellt und in jeder Apotheke gekauft werden. Es wird etwa eingesetzt, um Blutungen zu stillen. Zu Adrenochrom und der damit verbundenen Verschwörungserzählung hat die Deutsche Presse-Agentur einen gesonderten, ausführlichen Faktencheck veröffentlicht.

(Stand: 12.4.2023)

Links

Bericht über Empfang im Weißen Haus (archiviert)

Real Raw News (archiviert)

Disclaimer (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Adrenochrom

Facebook-Post (archiviert)

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